Sieben in einem Auto
sprang auf, tanzte um das Gold herum und jauchzte so laut, daß der König sofort herbeigeeilt kam.
„Nanu, wer reißt mich denn da aus dem verdienten Schlummer?“ rief er. „Bist du es, Müllerstochter? Hat’s nicht noch Zeit für das tödliche Gift bis nach dem Frühstück? Oh, was sehen meine schlaftrunkenen Königsaugen? Du hast tatsächlich das Stroh zu Gold gesponnen? Nein, sowas aber auch! Das hätte ich nie für möglich gehalten! Und alles so schön platt und glänzend. Da wird sich meine Frau aber freuen.“
„Du hast doch noch gar keine Frau!“ rief Christine dazwischen.
„Ach ja, richtig“, sagte Sascha. „Na, dann wird sich eben meine Oma freuen und unser Hund und die Katze von nebenan.“
„Und ich!“ rief Conny, „Denn ich werde ja jetzt deine Frau!“
„Und ich dein Sohn!“ meldete sich Jan.
„Oh, nein, nein, nein!“ wehrte Sascha ab. „So schnell schießen die Preußen nicht. Erst mußt du mir noch eine Kammer voll Gold spinnen, dann wollen wir weitersehen.“
„Sag bloß, jetzt soll der ganze Quatsch noch mal passieren?“ fragte Christine. „Surre, surre, Rädchen und alles? Dann komme ich ja gar nicht mehr an die Reihe!“
„Und ich auch nicht!“ maulte Jan. „Ich will endlich geboren werden und meine angebrannte Milch haben. Los, Conny, bore mich!
„Gut, kürzen wir das Spiel ein wenig ab“, sagte Sascha. „Ich soll dir jetzt zum drittenmal helfen, und du weißt nicht mehr, was du mir dafür geben sollst. Also, Müllerin, was gibst du mir denn diesmal, wenn ich dir aus der Not helfe!“
„Oh, lieber Zwerg“, jammerte Conny, „ich habe nichts mehr. Meine Ohrringe und mein Halstuch hast du ja schon.“
„Ohrringe?“ rief Jan und lachte. „Ein Zwerg? Macht er sich wohl durch die Nase, was?“
„Sei ruhig, Jan“, wies Sascha ihn zurecht. „Zwerge sind doch die allerbesten Goldschmiede, die machen ruckzuck ‘n Armbanduhr oder ‘n paar Goldzähne aus den Ohrringen!“ Und zu Conny: „Tja, liebe Müllerstochter, wenn du nichts mehr zu verschenken hast, dann versprich mir das erste Kind, das du zur Welt bringst.“
Jan sprang auf.
„Gott sei Dank!“ rief er. „Jetzt werde ich ja wohl endlich geboren, was?“
„Ja, doch, Jan, warte noch einen Augenblick!“ entschied Conny. Und zu Sascha: „So soll es sein! Mein erstes Kind sollst du haben. Wenn ich überhaupt eins kriege, wird es bestimmt ein ganz unausstehlicher Fratz werden wie ein gewisser kleiner Bruder. Ich schenke es dir mit Vergnügen.“
„Okay, schönes Maidli, dann will ich ein letztes Mal die Spindel sausen lassen.“ Und er deklamierte:
,,Laßt uns nun beginnen,
Stroh zu Gold zu spinnen.
Rädchen, surre, surre,
guck nicht auf die Uhrre.
Gold soll werden aus dem Stroh,
dann ist Müllers Tochter froh.“
„Das ist aber mal ein prächtiger Vers!“ rief Conny. „Der ist ja direkt olympiaverdächtig!“
„Gekonnt ist gekonnt“, wehrte Sascha bescheiden ab. „So, Müllerstochter, damit hätten wir’s ja wohl. Nun kannst du den beknackten König heiraten und ihm viele süße Kinderlein schenken. Aber bedenke“, hier senkte er seine Stimme zu einem drohenden Flüstern, „das erste gehört mir! Und keine Zicken gemacht, verstehst du?“ Dann wandte er sich um und sprang wild auflachend davon.
„Jetzt will ich endlich auf die Welt kommen!“ schrie Jan. „Länger warte ich nicht!“
„Aber, Jan“, sagte Christine, „Der König muß doch erst die Müllerstochter heiraten! Du kannst doch nicht vor der Hochzeit geboren werden!“
„Und warum heiraten sie dann nicht?“ fragte Jan ungeduldig. „Los, heiratet!“ verlangte er.
„Wißt ihr was?“ sagte Conny. „Wir machen noch mal einen großen Schnitt und spielen da weiter, wo der Zwerg kommt und das Kind holen will.“
„Geht doch gar nicht“, rief Jan, „das Kind ist ja noch gar nicht auf der Welt!“
„Na, dann kommt es eben jetzt auf die Welt! Hokus pokus fidibus: da bist du!“
„Bin ich jetzt geboren?“ fragte Jan.
„Ja“
„Werden alle Kinder so geboren?“
„Nein, die sitzen doch bei der Mutter im Bauch, und die muß dann ins Krankenhaus oder sich zu Hause ins Bett legen und furchtbar drücken und pressen, und schwupp! ist es da! Rund und gesund.“
„Los, Königin“, sagte Sascha, „gib deinem Fratz die angebrannte Milch zu schlabbern!“
„Oh ja“, jauchzte Jan, „her damit! Ich schrei nämlich ganz doll.“ Und schon fing er an: „Bäh, bäh, bäh, hamma, hamma, tinki, tinki
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