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Sieben Jahre Sehnsucht

Sieben Jahre Sehnsucht

Titel: Sieben Jahre Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Day
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beim Verlassen des Decks gespürt hatte, dass sie sich wunderte, wie zwei derart konträre Emotionen so kurz aufeinander folgen konnten.
    Ihr Verstand gehörte ihr.
    Ihr Körper war geschunden worden, und ihre Gefühle wurden oft von Angst beherrscht, doch ihr Verstand blieb davon unberührt. Sie war imstande, Alistair mittels Kriterien zu beurteilen, die außerhalb des begrenzten Horizonts gesellschaftlicher Normen lagen. Trotz aller Bemühungen hatte ihr Vater versagt, denn sie dachte nicht wie er. Es gab Seiten in ihr, die er nicht hatte antasten können. Diese Erkenntnis, ihre innere Freiheit bewahrt zu haben, war ungeheuer tief und bewegend. Und Alistair hatte ihr diese Erkenntnis ermöglicht. Ohne ihn wäre sie vielleicht nie vor eine Entscheidung gestellt worden, die das Potenzial von Erkenntnis in sich barg. Ihr war nie die Möglichkeit geboten worden, etwas zu akzeptieren, was eigentlich inakzeptabel war. In ihrer Welt waren solche Entscheidungen nicht vorgesehen gewesen.
    Reglos wie eine Statue stand Alistair vor ihr, während ihre Welt aus den Fugen geriet.
    Sie sah durch seine Fassade hindurch und verstand; er hatte seine Möglichkeiten noch nicht akzeptiert. Nicht auf die Art, wie er sie, Jess, so bereitwillig akzeptierte.
    Langsam und bedächtig löste Jess die Bänder ihrer Haube, nahm diese ab und legte sie auf einen Stuhl. Auf dem Weg zur Tür ging sie um Alistair herum, und obwohl er sich umdrehte, um ihr Tun zu beobachten, hielt er sie nicht auf. Sie wusste, wenn sie ginge, würde er ihr folgen, und dieser Gedanke machte sie glücklich.
    Als sie den Türriegel vorschob, hörte sie hinter sich sein scharfes Aufkeuchen.
    Sie ging zum Bett und setzte sich vorsichtig auf die Kante.
    Der wölfische Ausdruck, der über sein schönes Gesicht glitt, ließ sie vor Erwartung erbeben. Doch er fing sich sofort wieder, setzte eine ungewöhnlich ernste Miene auf.
    »Was unsere Wette angeht«, sagte er, die Hände in den unteren Teil seines Rückens gestemmt, »so muss ich dich darauf aufmerksam machen, wie unschicklich deine Anwesenheit in meiner abgeschlossenen Kabine ist.«
    Sie lächelte. Bis jetzt war noch keine Gelegenheit gewesen, den verabredeten Rollentausch in die Tat umzusetzen. »Sehe ich aus, als würde ich mich um Schicklichkeit scheren?«
    »Hast du die Konsequenzen bedacht?«
    Seine Hände auf ihr. Sein Mund. Sein ganzes Können nur darauf konzentriert, ihr Lust zu bereiten. Sie brauchte diese gesteigerte Intimität mit ihm. Fühlte solch ein Übermaß an Zuneigung für ihn und Dankbarkeit für die Veränderungen, die er in ihrem Leben bewirkte. »Oh ja, das habe ich.«
    Leidenschaft glomm in seinen Augen auf. »Ich sollte sie aufzählen, um ganz sicherzugehen.«
    »Nein.« Jess legte die Hände auf die angewinkelten Knie. »Keine Spiele oder Wetten bitte. Nicht jetzt.«
    »Erzähl mir, warum du plötzlich nachgibst.«
    »Warum nicht?«
    »Warum nicht? Du hast tagelang meine Einladung ignoriert, mich in meiner Kabine zu besuchen. Noch vor wenigen Momenten wolltest du gehen. Woher dieser rasche Sinneswandel? Suchst du Vergessen? Soll das Liebesspiel mit mir eine ähnliche Wirkung haben wie der Bordeaux? Ich muss dich warnen, ich bin bei Weitem kein so edler Jahrgang.«
    »Ich habe nicht den Wunsch zu vergessen. In Wahrheit möchte ich jeden Augenblick dieses Tages in Erinnerung behalten.«
    Alistair ließ keine Regung erkennen, aber die Luft um ihn herum schien zu flirren.
    »Ich fühle mich dir sehr nah«, fuhr sie fort. »Doch noch lange nicht nah genug. Mich zu entkleiden würde dabei beträchtlich helfen.«
    »Ich möchte nicht, dass du überreizt oder in irgendeiner Weise beeinträchtigt bist.«
    »Das bin ich nicht. Nicht mehr.« Seine Vorsicht verriet so viel über seine Absichten. Wenn es ihm nur um Sex ginge, würde er sich nicht so viele Gedanken darum machen, warum sie sich ihm anbot. »Genügt es nicht, dass ich dich will? Muss da noch mehr sein?«
    »Anders als neulich bin ich nicht darauf vorbereitet, mich zu beherrschen. Es ist Mittag. Stunden werden vergehen, und man wird dich vermissen. Und zumindest deine Zofe und mein Diener werden wissen, was du treibst. Andere vielleicht auch, wenn wir uns vor Lust vergessen und man uns hört.«
    Nachdenklich sah Jess ihn an. »Du versuchst, mich davon abzubringen. Vielleicht bist du es, der sich verändert hat.«
    Sie wusste, dass dies nicht der Fall war, nicht bei dem lüsternen Blick, mit dem er sie musterte. Dennoch waren seine Einwände

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