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Sieben Jahre Sehnsucht

Sieben Jahre Sehnsucht

Titel: Sieben Jahre Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Day
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schreckte aus ihren Gedanken hoch. Seine raue Stimme hallte in ihrem gesunden Ohr wider, erinnerte sie an das ringsum herrschende Chaos.
    Ein weiterer Donnerhall ertönte, gefolgt von aufspritzendem Wasser. Der Einschlag der Kanonenkugel war gefährlich nah.
    Sie geriet in Panik und versuchte, sich aus Alistairs Armen zu winden. »Lassen Siemich los.«
    Sofort lockerte er seinen Griff.
    Sie rannte los.
    »Jessica!«
    Keuchend bahnte sie sich einen Weg durch die Menge und um die aufragenden Spille herum. Seit Jahren, genauer gesagt, seit ihrer Ehe mit Tarley, war sie nicht mehr derart in Panik geraten. Erinnerungen an ihren Vater stürmten auf sie ein … Gebrüll … die Schreie ihrer Mutter … zerberstendes Glas … das pfeifende Geräusch einer Rute … das Knallen eines Gewehrs … ihr eigenes unglückliches Wimmern … Und all dies verschmolz mit dem Lärm und der Hektik um sie herum zu einem Sperrfeuer aus Geräuschen und Eindrücken, dem sie hilflos ausgeliefert war. Unter der Wucht der vielfältigen Geräusche, die nur ihr rechtes, gesundes Ohr aufnehmen konnte, wurde ihr schwindlig.
    Hastig stolperte sie weiter, von dem verzweifelten Wunsch getrieben, in die Sicherheit ihrer Kabine zurückzukehren.
    Nach einer unruhigen Nacht stand Alistair noch vor Sonnenaufgang auf. Er ging an Deck und arbeitete den ganzen Tag mit der Mannschaft, da er ein Ventil für die angestaute Energie brauchte, die ihn so ruhelos machte.
    Jessica hatte das gestrige Abendessen in der Kapitänskabine abgesagt, und jetzt, bei Sonnenuntergang, war sie immer noch nicht wieder aufgetaucht.
    Was hatte ihn da nur geritten, sie derart an sich zu drücken und festzuhalten? In wenigen dreisten Momenten hatte er die Fortschritte, die er seit der Abreise erzielt hatte, wieder verspielt.
    Es war einzig und allein seine Schuld. Mit dem Wind im Gesicht und der Aufregung ringsum war sein Blut schon vor Jessicas Erscheinen in Wallung geraten, und sobald sie da war, hatten sich sämtliche Sinneswahrnehmungen zu dem unwiderstehlichen Verlangen konzentriert, die Arme um sie zu schlingen und sie festzuhalten.
    Als sie wegrannte, wäre er ihr gern nachgelaufen, doch er konnte das Ruder nicht verlassen. Er war zutiefst enttäuscht gewesen, sie nicht beim Abendessen zu sehen. Sie belebte die Runde mit ihren guten Manieren und ihren geistreichen Bemerkungen. Ihre freimütige Art war eine Freude, und Alistair genoss es, wenn er zusah, wie sie die anderen Männer an der Tafel verzauberte.
    Er überlegte gerade, ob er sich auf die Suche nach ihr machen sollte, als plötzlich ihre Zofe an Deck auftauchte. Ihr dunkles Haar wurde von einer Rüschenhaube bedeckt, und um die Schultern hatte sie ein derbes Wolltuch gewickelt. Sie winkte Miller zu, der sie nach Art eines verliebten, täppischen Jungen anglotzte und dann zum Dollbord ging, um auf das Meer hinauszublicken.
    Mit raschen Schritten ging Alistair auf die Zofe zu und begrüßte sie.
    Als Antwort knickste sie höflich. »Sir?«
    »Ich hoffe, deine Herrin ist wohlauf. Sie wurde gestern Abend schmerzlich vermisst. Falls sie irgendetwas brauchen sollte, so zögere nicht, mich darum zu bitten.«
    Beth lächelte traurig. »Leider kann man ihr nicht helfen. Heute ist der Todestag von Seiner Lordschaft.«
    »Ach, sie trauert um Tarley.« Er runzelte die Stirn. Jessica war gestern so abrupt gegangen … Vermutlich hatte er seinen Teil zu ihrem Kummer beigetragen.
    »Ich glaube, sie braucht etwas Zeit für sich, Sir. Sie hat mich entlassen und möchte sich früh zurückziehen. Morgen ist ein neuer Tag, dann sieht die Welt schon wieder ganz anders aus.«
    Er nickte ihr zum Abschied kurz zu und ging weg. Sein Kiefer war so fest zusammengepresst, dass es ihm wehtat.
    Zum Teufel, er war eifersüchtig auf einen Toten! Hatte ihn schon als Lebenden viele Jahre lang glühend beneidet. Seit er Jessica aus dem Pennington-Wald nachgegangen war und beobachtet hatte, wie sie den hochanständigen Viscount Tarley verführte, um das Verlangen zu befriedigen, das er in ihr erregt hatte. Obwohl er ihre Leidenschaft geweckt hatte, hatte Tarley das Recht, sie zu stillen. Die Vorstellung, dass sich die Geschichte gestern womöglich wiederholt hatte …
    War sein Verlangen nach Tarley erwacht, als ihr Körper sich so sinnlich gegen seinen geschmiegt hatte?
    Mit finsterer Miene ging er zum Niedergang und stieg die Stufen hinunter. An Jessicas Kabine angekommen vergewisserte er sich mit einem Blick nach rechts und links, dass niemand ihn

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