Sieben in einem Auto
sie bei der Bergstation an. Ein stämmiger Mann in kurzen Lederhosen half ihnen aus den Sitzen und begrüßte sie.
„Ihr habt’s schön hier, ihr Tiroler“, sagte Frau Heger, „seid den ganzen Tag an der frischen Luft und könnt die herrliche Aussicht genießen.“
„Schon, schon“, gab der Mann zurück, „aber für uns ist das was Alltägliches, wir sehen’s nimmer.“
Herr Heger nahm seiner Frau den Tragesitz mit Stefan ab und setzte sich ihn auf.
„Kommt“, sagte er, „wir legen uns da unten an den Hang! Von da aus können wir in zwei Täler gucken und uns die Sonne auf den Bauch scheinen lassen.“
Das taten sie. Zwei Stunden lang lagen sie auf dem weichen Gras, sahen dem Spiel der Schmetterlinge zu und beobachteten Hummeln und Bienen. Conny setzte sich abseits auf einen Baumstumpf und schrieb ihrer Seelenfreundin Geraldine wieder einen Brief.
Liebe Geraldine,
was bietet uns das Leben? An Schönheit, meine ich, an Vergnügungen, Freude, Spaß und dergleichen? Wir können was Leckeres essen, einen edlen Most schlürfen, umwerfende Filme sehen, faul in der Sonne liegen und uns räkeln, ein kühles Bad nehmen, ein besonderes Buch lesen: ja, ja, ja! Das alles ist freilich schön und erheitert Leib und Seele. Aber es ist nichts gegen die Fahrt mit einem Sessellift! Gegen den Flug mit einem Sessellift, muß ich besser sagen! Dieses unsäglich süße Schweben hat nicht seinesgleichen auf der Welt!
Du sitzt ruhig in einem bequemen Sessel, daher ja der Name, und gleitest sanft, sanft, sanft in höhere Regionen, während das Dorf mit seinem Sommerlärm, die Menschen mit ihrer lauten Unrast und die ganze Schwere dieses Lebens unter dir zurückbleiben. Ein leises Rucken: der Sessel überwindet die Rollen eines Haltemastes. Du schreckst ein wenig auf, beruhigst dich aber sofort wieder und fühlst dich sicher. Kundige Bergingenieure haben die Masten gesetzt und das Tragseil gespannt, es kann nichts passieren.
Manchmal streifst du mit dem Fuß leicht die Gräser, so nahe gleitest du über dem Boden dahin, manchmal jedoch befindest du dich Aug in Auge mit den Wipfeln der höchsten Tannen, und schwindelnde Tiefe ist unter dir. Natürlich schleicht dir dann ein gewisses Gefühl, das man mit Angst umschreiben könnte, den Rücken hoch. Auch das aber ist nicht ohne Reiz. Wie kühn bist du doch, sagst du dir, daß du das Wagnis dieser Schwebefahrt unternommen hast! Kleiner, immer kleiner die Häuser, die Fahrzeuge auf den Straßen, die Hütten an den sonnenverwöhnten Hängen! Und näher dem Himmel bist du!
Träumend schließt du die Augen und lehnst dich zurück, fühlst dich schwerelos, leicht wie eine Feder, wirst emporgetragen in eine Zone wonniger Verheißung.
Immer so gleiten, immer so schweben, immer so trunken sein vor Seligkeit!
In Liebe
Deine Conny
„Wie wohl der hübsche Ort mit dem zwiebelförmigen Kirchturm in dem Tal da drüben heißt?“ fragte Frau Heger. „Da möchte ich gerne mal hin. Wunderschön muß es da sein.“
Als sie zum Mittagessen aufbrachen, fragten sie den Mann am Lift nach dem Namen des Ortes.
„Da drüben?“ sagte der. „Das ist Alpbach im Alpbachtal. Ja, es ist schon schön da. Alleweil kommen Studenten hin und machen Kurse, ganz international.“
„Ist es weit von Reith?“
„Na, vielleicht zehn Kilometer auf einer gut ausgebauten Straße.“
Frau Heger bedankte sich für die Auskunft.
„Können Sie uns jetzt auch noch verraten, ob man hier oben mittagessen kann?“
„Freilich! Gehen S’ nur zum Steinerhof, eine halbe Stunde weit. Folgen S’ den Hinweisschildern. Das Essen dort ist gut, und den Blick ins Zillertal gibt’s gratis dazua. Da geht’s lang, grad über den Bühl!“
Der Steinerhof war gut besucht, aber auf der Veranda fanden sie alle Platz und bestellten Schweinebraten und Semmelknödel.
„Mir bitte zwei Knödel!“ sagte Frau Heger zu dem Wirt, als er die Bestellung entgegennahm. „Die erinnern mich an die Küche meiner Mutter, die kochte wienerisch. Und Semmelknödel sind meine Leibspeise.“
Die Kinder tranken Limonade, Herr und Frau Heger ein Bier. Stefan wollte unbedingt davon probieren, fand aber keinen Geschmack daran und ließ sich darum lieber Limonade einflößen.
Nach dem Essen saßen sie am Rand des Steilhanges auf einer Bank und genossen den Blick ins Zillertal.
„Da ist ja Fügen!“ stellte Sascha fest. „Zum Greifen nahe! Man müßte von hier ein Seil rüberspannen, sich dranhängen und runtersausen.“
„Dann
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