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Sieben Jahre Sehnsucht

Sieben Jahre Sehnsucht

Titel: Sieben Jahre Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Day
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nirgendwo anders sein wollte. Dieser Gedanke erfüllte ihn mit ungeahnter Ruhe. Solange er zurückdenken konnte, war er ein Getriebener, der sich in alle Richtungen gleichzeitig bewegte. Immer auf der Suche nach neuen Möglichkeiten, neuen Einkommensquellen. Misserfolg war nie eine Option gewesen.
    Nachdenklich schürzte Jessica die Lippen. »Ich würde gern für etwas bewundert werden, für das ich auch tatsächlich verantwortlich bin. Bisher ist das noch nicht geschehen, doch ich hoffe, dass sich das ändern wird.«
    »Erklär mir, wie du das meinst.«
    »Wie sollte ich auf mein Aussehen stolz sein? Dafür sind meine Eltern verantwortlich. Wie sollte ich auf mein Benehmen stolz sein, wenn ich nicht in der Lage bin, mich je nach Stimmung auch anders zu verhalten?«
    »Das könntest du nicht?«
    »Ich hatte als Kind keine Wahl, und inzwischen ist es mir so in Fleisch und Blut übergegangen, dass ich mir gar nicht vorstellen könnte, mich anders zu verhalten.«
    »Keine Wahl«, wiederholte er. »Wir haben immer eine Wahl – wir können das tun, was andere von uns verlangen, oder wir können das tun, was wir wollen.«
    Als sie ihn ansah, lag ein ernster Ausdruck in ihren großen grauen Augen. »Das hängt von den Konsequenzen ab.«
    Alistair spürte ihren Stimmungsumschwung. Er wusste, dass das Gewässer dieses speziellen Themas alles andere als seicht war. Und er wusste auch, dass sie noch nicht bereit war, ihn darin schwimmen zu lassen. Dennoch konnte er einem Vorstoß nicht widerstehen.
    »Ich hatte auf dem College in Eton einen Freund namens Barton«, begann er, »der wahrscheinlich der intelligenteste Bursche war, der mir je begegnet ist. Nicht unbedingt in seinem Studium, doch er war hellwach und hatte eine schnelle Auffassungsgabe. Er hatte die seltene Fähigkeit, mit einem Blick einen Vorteil zu erkennen und ihn sich sofort zunutze zu machen, aber wann immer ich ihm dafür ein Kompliment machte, wehrte er sofort ab. Es mangelte ihm an Selbstvertrauen, wiewohl ich nicht verstand, warum. Als ich später bestimmte Mitglieder seiner Familie kennenlernte, wurde klar, dass diese Art von Scharfsinn nicht geschätzt wurde, was Bartons Selbstvertrauen natürlich schwächte. Seine Eltern wollten gute Noten sehen; alles andere war in ihren Augen nutzlos.«
    »Ich kann Bartons Gefühle nachvollziehen.«
    »Das glaube ich gern, da zwischen euch Ähnlichkeiten bestehen. Wie Barton gibst auch du dir viel Mühe, mich von meiner hohen Meinung über dich abzubringen. Doch im Gegensatz zu ihm mangelt es dir nicht an Selbstvertrauen. Und du wirst von deiner Familie nicht missachtet. In deinem Fall ist es so, dass du die Eigenschaften, die andere an dir bewundern, nicht wertschätzt. Du sagst, es läge daran, dass du als Kind einem starken Druck ausgesetzt gewesen seist. Von wem? Von Seiten deiner Mutter? Oder aus Konkurrenz zu deiner Schwester?«
    In Jessicas Augen spiegelte sich helle Empörung. »Bist du immer so neugierig? Und falls ja, schenkst du dieses tiefe Interesse allen oder nur den Frauen, die du in dein Bett locken möchtest?«
    »Du bist reizbar wie ein Stachelschwein und genauso schwer einzufangen. Das liebe ich.«
    »Du liebst die Herausforderung«, korrigierte sie ihn. »Würde ich dir nachlaufen, würdest du anders empfinden.«
    »Versuch es«, sagte er, ihren Blick suchend. »Probieren wir es doch einfach mal aus.«
    »Auch das ist für dich nur wieder eine Herausforderung. Oder eine Wette. Auf jeden Fall unwiderstehlich.« Sie schob sich den letzten Bissen Brot in den Mund, drapierte die hinter ihr liegenden Kissen um und lehnte sich dann, auf den Ellbogen gestützt, dagegen. Es war ein bezaubernder Anblick. Lässige Eleganz, gepaart mit ungekünstelter Schönheit.
    Da Alistair nicht länger über sein wie auch immer geartetes Interesse diskutieren wollte, nahm er das vorherige Thema wieder auf. »Und, wodurch willst du dir in der Zukunft Anerkennung verschaffen? Welche Pläne hast du?«
    »Vielleicht kann ich als Herrin von Calypso etwas Gutes bewirken.« Vorsichtig biss sie in ein Stück Birne. »Ich hoffe, ich werde mich der Aufgabe würdig erweisen.«
    »Auf Calypso gibt es für dich nichts zu tun. Tarley hat einen ausgezeichneten Vorarbeiter, einen kompetenten Verwalter und einen erstklassigen Vertrag für den Warentransport. Das Räderwerk ist bereits gut geölt und dreht sich auch ohne dein Zutun.«
    Als er sah, wie ein Schatten über Jessicas Gesicht glitt, wurde ihm sein Fehler bewusst. In Wahrheit

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