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Sieben in einem Auto

Sieben in einem Auto

Titel: Sieben in einem Auto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schrader
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würde runterkollern. So aber stehen die Kabinen senkrecht, und man braucht hier drinnen nicht bergzusteigen.“
    Markus und Alois, die beiden jugendlichen Bergführer, hatten einen prallgefüllten Rucksack mit, den sie nun neben sich auf den Sitz stellten. Der Rucksack, den Frau Heger trug, war nicht weniger prall. Außer Broten, Obst, Ersatzwindeln für Stefan und einigen Pullovern enthielt er noch Verbandszeug, Klopapier und eine Wolldecke zum Draufsetzen.
    Es ruckte, die Bahn fuhr an. Alle schauten aus dem Fenster. „Geht aber ziemlich steil, was?“ rief Jan.
    „Wenn da mal die Bremsen versagen, möchte ich nicht gerade drinsitzen“, bemerkte Conny.
    „Kann nicht passieren“, sagte Alois, „der Zug bremst automatisch.“
    „Und wenn die Automatik ausfällt?“ fragte Conny.
    „Kann sie net!“ sagte Alois. „Und wenn, dann is do noch a zwoate Automatik.“
    Conny grinste Sascha an.
    „Und wenn die auch ausfällt?“
    „Kann sie net“, widersprach Alois. „Weil, dann fällt do so oane Sicherung herunter.“
    „Hoffen wir’s!“ sagte Conny.
    Der Zug stieg und stieg. Innsbruck blieb zurück. Die Insassen sahen die Stadt kleiner und kleiner werden.
    „Gleich sind die Menschen alle Ameisen“, sagte Jan, „ganz klitzekleine Ameisen.“
    Auch Stefan genoß vom Rücken seines Vaters aus das sanfte Gleiten und den Ausblick auf die sonnenüberstrahlte Stadt. Er lutschte hingegeben auf seinem Schnuller und war vor Staunen stumm. Markus und Alois gaben sich Mühe, möglichst gelangweilt dreinzuschauen, um den Gästen aus dem Flachland zu zeigen, daß für sie die Fahrt mit der Zahnradbahn das Alltäglichste von der Welt war, dem sie keinen besonderen Reiz abgewinnen konnten. Sie unterhielten sich in einer so stark dialektgefärbten Sprache miteinander, daß die Hegers kaum mehr als zwei, drei Worte verstanden. Als die Zahnradbahn die Hungerburg erreichte, schwebte soeben eine Kabine der Seilbahn ein. Die Leute nahmen ihr Gepäck auf und stiegen um.
    „Da sollen wir rein?“ fragte Jan. „Und wenn das dünne Band da oben reißt?“
    „Das dünne Band da oben ist ein dickes Stahlseil“, erklärte Herr Heger, „und kann gar nicht reißen.“
    „Woher weißt du das denn so genau?“ fragte Conny. „Weil es so dick ist, daß es glattweg doppelt soviel tragen kann, wie es muß. Das hat man präzise ausgerechnet. Die österreichischen Techniker kennen sich aus mit Seilbahnen, das kannst du mir glauben.“
    „Das Seil hängt aber doch Tag und Nacht draußen“, gab Conny zu bedenken, „bei Regen und Schnee und jedem Wetter. Dabei kann es doch rosten! Und wenn es verrostet ist, reißt es auch.“
    „Na, heute wird es hoffentlich noch halten“, sagte Herr Heger. „Los, Leute, steigt ein, die Bahn ist kein Taxi und wartet nicht!“
    In der engen Kabine mußten alle stehen, und weil die Fenster aus Sicherheitsgründen sehr hoch angebracht waren, mußten die großen Kinder sich auf die Zehenspitzen stellen, um ausblicken zu können. Die kleinen indessen, zu denen auch Jan gehörte, sahen gar nichts.
    „Kannst du mich nicht auf den Arm nehmen, Papa?“ bat er. „Ich will auch was sehen, so wie Stefan!“
    Herr Heger bückte sich und hob Jan hoch.
    „Halt dich da am Fenstergitter ein bißchen fest“, sagte er, „dann bist du nicht ganz so schwer.“
    Sanft und ruhig schwebte die Gondel in die Höhe. Die Fahrgäste hatten das Gefühl, frei in der Luft zu hängen, da die Entfernung zwischen den Haltemasten sehr groß war und nur die hinten stehenden das dicke Trag- und das dünne Zugseil sehen konnten.
    „Wir sind jetzt bestimmt hundert Meter über der Erde“, sagte Christine. „Wenn wir runterfallen, sind wir alle tot.“
    „Freilich, freilich“, sagte ein dicker Mitreisender lächelnd, „aber das kommt im Jahr höchstens zwei-, dreimal vor.“ Christine sah ihn zweifelnd an. Dann drehte sie sich um und tippte sich verstohlen an den Kopf.
    Plötzlich gab es einen Ruck, und die Gondel blieb stehen. Sie schaukelte, schwankte, pendelte auf und ab, und es schien, als würde sie jeden Augenblick wieder abwärts sausen.
    Alle erschraken und hatten ängstliche Augen. Jan klammerte sich hilfesuchend an seinen Vater. Nur der dicke Mitfahrer sagte in die Stille hinein: „Ach, ist der lästige Knoten immer noch im Seil! Unerhört! Damit hat die Bahn jedesmal ihre Schwierigkeiten. Es wird wirklich Zeit, daß sie den raussägen!“
    Ein erneuter Ruck, die Bahn nahm die unterbrochene Fahrt wieder auf. Sascha

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