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Sieben in einem Auto

Sieben in einem Auto

Titel: Sieben in einem Auto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schrader
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holte hörbar Luft, und Jan löste den Klammergriff um den Hals seines Vaters. Christine stellte sich auf die Zehenspitzen, und schaute aus dem rückwärtigen Fenster, um den Knoten im Seil zu sehen, von dem der Dicke gesprochen hatte. Aber sie sah keinen. Da tippte sie sich heimlich ein zweites Mal an die Stirn.
    Mit großer Erleichterung stiegen alle an der Bergstation aus. Nun war es überstanden, was nun kam, konnte nicht mehr gefährlich werden.
    „Auf geht’s!“ sagte Alois. „Hier herüber“.
    Die Mitfahrer zerstreuten sich. Einige hatten nichts Eiligeres zu tun, als den Gasthof aufzusuchen. Andere, in klotzigen Bergschuhen, Kniebundhosen, dicken roten Wollstrümpfen und Seilen und Haken über der Schulter, schickten sich an, steile Wände zu erklettern, und mehrere schienen auch den Goetheweg entlangwandern zu wollen. Niemand aber war so luftig gekleidet, trug so angenehm leichte Schuhe wie die Hegers. Auch die beiden jugendlichen Bergführer nicht. Auf einem Spaziergang soll man sich wohlfühlen, hatte Herr Heger gemeint, und vor allen Dingen muß dabei Luft an den Körper, die gesunde ozonreiche Luft der Alpen. Füße, die man einzwängt in schwere Stiefel, können nicht atmen, außerdem erschlafft ihre Muskulatur, wenn sie von allen Seiten gestützt werden. Ein Fuß muß volle Bewegungsfreiheit haben, und den Zehen darf das freie Spiel nicht verwehrt sein! Das galt im Hause Heger, und im Wald und auf der Heide des norddeutschen Flachlandes hatte sich diese Ansicht oft und oft als richtig erwiesen. Nur, hier war man nicht in der Heide, wo der Sand weich war, hier war man auch nicht im Wald, wo der Boden federte: hier war man im Hochgebirge! Hier mußte man den Fuß auf Stein setzen, auf harten Stein, der nicht bereit war, den Füßen, die ihn traten, auch nur einen Millimeter nachzugeben. Das sollten die Hegers bald merken.
    Aber erst einmal genossen sie die unvergleichliche Aussicht ins Inntal.
    „Toll hier oben, was?“ schwärmte Sascha. „So was gibt es bei uns nicht!“
    „Jetzt mit einem Segelflugzeug hier runtersausen, das müßte Spaß machen“, sagte Christine.
    „Ich danke für Obst und Südfrüchte“, rief Conny. „Die Fahrt mit der Seilbahn hat mir gereicht!“
    Frau Heger beschattete die Augen mit der Hand. „Kinder, seht euch nur mal den Inn an!“ rief sie, „Wie ein silbernes Band schlängelt er sich durchs Tal.“
    „Schlängelt er sich?“ wollte Jan wissen. „Warum?“
    „Weil er nicht geradeaus fließen kann! Überall sind Ecken und Kanten und Felsen und Steine, denen er ausweichen muß.“
    „Von hier oben sieht alles so aus wie in unserm Atlas die Luftbildaufnahmen“, stellte Sascha fest. „Alles ist so klein wie Spielzeug.“
    „Ameisenmenschen kann ich aber nicht sehen!“ rief Jan. „Sind wohl alle im Haus, was?“
    „Nein, die sind noch kleiner als Ameisen“, sagte Herr Heger, „dafür brauchst du ein ganz starkes Fernglas. Aber ich sehe den roten Bus, mit dem wir heute morgen gekommen sind! Da neben der hohen Tanne. Seht ihr ihn auch?“
    „Was für ‘ne Tonne?“ fragte Jan.
    „Tanne, mein Junge, neben der Tanne, hab ich gesagt. Das ist ein Baum, ein Tannenbaum. Der hohe da unten. Kannst du ihn nicht finden?“
    Die beiden Bergführer wurden ungeduldig.
    „Aufi geht’s!“ rief Alois, „‘s gibt noch mehr zu sehen am Weg. Kommt’s nur.“
    Jan hatte den Bus entdeckt. „Da isser er ja!“ rief er. „Is der aber klein! Da passen ja nicht mal Zwerge rein!“
    „Phänomenal!“ sagte Conny. „Einfach phänomenal!“ Und sie hob die Arme, als wollte sie die Sonne vom Himmel pflücken. Christine blickte ihre Schwester von der Seite an und fragte sich, was sie damit wohl meinen könnte.
    Stefan sagte zu allem, was sich seinen Augen darbot, nur schlicht: „Brrr bullullu Papa!!! Jeijeijei! Da!“
    „So, nun wollen wir aber auch“, sagte Herr Heger endlich. „Damit unsere Bergführer nicht die Geduld mit uns verlieren! Sehr viel davon haben sie anscheinend nicht mit auf die Wanderung genommen, sie machen ja schon ganz mürrische Gesichter.“
    Alois und Markus waren schon zwanzig Meter vorausgegangen. Nun folgten ihnen die Hegers im Gänsemarsch hintereinander, Christine vorneweg, Conny am Ende.
    Der steinige Weg, aus dem Felsen herausgehauen, war anfangs recht breit, wurde aber bald so schmal, daß keine zwei Personen nebeneinander gehen konnten.
    „Kinder, seid vorsichtig“, warnte Frau Heger, „das ist ja gefährlich hier!“
    Herr Heger nahm

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