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Sieben Jahre später

Sieben Jahre später

Titel: Sieben Jahre später Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Musso
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Stuhl im Wartesaal hin und her, einem langen Gang aus Chrom und Glas mit Blick über den Osten Manhattans.
    Der Lieutenant schaute nervös auf seine Armbanduhr. Seit über einer Stunde wartete er jetzt schon auf Nikki. Wollte sie das Verschwinden ihres Sohnes nicht mehr melden? Warum? Ihr Verhalten war völlig unlogisch. Und es wäre ihre Schuld, wenn er in den Augen seines Kollegen vom FBI, bei dem er dringend um diesen Termin gebeten hatte, wie ein Idiot dastehen würde.
    Santos zog sein Handy heraus und hinterließ Nikki erneut eine Nachricht. Es war der dritte Versuch, aber offenbar ignorierte sie seine Anrufe. Das machte ihn wütend. Mit Sicherheit war das Sebastian Larabee, ihrem Exmann, zuzuschreiben, dessen erneutes Auftauchen ihm ohnehin ein Dorn im Auge war.
    Verflucht ! Er durfte Nikki unter keinen Umständen verlieren! Seit sechs Monaten war er hoffnungslos in sie verliebt. Er belauerte alle ihre Aktivitäten und versuchte, ihre Gedanken zu erraten und jedes ihrer Worte zu deuten. Seither stand er unter ständiger Anspannung und lebte mit dem Gefühl von Mangel und Angst. Diese Frau übte auf ihn eine magische Anziehungskraft aus, die ihn in einen erbärmlichen Liebesjunkie verwandelt hatte.
    Santos verspürte plötzlich heftige Angst. Ihm wurde heiß, er begann zu schwitzen.
    Nikki löste keine heitere und friedliche Liebe in ihm aus, sondern eine fieberhafte Leidenschaft, die ihn völlig verrückt machte, süchtig nach ihrer Haut, ihrem Geruch, ihrem Blick. Sie führte wie die schlimmste Droge zu schwerer Abhängigkeit, zu Schmerz. Schwach und charakterlos, wenn es um sie ging, hatte er die Falle zuschnappen lassen. Nun war es zu spät für einen Rückzug.
    Unruhig und wütend stand er auf, um ans Fenster zu treten. Der Raum war zwar kalt und unpersönlich, die Aussicht jedoch atemberaubend. In der Perspektive folgten die Stahlspitze und die stilisierten Adler des Chrysler Building, die Williamsburg Bridge und die Anleger auf dem East River aufeinander. Dahinter erstreckten sich, so weit das Auge reichte, die anonymen Dächer von Queens.
    Der Cop seufzte. Er hätte sich so gern von dieser Frau gelöst. Warum übte Nikki diese Wirkung auf ihn aus? Warum gerade sie ? Was hatte sie, was andere nicht hatten?
    Wie so oft versuchte er, Vernunft anzunehmen, aber er wusste, dass es vergebliche Mühe war, dass man einem Zauber nicht mit Vernunft begegnen konnte. Die unbezähmbare und widerspenstige Nikki verbarg in ihren Augen ein Feuer, das besagte: Ich werde immer frei sein. Niemals werde ich dir gehören. Ein Feuer, das ihn um den Verstand brachte.
    Er kniff die Augen zusammen. Es hatte aufgehört zu regnen. Blasse Wolken zogen über den Himmel. Zu Beginn dieser zermürbenden Nacht gingen die Lichter der Stadt nach und nach an. Aus zweihundert Meter Höhe betrachtet, wirkte New York leer und friedlich wie ein regloser Dampfer, eingetaucht in unwirkliches Licht.
    Santos ballte die Hände zu Fäusten.
    Weder sentimental noch romantisch veranlagt, hatte er sich sehr schnell einen Platz im NYPD erobert. Er war durchaus ehrgeizig, kannte die Stadt und kam in seinem Zuständigkeitsbereich gut zurecht. Er hatte auch bereits wichtige Fälle gelöst und dabei nicht gezögert, mit Gaunern Kontakt aufzunehmen, um sich ein solides Netz an Informanten aufzubauen. Die Drogenabteilung war ein schwieriges und riskantes Terrain, doch er hatte sich ein ausreichend dickes Fell zugelegt, um in diesem Milieu klarzukommen. Wie hatte einer wie er derart der Leidenschaft verfallen können? Er war nicht der Typ, der sich in Selbstmitleid erging, aber er musste zugeben, dass er heute mit einer ständigen subtilen Angst lebte. Mit dem Schreckgespenst, Nikki zu verlieren und, schlimmer noch, vielleicht gar an einen anderen Mann.
    Das Klingeln seines Handys ließ ihn zusammenfahren. Zu früh gefreut. Es war nur Mazzantini, sein Assistent.
    »Santos«, meldete er sich.
    Vom Sirenengeheul und den Verkehrsgeräuschen überdeckt, war die Stimme seines Mitarbeiters kaum zu hören.
    »Wir haben einen Notfall, Lieutenant: einen Doppelmord in Bushwick. Ich bin auf dem Weg.«
    Ein Doppelmord …
    Der Cop-Instinkt gewann bei Santos sofort wieder die Oberhand.
    »Wie ist die Adresse?«
    » Boomerang , eine Bar in der Frederick Street.«
    »Die Bar von Drake Decker?«
    »Den Sanitätern zufolge hat es dort ein regelrechtes Gemetzel gegeben.«
    »Ich komme.«
    Er legte auf, verließ den Korridor und fuhr mit dem Lift in die Tiefgarage, um seinen

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