Sieben in einem Auto
sich auf den Weg zum Marktplatz. Dabei stöhnte er so laut, daß man glauben konnte, er hätte mindestens drei Säcke und dazu noch einen Mühlstein auf dem Rücken.
„Puh, das ist ein Gewicht!“ ächzte er. „Und der Weg ist so lang und die Sonne so heiß!“
„Ich bin jetzt eine Frau, die einkaufen geht und sieht, wie du dich quälen mußt“, rief Conny. „Ich frag dich was. He, Herr Müller, warum laden Sie denn nicht Ihrem Esel den schweren Sack auf? Sie kriegen ja einen ganz krummen Rücken!“
„Ach, gutes Weib“, jammerte Sascha, „mein Esel hat Keuchhusten. Er liegt mit Fieber zu Bett und ist für vierzehn Tage krankgeschrieben.“
„Laß mich doch dein Esel sein!“ rief Christine dazwischen. „Ich krieche auf allen vieren, so, guck mal!“
„Ach, Quatsch, ich bin ja schon auf dem Marktplatz“, wehrte Sascha ab. Er warf den Sack auf den Boden und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Dann ging er einige Schritte zur Seite und kam als König angeritten. „Brrr, mein Schimmel!“ rief er. „Rennst mir ja noch den guten Müller überkopf! Na, wie geht’s, Meister? Hat deine Mühle guten Wind?“ Nach diesen Worten drehte er sich um, machte eine tiefe Verbeugung und antwortete: „Leider nein, Herr König, ich muß mich den ganzen Tag davorstellen und selber blasen. Das strengt furchtbar an! Zu allem Unglück ist auch noch mein Esel an Mumps erkrankt und kann die Säcke nicht tragen.“
„Mumps?“ fragte Christine. „Ich denke, er hat Keuchhusten?“
„Klar, Mensch, hat er auch! Mumps und Keuchhusten und Masern und alles, was ein Esel so kriegen kann. Sei doch still!“
„Ich will jetzt endlich geboren werden!“ verlangte Jan. „Bäh, bäh, bäh! Ich will meine angebrannte Milch trinken! Hört ihr nicht, wie ich schreie?“
„Ja, doch!“ sagte Conny. „Warte noch ein Weilchen, gleich bist du an der Reihe. Los, Sascha, komm endlich zur Sache! Sag dem König, daß deine Tochter Stroh zu Gold spinnen kann.“
„Bin schon dabei“, erwiderte Sascha, „aber dazu brauche ich den richtigen Übergang. Laß mich nur machen. Du hast also große Sorgen“, fuhr er in seiner Rolle als König fort, „keinen Wind und einen kranken Esel? Jaja“, antwortete er als Müller, „Sorgen hab ich, das ist wahr. Aber zum Glück in all der Not hab ich ja meine Tochter, die mir Tag und Nacht hilft, meine Not zu lindern. Das gute Kind sitzt immerzu hinter dem Spinnrad und spinnt. Das Spinnrad steht nicht fünf Minuten still, so fleißig ist sie! Und was das Schönste ist, sie spinnt nicht etwa Wolle oder Baumwolle oder so was, nein, sie holt sich ein Bund Stroh und spinnt Gold daraus, reines Gold. Meine ganze Mühle ist schon voll davon. Ich weiß schon fast nicht mehr, wo ich das viele Stroh hernehmen soll, das sie verspinnt. Hast du nicht noch ein oder zwei Bund bei dir zu Hause im Schloß, Herr König? Ich bezahle es dir gut. Ob ich Stroh im Schloß habe?“ lachte der König. „Natürlich habe ich Stroh im Schloß, jede Menge sogar. Und darum schickst du mir morgen deine Tochter her, damit sie mir alles zu Gold spinnt. Sollte sie das nicht können, so wird mein Henker sie um einen Kopf kürzer machen. Hüh, mein Brauner, Hüh! Wir wollen nach Hause, die Mama hat längst das Mittagessen fertig!“
„Die Mama?“ rief Conny lachend und tippte sich an den Kopf. „Für den König kocht nicht die Mama, sondern ein ganz besonderer Koch aus China oder Frankreich.“
„Bei mir kocht aber die Mama!“ widersprach Sascha. „Ich bin auch als König ein Mamasöhnchen geblieben. Und außerdem ist das gar nicht wichtig für das Spiel.“
„Aber dein Pferd hast du verwechselt“, rief Christine. „Du bist auf einem Schimmel gekommen und nicht auf einem Braunen!“
„Ist auch egal“, sagte Sascha. „Auf alle Fälle bin ich jetzt wieder der Müller und muß meiner Tochter erzählen, was sie morgen auf dem Schloß zu tun hat. Komm doch einmal her, mein Töchterchen, ganz nah zu deinem Müllerpapa. Ich muß mit dir sprechen.“
„Ja, Papilein“, hauchte Conny, „worum geht es denn? Hast du einen Mann für mich?“
„Nun, das nicht gerade, mein Kind“, antwortete Sascha, „aber eine große Aufgabe. Du mußt morgen zum König aufs Schloß gehen und ihm sein ganzes Stroh zu Gold spinnen. Und wenn du es nicht kannst, läßt er dir den Kopf abhacken. Das hab ich dir als Überraschung vom Markt mitgebracht. Schön, nicht?“
„Ich soll Stroh zu Gold spinnen?“ rief Conny entsetzt. „Das
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