Sieben in einem Auto
legte die andere zurück und konnte nun ihrer Familie einen lauwarmen Sprudel eingießen.
„Schmeckt wie Spülwasser“, stellte Sascha fest.
„Genau“, bestätigte Conny, „nur nicht so gut!“
Nachdem alle getrunken hatten, war die Flasche leer, aber der Durst noch nicht gestillt. Es half nichts, Frau Heger mußte noch einmal nach dem Flaschenöffner suchen. Sie fand ihn schließlich und konnte die zweite Flasche öffnen. Jetzt waren die Kinder zufrieden.
Als sie den Starnberger See passiert hatten, tauchten die Berge am Horizont auf, und bald konnten sie erkennen, daß sie tatsächlich teilweise mit Schnee bedeckt waren. „Jetzt sind wir bald da!“ frohlockte Jan. „Sind aber gar nicht hoch, die Berge, kann ich ja rüberspringen mit Anlauf.“
„Aber nur vielleicht!“ rief Sascha. „Sie werden nämlich höher, je näher wir rankommen, sollst mal sehen.“
„Wachsen die immer noch?“
„Nein, aber es sieht so aus. Von weitem ist alles klein. Wenn man dann davorsteht, ist es riesengroß.“
„Auch Ameisen?“ fragte Jan.
Christine kicherte.
„Die werden so groß wie ein Pferd“, sagte sie.
„Und die Pferde?“ fragte Jan.
„Die werden so groß wie Elefanten.“
„Und die Elefanten?“ wollte Jan wissen.
„Die nehmen ihren Rüssel und versohlen dir den Hintern, wenn du das dumme Gefrage nicht sein läßt!“ rief Conny. „Halt mal eine Zeitlang die Klappe, ich will schlafen!“
„Bäbäbäbäbä!“ machte Jan. „Halt selber die Klappe, du alte Schlafmütze!“
„Warum bist du bloß so böse?“ fragte Frau Heger. „Kannst du nicht verstehen, daß Jan sich langweilt und darum nach allem möglichen fragt?“
„Ich langweile mich genauso“, knurrte Conny. „Darum hat man noch lange kein Recht, seinen Mitmenschen auf den Nerven herumzutrampeln!“
„Spielt doch wieder“, sagte Herr Heger, „dann vergeht die Zeit schneller. Lange dauert es ohnehin nicht mehr. Ich schätze, daß wir gegen vier Uhr an der Grenze sind.“
„Was ist eine Grenze?“ fragte Jan.
„Geht die dösige Fragerei schon wieder los!“ stöhnte Conny. „Hier kann doch keiner was sagen, ohne daß Jan gleich mit seinen blöden Fragen hinterherkommt!“
„Nun hör aber auf, Conny!“ rief Frau Heger. „Jan ist eben wissensdurstig, darum fragt er. Und nur durch Fragen kann man lernen, solange man noch nicht selber lesen und sich die Antworten aus Büchern holen kann. Du hast früher genausoviel gefragt, warst genauso wissensdurstig, aber das hast du anscheinend vergessen.“
Conny winkte ab und kuschelte sich mit geschlossenen Augen in das Kissen, das sie sich in die Ecke zwischen Rückenlehne und Seitenwand des Autos geklemmt hatte. Jan steckte einen Finger in den Mund und dachte nach.
„Ich bin auch wissenshungrig!“ sagte er nach einer Weile. „Haben wir noch was zu essen?“
Christine griente.
„Ich bin auch wissenshungrig“, sagte sie. „Ich möchte ein Stück von Tante Steffis Torte essen, das schmeckt und macht schlau.“
„Und satt“, sagte Sascha. „Ich könnte auch ein Stück vertragen.“
„Ach, Kinder“, wehrte Frau Heger ab, „die Torte ist völlig zermatscht. Wartet, bis wir Rast machen. Während der Fahrt könnt ihr sie nicht essen, das gibt eine große Schmiererei.“
„Zwischen Bad Tölz und dem Sylvenstein-Stausee fahren wir kilometerlang neben der Isar her“, sagte Herr Heger. „Da finden wir bestimmt irgendwo einen schönen Rastplatz und können uns vielleicht sogar im Wasser abkühlen, und erfrischen. Habt noch eine halbe Stunde Geduld.“
„Ist da die Grenze?“ fragte Jan.
„Nein, aber da sind wir schon ganz nahe dran.“
„Kann man die anfassen?“
„Klar!“ rief Conny grinsend und gähnte. „Das ist nämlich ein dickes rotes Band, quer über die Straße gespannt. Und wer da rüber will, muß ganz schön springen können. Wenn er die Beine nicht hochkriegt, fällt er aufs Maul.“
„Conny scheint heute ihren Tag der gepflegten Ausdrucksweise zu haben“, sagte Herr Heger. „Bedienen sich deine Mitschüler auch dieses gehobenen Umgangstons?“
„Natürlich!“ rief Conny. „Den saudummen Schmus Höherer Töchter macht bei uns kein Schwein mit. Wir sind nämlich der Meinung, daß Scheiße Scheiße bleibt und daß sie nicht weniger stinkt, wenn man sie Kot nennt oder Stuhl. Das ist doch alles Schwachsinn.“
„Nun reicht es aber wirklich! „ rief Frau Heger. „Allmählich muß man sich ja für dich schämen! Wenn du unbedingt so reden
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