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Sieben Jahre später

Sieben Jahre später

Titel: Sieben Jahre später Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Musso
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auf den Führerschein bestätigte, dass es sich tatsächlich um Drake Decker handelte.
    Während er versuchte, die Brieftasche wieder zurückzuschieben, wurde Drakes Körper plötzlich von einem Krampf durchzuckt.
    Sebastian fuhr zusammen. Das Blut pochte in seinen Schläfen.
    Eine letzte Kontraktion post mortem ?
    Er beugte sich über das blutige Gesicht.
    Der Mann öffnete unvermittelt die Augen. Sebastian wich zurück und stieß einen erstickten Schrei aus.
    Scheiße!
    Drake lag im Sterben, aber ein letzter Atemhauch mischte sich unter das dünne Blutrinnsal, das seinem Mund entwich.
    Was tun?
    Panik. Benommenheit. Beklemmungsgefühl.
    Er zog sein Handy heraus und wählte den Notruf. Er weigerte sich, seine Identität preiszugeben, forderte nur einen Krankenwagen zur Nummer 17 in der Frederick Street an.
    Er legte auf und zwang sich, das Gesicht und den Körper von Drake erneut zu betrachten. Man hatte ihn ganz offensichtlich gefoltert, ihm nichts erspart. Das Blut hatte den grünen Filzbelag auf der Schieferplatte des Billardtisches durchtränkt. Inzwischen war der Mann wohl wirklich tot.
    Magensäure brannte in Sebastians Speiseröhre. Sein Mund war trocken. Seine Knie waren weich. In seinem Kopf überschlugen sich die Gedanken.
    Er musste schleunigst von hier verschwinden. Nachdenken könnte er später. Während er sich vergewisserte, dass er keine Spuren hinterlassen hatte, bemerkte er auf der Theke eine Flasche Bourbon neben einem halb gefüllten Glas. Ein Stück Orangenschale und zwei große Eiswürfel schwammen in dem Whiskey. Bei diesem letzten Detail blieben seine Gedanken hängen. Wer hatte aus diesem Glas getrunken? Sicher der »Schlächter«, der Drake gefoltert hatte. Die Tatsache, dass die Eiswürfel noch nicht geschmolzen waren, bedeutete jedoch, dass der Angreifer den Ort gerade erst verlassen hatte.
    Oder, dass er sich noch im Raum befand …
    Während er auf die Tür zueilte, vernahm er ein Knacken. Er erstarrte. Und wenn nun Jeremy in den Fängen dieses Abschaums war?
    Er wandte sich um und bemerkte einen Schatten, der sich hinter einem Paravent bewegte.
    Plötzlich sprang ein Koloss hervor und stürzte auf ihn zu.
    Kupferfarbene Haut, breite Schultern, das Gesicht tätowiert wie ein Maorikrieger und ein zweischneidiges Kampfmesser in der Hand.
    Wie gelähmt blieb Sebastian stehen.
    Er hob nicht einmal zum Schutz die Arme, als die Klinge auf ihn zuschoss.

Kapitel 16
    »Runter mit dem Messer!«, schrie Nikki, die soeben in die Kneipe hineingeplatzt war.
    Verblüfft hielt der Koloss in seiner Bewegung inne. Nikki nutzte den Überraschungseffekt, um sich auf ihn zu stürzen und ihm einen Fußtritt zu verpassen, der die Flanke des Riesen traf, ohne ihn allerdings aus dem Gleichgewicht zu bringen. Der Killer hatte sich sofort wieder gefasst. Diese beiden Gegner erschreckten ihn nicht übermäßig. Sein sadistisches Grinsen ließ vermuten, dass die Situation durch die Ankunft der Frau für ihn sogar eine pikante Note bekam.
    Sebastian hatte die Ablenkung genutzt, um nach hinten zu flüchten. Weniger aus Feigheit als wegen der Unfähigkeit, mit einer derartigen Situation klarzukommen. Noch nie in seinem Leben hatte er sich geprügelt. Noch nie einen Faustschlag eingesteckt oder ausgeteilt.
    Nikki musste sich allein zur Wehr setzen. Mit einer geschmeidigen Bewegung wich sie erst einem, dann einem weiteren Messerstich aus. Ausleger, kleiner Sprung, schnelle Drehung, Finte. Sie setzte alles ein, was sie beim Boxsport gelernt hatte. Der Koloss würde jedoch nicht mehr lang ins Leere stoßen.
    Sie musste ihn, koste es, was es wolle, entwaffnen. Den Blutgeruch ignorieren. Die tödliche Angst vergessen. Nicht an Jeremy denken.
    Ich darf nicht sterben, bevor ich meinen Sohn wiedergefunden habe.
    Sie griff nach einem Billardstock, der am Tisch lehnte. Zwar nicht so effizient wie ein Messer, würde es der Stock ihrem Gegner jedoch erschweren, sie zu treffen. Und nach mehreren Versuchen versetzte sie dem »Maori« einen geschickt platzierten Schlag mitten ins Gesicht. Dieser stieß daraufhin ein verärgertes Grunzen aus und schlug unvermittelt so heftig zu, dass der Billardstock in der Mitte auseinanderbrach. Aus dem Konzept gebracht, schleuderte ihm Nikki die beiden Holzstücke ins Gesicht, die der »Maori« jedoch mit einer Armbewegung abwehrte.
    Sebastian, der sah, dass Nikki in Schwierigkeiten war, fühlte sich von neuer Kraft beseelt. Er ergriff einen Feuerlöscher, der an der Wand hing, und zog den

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