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Sieben in einem Auto

Sieben in einem Auto

Titel: Sieben in einem Auto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schrader
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ihrer Nähe ist, gebrauchen sie die gröbsten und häßlichsten Ausdrücke. Aber ich bin der Meinung, daß wir das bei uns in der Familie nicht auch so halten müssen.“
    „Wieso? Ich weiß gar nicht, was du dagegen hast!“ wandte Conny ein. „In jeder Zeitschrift und auch in den Büchern wimmelt es doch nur so von Scheiße und Arsch und Arschloch. Das ist doch der normale Umgangston!“
    „Den du bitte nicht übernehmen wirst!“ rief Frau Heger. „Man muß doch nicht alles nachbabbeln, was man auf der Straße hört!“
    „Man muß nicht, aber man kann“, sagte Sascha, „weil es eben einfach Spaß macht. Was meinst du, wie die in meiner Klasse brüllen würden, wenn ich sagte, ich müßte mal eben aufs Klo und AA machen! Du, die würden aber ganz laut Scheiße schreien!“
    Jan lachte so sehr bei diesen Worten, daß er fast vom Sitz fiel. „Kannst du es wirklich nicht lassen!“ wies Frau Heger Sascha zurecht. „Vergiß nicht, daß dein kleiner Bruder von dir lernt! Soll er bald genauso reden?“
    „Tja, das wird sich wohl nicht vermeiden lassen“, sagte Sascha grinsend. „Er ist ja ein schlaues Kerlchen und begreift schnell. Auf jeden Fall werde ich auf dem Balkonlokus manche fröhliche Sitzung haben, wenn wir da wohnen, das weiß ich mit absoluter Sicherheit.“
    „Wenn wir da wohnen!“ nahm Herr Heger das Wort auf. „Aber noch wohnen wir da nicht und ich weiß nicht, ob wir die Wohnung in Hall ohne einen triftigen Grund vor der abgemachten Zeit verlassen können.“
    „Ist mein kurzes Bett vielleicht kein Grund?“ fragte Christine. „Vierzehn Tage kann ich so nicht schlafen!“
    „Und ich nicht in dem Loch unterm Dach!“ rief Conny. „Da kriegt man ja Raumangst und hat Alpträume! Man fühlt sich wie in einem Käfig, der immer enger wird und einen auf einmal knitsche knatsche zusammenquetscht.“
    „Natürlich“, sagte Frau Heger, „das sind triftige Gründe. Unsere Unterbringung verstößt gegen die Abmachung. Zwei Tage lasse ich mir das noch gefallen, wenn die Holländer dann noch nicht raus sind und die uns zustehenden Räume freimachen, ziehen wir um!“
    „Axel ist aber so süß“, sagte Jan maulend. „Wenn wir ausziehen, haben wir ihn nicht mehr.“
    „Dafür habt ihr aber den Hund von Frau Pfister“, tröstete Frau Heger. „Und eine Katze war da doch auch noch.“
    „Und Kühe“, ergänzte Herr Heger. „Hast du sie nicht gesehen? Auf der Weide am Haus standen mindestens sechs Stück. Und alle haben eine Glocke um den Hals.“
    „Eine Glocke hatten die?“ staunte Jan. „Warum das denn?“
    „Damit man sie wiederfindet, wenn sie sich oben in den Bergen verlaufen haben. Das Läuten ihrer Glocken zeigt dann dem Bauern genau den Weg.“
    „Hm“, sagte Jan nachdenklich, „sind wohl dumm, die Kühe, was?“
    „Wie kommst du denn darauf?“
    „Weil sie nicht mal wissen, wo sie hin müssen! Ich weiß immer, wo ich hin muß!“
    „Du bist ja auch keine Kuh“, sagte Conny, „du bist ein kleiner, süßer, winziger, zwergiger, lustiger, hübscher, rotbackiger...“ Sie machte eine Pause und schielte Jan grinsend an.
    „Wenn du jetzt wieder Esel sagst“, rief Jan, „mach ich knitsche knatsche, und du bist platt geknetscht, so platt wie meine Hand!“
    „Ich sag doch nicht Esel“, flötete Conny mit ihrer süßesten Stimme, „ich sag ja nicht mal Ochse oder Pferd oder Ziegenbock.“
    „Papa, hörst du nicht, was die alles zu mir sagt?“ rief Jan empört.
    Herr Heger lächelte.
    „Sie sagt doch, daß sie es nicht sagt. Du weißt, daß das so ihre Tour ist. Sie beschimpft dich nicht wirklich, und doch ärgert es dich. Am besten, du hörst gar nicht hin. Siehst du da die Kühe auf der Weide? Die braunweißen? So sehen die Kühe von Frau Pfister auch aus.“
    Am nächsten Tag fragte Frau Heger die Holländer, als sie sie zufällig beim Bäcker traf, so ganz nebenbei, wann sie wohl abreisen wollten, und erfuhr, daß sie mindestens noch drei Wochen in dem schönen Tirol zu bleiben gedachten. Daraufhin ging sie sofort zu Frau Brewer und stellte sie zur Rede.
    „Bitte, Frau Brewer“, fragte sie, „wann können wir die bestellten Zimmer haben? Ich kann es nicht mehr mit ansehen, in welcher schlimmen ungesunden Lage meine Tochter im Bett liegen muß. Sie hat ohnehin einen krummen Rücken, schläft zu Hause sogar in einem Gipsbett und soll auf keinen Fall ihre Wirbelsäule noch mehr schädigen. Sie verstehen meine Fürsorge, Sie haben ja selbst Kinder und wollen sicherlich

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