Sieben Jahre später
stehe auf, um zu gehen, aber er hält mich am Arm zurück.
»Gib mir vierundzwanzig Stunden, um dich zu überzeugen.«
»Wovon zu überzeugen?«
»Dass wir füreinander geschaffen sind.«
Ich setze mich wieder und nehme seine Hand. »Hör zu, Sebastian, du bist nett und ein guter Liebhaber. Ich fühle mich geschmeichelt, dass du dich in mich verliebt hast, und finde es sehr romantisch, dass du diese Reise unternommen hast, um mich zu finden …«
»Aber?«
»Aber seien wir realistisch, wir haben keine Chance, uns gemeinsam etwas aufzubauen. Ich glaube nicht an das Märchen von Aschenputtel und …«
»Du wärst sehr sexy als Aschenputtel.«
»Sei doch mal ernst, bitte! Wir haben nichts gemeinsam: Du bist ein Intellektueller aus der oberen Gesellschaftsschicht, deine Eltern sind Millionäre, du lebst in einem Dreihundert-Quadratmeter-Haus und verkehrst mit der High Society der Upper East Side …«
»Ja und?«, unterbricht er mich.
»Ja und? Ich weiß nicht, was du in mich hineinprojizierst, aber ich bin nicht diejenige, die du dir vorstellst. Es gibt nichts, was du an mir wirklich lieben könntest.«
»Übertreibst du nicht ein wenig?«
»Nein. Ich bin labil, untreu und egoistisch. Es wird dir nicht gelingen, mich in ein freundliches Frauchen zu verwandeln, das aufmerksam und zuvorkommend ist. Und ich werde mich nie in dich verlieben.«
»Gib mir vierundzwanzig Stunden«, bittet er. »Vierundzwanzig Stunden, nur du und ich in Paris.«
Ich nicke. »Ich habe dich gewarnt.«
Er lächelt wie ein Kind.
Ich bin fest davon überzeugt, dass er es rasch leid sein wird.
Ich weiß noch nicht, dass ich soeben der Liebe begegnet bin. Der wahren, leidenschaftlichen Liebe. Derjenigen, die alles gibt, bevor sie alles wieder nimmt, die ein Leben verzaubert, bevor sie es für immer zerstört.
Kapitel 28
Barfuß, mit blutverschmierter Nase und zerrissenem Jackett betrat Sebastian die Eingangshalle des Grand Hôtel. Die Besitzerin starrte ihn verblüfft an.
»Was ist passiert, Monsieur Larabee?«
»Ich hatte … einen Unfall.«
Besorgt griff sie zum Telefon. »Ich rufe einen Arzt.«
»Das ist nicht nötig.«
»Wirklich?«
»Ja, ja, es geht mir gut«, versicherte er.
»Wie Sie wünschen. Ich hole Ihnen Kompressen und Alkohol zum Desinfizieren. Falls Sie sonst noch etwas benötigen, lassen Sie es mich wissen.«
»Vielen Dank.«
Trotz seiner Erschöpfung und seiner Schmerzen zog er es vor, zu Fuß zu gehen und nicht den Lift zu nehmen.
Oben angekommen, betrat er die Suite. Von Nikki keine Spur, obwohl die Rolling Stones auf voller Laufstärke liefen. Er ging ins Bad und fand seine Exfrau in der Badewanne vor – Kopf unter Wasser, Augen geschlossen.
Erschrocken zog er sie an den Haaren heraus.
Sie stieß überrascht einen Schrei aus. »Hey! Du Grobian! Du hättest mich fast skalpiert!«, rief sie und verbarg ihre Brüste.
»Ich dachte, du ertrinkst! Was soll das Spielchen, meine Güte? Die kleine Meerjungfrau – in deinem Alter!«
Als sie ihn mit einem bitterbösen Blick bedachte, bemerkte sie die Verletzungen in seinem Gesicht.
»Hast du dich geprügelt?«, fragte sie besorgt.
»Man hat mich verprügelt, wäre die zutreffendere Formulierung«, antwortete er missmutig.
»Dreh dich um, ich steige aus der Wanne. Und nutze das bloß nicht aus, um Stielaugen zu machen!«
»Ich hab dich bereits nackt gesehen, wenn ich dich daran erinnern darf.«
»Ja, in einem anderen Leben.«
Er drehte den Kopf zur Seite und reichte ihr ein Duschtuch. Sie wickelte sich hinein und schlang sich ein kleineres um den Kopf.
»Setz dich, ich versorge deine Verletzungen.«
Während sie die Wunden mit Seifenwasser reinigte, erzählte er ihr von seinem Missgeschick in Barbès. Sie wiederum berichtete ihm von den beiden Anrufen, die sie erhalten hatte: dem von Santos und dem rätselhafteren der Pariser Schifffahrtsgesellschaft.
»Aua!«, rief er, als sie ein Antiseptikum auf die Schnittwunden auftrug.
»Stell dich nicht so an! Ich hasse das!«
»Aber es brennt!«
»Ja, ja, das tut weh, wenn man drei oder vier Jahre alt ist, aber du bist doch erwachsen, oder?«
Er wollte gerade etwas entgegnen, als es klopfte.
»Hier ist der Etagenboy«, ertönte eine Stimme.
Nikki machte Anstalten, das Bad zu verlassen, doch er hielt sie zurück.
»Du wirst doch in diesem Aufzug nicht die Tür aufmachen!«
»Wie, in diesem Aufzug?«
»Du bist fast nackt!«
Sie verdrehte die Augen.
»Du hast dich tatsächlich nicht verändert«,
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