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Sieben in einem Auto

Sieben in einem Auto

Titel: Sieben in einem Auto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schrader
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Schweine“, sagte er, „kauft Mama doch immer! Schmecken doch gut!“
    „Ja, das stimmt. Wenn sie frisch geschlachtet sind, schmecken sie und sind nicht giftig. Aber wenn sie älter sind und nicht eingefroren werden oder im Kühlschrank liegen, darf man sie nicht mehr essen. So, komm, mein Stinkermäuschen, jetzt wirst du beerdigt!“
    „Willst du sie begraben?“
    „Ich denke, ich werfe sie einfach ins Klo.“
    „Nein!“ bat Jan. „Mach ihr ein Grab und stell ein Kreuz drauf!“
    Herr Heger sah seinen Sohn an.
    „Na, weißt du“, sagte er, „die hat uns tagelang was vorgestunken, und dafür soll sie noch ein richtiges Grab haben?“
    „Ja, bitte, Papa! Kann sie doch nichts für, daß sie gestunken hat!“
    Also bekam die Maus ein ordentliches Grab mit einem Holzkreuz drauf. Conny heftete einen Zettel daran, auf den sie geschrieben hatte:
     
    Hier ruht vom Erdenleben aus
    die süße kleine Stinkermaus.
    Sie hing drei Tage lang im Schrank,
    wo sie zum Steinerweichen stank.
     
    „Ob sie sich darüber freut?“ fragte Jan.
    „Und ob!“ antwortete Conny. „So vornehm wie sie werden ihre Brüder und Schwestern nicht beerdigt, du, vor allem die nicht, die von der Katze gefressen werden!“

 
    Das fahren mit dem Reither Sessellift hatte allen so gut gefallen, daß sie es unbedingt wiederholen wollten. Darum fuhren sie in den nächsten Tagen in alle Orte, wo es einen Lift gab, und ließen sich auf die Berge tragen.
    „Nur Fliegen kann noch schöner sein!“ schwärmte Sascha. „Und das auch nur vielleicht, denn da ist doch immer die Angst mit im Spiel, daß das Flugzeug abstürzt. Aber hier bist du mit der Erde verbunden, obwohl du oben in der Luft schwebst, und kannst alles völlig entspannt genießen. Ein sicheres und darum hundertprozentiges Vergnügen. Also, wenn ihr mich fragt, ich könnte von morgens bis abends tausend Berge rauf- und runterfahren.“
    Als sie wieder einmal im Auto zu einer Liftstation unterwegs waren, gerieten sie auf einer engen und gefährlichen kurvenreichen Strecke in einen Stau und mußten millimeterdicht an die Felswand heranfahren und halten, um einen breiten Reisebus vorbeizulassen. Der Fahrer des vollbesetzten Busses hielt sich mit der linken Hand ein Mikrophon vor den Mund. Zwischen Mittel- und Ringfinger steckte eine Zigarette, aus der er hin und wieder einen Zug nahm, wie man deutlich sehen konnte. Mit der ausgestreckten rechten Hand wies er über den Steilhang hinweg in das Tal hinunter, wo er seinen Fahrgästen offensichtlich etwas zeigen wollte. Er steuerte das schwere Fahrzeug mit dem Ellenbogen des linken Arms, den er zwischen die Speichen des Lenkrads gesteckt hatte.
    „Mensch, der hat Nerven, was?“ rief Sascha.
    „Nee, der hat ‘ne Schraube locker“, sagte Conny. „Auf so einer gefährlichen Strecke kann er seinen Bus doch nicht mit dem Ellbogen lenken! Wenn er für seinen Leichtsinn sterben muß, okay, dann hat er selber schuld, aber wenn vierzig Fahrgäste seinetwegen auch ins Gras beißen müssen, dann ist das ungeheuerlich!“
    „Man gut, daß wir nicht in dem Bus sitzen“, sagte Christine. „Papa macht so was nicht.“
    „Können kann er das aber auch!“ sagte Jan. „Wenn er will!“ Herr Heger schmunzelte.
    „Aber er will nicht“, sagte er. „Und er hat ja auch gar kein Mikrophon im Auto. Außerdem ist er Nichtraucher.“
    Die Wagen setzten sich wieder in Bewegung, der Stau löste sich auf.
    „Ich mag an den Steilhängen nicht aus dem Fenster gucken“, sagte Frau Heger. „Fahr bloß vorsichtig, Wolf! Schön ist es ja wirklich in den Bergen, aber überall lauert Gefahr. Wenn eins von den entgegenkommenden Autos zu weit auf unsere Seite rüberkommt und uns streift, stürzen wir in den Abgrund.“
    „Leben ist eben immer lebensgefährlich, wie Erich Kästner sehr weise bemerkt“, sagte Herr Heger. „Man darf nicht dauernd daran denken, dann kommt man am besten zurecht.“
    „Stellt euch vor, was mir die alte Frau Pfister neulich erzählt hat!“ rief Frau Heger. „Es fällt mir bei dieser Gelegenheit gerade ein. Sie war als jungverheiratete Frau, zwei-, dreiundzwanzig Jahre alt, mit ihrem zweijährigen Söhnchen ganz allein als Sennerin auf einer Alm in der Nähe von Mayerhofen.“
    „Die war Sängerin?“ fragte Jan. „Konnte sie früher gut singen?“
    „Nicht Sängerin“, erklärte Frau Heger, „Sennerin! Eine Sennerin muß nicht singen, sondern die vielen Kühe auf der Alm melken und aus der Milch Butter und Käse

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