Sieben Jahre später
dich!«, rief Nikki.
Er öffnete die Beifahrertür, und kaum hatte er Platz genommen, gab sie Gas, um in die Rue des Archives abzubiegen.
Während sie das 4. Arrondissement durchquerten, schaltete Sebastian das GPS ein. Nach ein paar schnellen Handgriffen gab er die Koordinaten ein, die auf dem Vorhängeschloss gestanden hatten:
Breite: 48 ° 54’ 06” N
Länge: 2 ° 20’ 12” E
Anschließend wechselte er vom Sexagesimal-Format ins GPS-System.
»Hoffentlich habe ich mich nicht geirrt«, flüsterte er, während die Software die Daten verarbeitete.
Nikki konzentrierte sich auf die Straße, warf aber immer wieder auch einen Blick auf das Display. Nach kurzer Zeit blinkte ein Ziel auf, bald gefolgt von einer Adresse: 34 bis , Rue Lécuyer in Saint-Ouen!
Sie wurden von einer plötzlichen Erregung ergriffen. Der Ort war ganz in der Nähe. Dem Navi zufolge nur sechs bis sieben Kilometer entfernt!
Nikki beschleunigte, als sie die Place de la République verließen.
Welche neuen Gefahren mochten sie dort erwarten?
Kapitel 44
»Tony, noch einen doppelten Espresso«, bat Constance.
»Sie haben schon drei getrunken, Madame la Commissaire …«
»Na und? Zu deinem Schaden ist es ja nicht! Ich allein sorge bereits für den halben Umsatz in diesem Lokal!«
»Das stimmt natürlich«, gab der Wirt zu.
»Und bring mir auch eine Brioche.«
»Tut mir leid, ich habe nur Croissants.«
»Deine Croissants sind knochentrocken, also setz dich in Bewegung und …«
»Okay, okay, Madame la Commissaire. Deshalb müssen Sie nicht gleich unhöflich werden. Ich hole Ihnen eine Brioche beim Bäcker.«
»Wenn du schon dort bist, bring mir auch gleich noch ein Rosinenbrötchen mit. Und die Zeitung.«
Seufzend schlüpfte Tony in seine Jacke und setzte seine Kappe auf.
»Sonst noch Wünsche, Madame?«
»Kannst du die Heizung etwas höher schalten? Man friert sich hier ja alles ab.«
Während er ihrem Wunsch nachkam, ging Constance, ihren Laptop unter dem Arm, hinter die Theke.
»Ich passe inzwischen auf deinen Laden auf.«
»Werden Sie das auch ganz allein schaffen, falls plötzlich ’ne Menge Gäste was wollen?«, fragte Tony zweifelnd.
Sie ließ den Blick durch den Raum schweifen.
»Siehst du außer mir noch viele Leute hier?«
Gekränkt verzog Tony das Gesicht und verließ das Café.
Als Constance allein war, wechselte sie den Radiosender, um die Nachrichten auf France Info zu hören. Am Ende der Kurzmeldungen berichtete die Journalistin knapp von einer versuchten Geiselnahme am Vorabend auf einem Pariser Ausflugsschiff.
» Da die beiden Flüchtigen als sehr gefährlich eingestuft werden, wird von der Polizei intensiv nach ihnen gefahndet. «
Intensiv beschäftigt war Constance in der Tat. Sie hatte die Aufstellungen ausgedruckt, die Lorenzo Santos, ihr Kollege von der New Yorker Polizei, ihr geschickt hatte. Mit einem Textmarker und einem Stift bewaffnet, markierte und kommentierte sie Larabees Telefonate und die Kontobewegungen, die ihr verdächtig erschienen.
Sie fand bestätigt, was ihr die Besitzerin des Grand Hôtel de la Butte gesagt hatte. Offenbar hatte er dort vor einer Woche eine Suite reservieren lassen. Aber hatte er die Überweisung tatsächlich selbst getätigt? Nichts war einfacher, als die Nummern einer Bankkarte auszuspionieren. Jeder in seinem Umfeld hätte diese Überweisung erledigen können. Aber warum? Constance hätte gern auch Einsicht in die Kontoauszüge und Telefonlisten von Nikki Nikovski gehabt, aber Santos hatte ihr nur die Unterlagen zu Larabee geschickt. In gewisser Weise war das korrekt, denn der Haftbefehl galt nur für ihn.
Sie hob die Tasse zum Mund, um ihren Kaffee zu trinken, bevor er kalt wurde, stellte sie jedoch plötzlich wieder ab. Eine Zeile in Sebastians Kontoauszügen erregte ihre Aufmerksamkeit. Eine PayPal-Überweisung mit dem Datum der Vorwoche. Zweitausendfünfhundert Euro zugunsten des Geigenbauers. Hektisch blätterte sie in der Aufstellung weiter. Santos hatte ganze Arbeit geleistet: Dank der Transaktionsnummer war es ihm gelungen, herauszufinden, woher die Überweisung stammte. Von einer französischen Bank, einer Filiale der BNP in Saint-Ouen, die den Betrag im Auftrag eines Kunden überwiesen hatte: der Buchhandlung Des Fantômes et des Anges.
Constance tippte den Namen in Google Maps ein. Es handelte sich um eine Buchhandlung in der 34 bis , Rue Lécuyer in Saint-Ouen, die auf den Verkauf seltener, meist antiquarischer Bücher spezialisiert war.
Mit
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