Sieben in einem Auto
auf den Arm, um mit ihm nach draußen zu gehen, bis sie gegessen hätten.
Dort setzte er Stefan auf die Erde und ließ ihn laufen. Vor dem Gasthof befand sich ein Parkplatz, auf dem mehrere Wagen eng nebeneinander standen. Stefan wackelte darauf zu, zottelte zwischen einem Audi und einem Opel durch, kam zwischen zwei anderen Wagen zurück, verschwand wieder, tauchte am Rand des Parkplatzes auf, schaute unter die Autos, betatschte die Scheinwerfer und die Heckleuchten und blieb schließlich mit leicht gebeugten Knien neben einem Simca regungslos stehen.
Auweih! dachte Herr Heger. Damit hätte er ruhig noch ein bißchen warten können! Haben wir denn Windeln mit? Er öffnete den Kofferraum und sah nach. Ja, Windeln waren da. Also nahm er zwei heraus, steckte sie unter sein Hemd und schaute sich um, wo er seinen Jüngsten waschen und ihm die Windeln wechseln könnte. Die Weide hinter dem Parkplatz schien ihm günstig dafür. Die gewaltige Platane am Rand verbarg ihn vor den Blicken der Vorübergehenden. „Siehst du“, sagte er, „nun fühlst du dich wieder wohl und schreist nicht mehr rum, nicht?“ Dann trug er ihn in die Gaststätte zurück.
„Dein Schnitzel ist schon da!“ rief Frau Heger ihrem Mann entgegen. „Und für Stefan gibt es eine Backerbsensuppe. Was war denn mit ihm? Hat er sich beruhigt?“
Herr Heger nickte.
„Völlig“, antwortete er. „Er hatte ein dringendes Bedürfnis, aber nun ist alles in Ordnung.“
Nachdem alle gegessen hatten, blieben sie noch eine Weile sitzen, weil Jan eine Musikbox entdeckt hatte. Dann schlenderten sie gemächlich durch den Ort. Als sie zufällig am Fremdenverkehrsamt vorbeikamen, fragte Frau Heger nach, ob es in Fügen vielleicht auch Ferienwohnungen gäbe.
„Selbstverständlich“, sagte der Mann am Schalter, „sehr schöne sogar. Eine ganz besondere hätte ich in Fügenberg bei der Frau Rosa Pfister. Da könnten Sie ein kleines Haus ganz für sich allein haben. Hier haben Sie die Adresse. Fahren’S nur hinauf und schauen sich’s an! Die Auffahrt ist im Ort ein bissl eng, beim Gasthof ,Sonne’ vorbei, aber weiter oben können’S ganz bequem fahren.“
„Was hältst du davon?“ fragte Frau Heger ihren Mann. „Wollen wir uns das Haus mal ansehen? Die Wohnung in Hall ist doch nur ein Behelf.“
„Ein ganzes Haus für uns allein?“ rief Conny. „Klar, schauen wir uns das an! In meiner Gefängniszelle kriege ich ja Zustände!“
„Und ich in meinem Babybett“, sagte Christine. „Ich kann mich doch nicht immer nur zusammenrollen!“
„Also, dann wollen wir mal“, sagte Herr Heger. „Zurück zum Auto, marsch, marsch! Und hinauf nach Fügenberg!“
Der Mann im Verkehrsamt hatte nicht übertrieben, die Auffahrt im Ort war wirklich sehr schmal. Hinter der Schmiede erweiterte sie sich ein wenig, stieg aber steil an und wand sich dann im Zickzackkurs mit engen Kehren und Kurven durch den Wald. Für den Gegenverkehr waren in Abständen von etwa fünfzig Metern Ausweichstellen angelegt. Herr Heger hupte an jeder der vielen Kurven, um Bergabfahrende zu warnen, und war froh, als er endlich Wald und Steigung hinter sich hatte.
„Freilich“, sagte ein Bauer, den er nach dem Weg fragte, „hier san’S richtig zur Pfister Rosa vom Hof Dinkelland. Schaugen ‘S nur dort hinüber, da ist er schon!“
Die alte Frau Pfister saß auf einer Bank vor ihrem großen Haus und zog Bohnen ab. Ein Schäferhund lag zu ihren Füßen und eine schwarzweiße Katze neben ihr auf der Bank. Die Frau war sicherlich schon siebzig Jahre alt. Sie hatte eine braune Gesichtsfarbe und dunkles Haar. Um den Hals trug sie eine weiße Binde, in der vorne vor dem Kehlkopf ein blanker Knopf saß.
Sie sah den Ankommenden freundlich entgegen.
„Grüß Gott“, sagte Frau Heger. „Sie sind bestimmt Frau Pfister?“
Die Angeredete holte tief Luft, drückte sodann mit dem rechten Zeigefinger auf den Knopf in der Halsbinde und antwortete mit einer eigentümlich dunklen Stimme: „Ja, das bin ich. Setzen Sie sich doch! Ihr auch, Kinder! Hier ist Platz genug.“
„Wir hätten uns gerne mal die Ferienwohnung angesehen“, sagte Frau Heger. „Es soll ein ganzes Haus sein. Stimmt das?“
„Da oben steht’s“, antwortete Frau Pfister, indem sie wieder auf den Knopf an ihrem Hals drückte. „Es ist heuer nicht die ganze Zeit belegt, weil eine Familie aus Stuttgart wegen eines Todesfalles kurzfristig absagen mußte.“
„Dürfen wir es uns mal ansehen?“ fragte Frau Heger. „Gern,
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