Sieben Jahre Sehnsucht
Schuld freigesprochen. Wenn sie es so genossen habe, müsse sie ja willens gewesen sein, hatte er argumentiert. Seine Schläge wären ihr fast lieber gewesen, als derart von ihrem eigenen verräterischen Körper gedemütigt zu werden.
Er schob ihr knielanges Höschen zu ihren von Strümpfen umhüllten Waden hinunter und zog es aus. Dann legte er die Hand auf ihre Knie und schob sie auseinander. Sein Atem glitt kosend über die Haut ihrer Innenschenkel.
»So schön«, murmelte er, sie mit den Zeigefingern öffnend. »So weich und süß wie eine rosa Muschel.«
Bevor der Earl of Regmont um Hesters Hand angehalten hatte, war er ein berühmt-berüchtigter Lebemann gewesen. Er hatte mit seinen Händen, seinem Mund und dem Schwanz mehr erotische Fertigkeiten erworben, als irgendein Mann haben sollte. Wenn er diese Talente bei Hester anwendete, verriet ihr Körper sie immer. Ganz gleich, wie entschlossen sie sein mochte, ihn um ihres eigenen Überlebens und seelischen Wohlbefindens willen zu hassen, war er hartnäckiger als sie. Ob es Minuten oder Stunden dauerte, es spielte für ihn keine Rolle.
Auch jetzt bewies er wieder seine Macht über sie, indem er mit der Zungenspitze ihre Klitoris reizte. Die Augen geschlossen, die Zähne zusammengebissen und mit den Händen den Rand des gepolsterten Schemels umklammernd, kämpfte sie vergebens gegen ihr aufsteigendes Begehren an. Als sie unter dem unvermeidbaren Höhepunkt heftig zu zucken begann, schossen ihr Tränen in die Augen.
»Ich liebe dich«, stieß er wild hervor.
Was sagte das über sie aus, dass sie die Berührung eines Mannes, der ihr so viel Schmerzen zufügte, als derart lustvoll erleben konnte? Vielleicht zeigte sich das Vermächtnis ihres Vaters deutlicher in ihrem privaten als in ihrem gesellschaftlichen Leben.
Regmont fuhr mit seinem erotischen Angriff fort, zwang Hester, sich zurückzulehnen und die Beine weit zu öffnen. Als er die Zunge in sie hineinstieß, zog sich ihr Verstand in einen dunklen Raum, getrennt von ihrem Körper, zurück. Es war wie eine Erlösung. Zeitlich begrenzt, aber willkommen.
5. Kapitel
»Mit voller Kraft voraus!«
Beth sah nach oben, als könnte sie durch die Balken hindurch auf das Deck blicken, wo plötzlich hektische Betriebsamkeit ausbrach. »Großer Gott, was hat das zu bedeuten?«
Stirnrunzelnd legte Jess ihr Buch beiseite. Es war mitten am Nachmittag. Sie war in ihrer Kabine geblieben, um über ihr wachsendes Interesse an Alistair Caulfield nachzusinnen. Es war ein wenig beängstigend, sich intensiv mit diesem Mann zu befassen, zu dem sie sich unbestreitbar hingezogen fühlte. Ein Mann, der sich von den gesellschaftlichen Normen, die ihre Erziehung prägten, so weit entfernt hatte, dass ihrer beider Leben jenseits von flüchtigen Vergnügungen unmöglich miteinander vereinbar waren. Die Faszination, die er auf sie ausübte, könnte sich als gefährlich erweisen, denn ihr kostbarstes Gut war ihr untadeliger Ruf.
Doch selbst wenn sie das erforderliche leichtfertige, frivole Naturell hätte, könnte sie niemals die Geliebte eines Mannes sein. Ihre Erfahrung mit Schäkern und Verführen war auf einen Mann, ihren Gatten, begrenzt, dem sie noch vor ihrer Einführung in die Gesellschaft versprochen worden war. Sie hatte keine Ahnung, wie man heimliche Affären handhabte. Wie viele heimliche Begegnungen fanden in Gartenlauben statt? Wie viele heimliche Liebespaare begegneten einander bei öffentlichen Veranstaltungen und gingen ohne einen Blick, ein Lächeln oder ein winziges Zeichen der Zuneigung aneinander vorbei? War so ein Verhalten nicht entsetzlich geschmacklos? Jess war überzeugt, dass man sich durch solche Erfahrungen nur entwertet fühlen konnte.
Draußen im Gang wiesen die stampfenden Schritte und die gebellten Befehle darauf hin, dass irgendetwas nicht stimmte. Das Geräusch eines schweren Gegenstands, der über das Deck gerollt wurde, verstärkte ihre Sorge.
»Kanonen?«, fragte Beth mit vor Angst geweiteten Augen.
Entschlossen stand Jess auf. »Warte hier.«
Als sie die Tür öffnete, sah sie sich einem Chaos gegenüber. Im Gang herrschte ein unglaubliches Gedrängel, da manche Matrosen auf Deck gehen und andere nach unten gehen wollten.
Um sich Gehör zu verschaffen, schrie Jessica laut: »Was ist passiert?«
»Piraten, Mylady.«
»Gütiger Gott«, murmelte Beth, über Jess’ Schulter spähend.
»Der Kapitän hat mir versichert, dass unter seinem Kommando noch nie ein Schiff von Piraten geentert
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