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Sieben Jahre später

Sieben Jahre später

Titel: Sieben Jahre später Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Musso
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einer entschlossenen Bewegung klappte sie ihren Laptop zu, sammelte ihre Papiere zusammen, packte alles in ihre Tasche und stürzte aus dem Café.
    Brioche hin oder her …

Kapitel 45
    In Höhe der Porte de Clignancourt traten bei der Limousine erste Komplikationen auf. Als Nikki und Sebastian dem Boulevard des Maréchaux folgten, ging plötzlich die Warnblinkanlage des Wagens an. Nikki versuchte, sie abzustellen, ohne Erfolg.
    »Deutsche Qualität ist auch nicht mehr das, was sie mal war«, meinte Sebastian ironisch, um die Atmosphäre zu entspannen.
    Nikki hatte es eilig und beschleunigte, als sie unter dem Boulevard Périphérique hindurchfuhren, um nach Saint-Ouen zu gelangen.
    Sie befanden sich nun im Südteil des berühmten Flohmarktes, in dem Paradies der Trödler war jedoch nur am Wochenende Betrieb, zu dieser morgendlichen Stunde hatte noch keiner der kleinen Möbel- und Klamottenläden geöffnet. Immer wieder das Navi im Blick, bog Nikki auf die Rue Fabre ab, die parallel neben dem Périphérique verlief. Als der Wagen an den mit Graffiti besprühten Eisenläden der Verkaufsbuden entlangfuhr, ertönte plötzlich lautstark die Hupe.
    »Was ist jetzt los?«, fragte sie beunruhigt.
    »Die Kiste ist wohl mit einem Tracker ausgerüstet«, vermutete Sebastian. »Ich habe auch so einen Diebstahlschutz in meinem Jaguar. Wird der Wagen gestohlen, aktiviert ein Funksender aus der Ferne Hupe und Warnlichter.«
    »Das hat ja gerade noch gefehlt! Die Leute schauen schon!«
    »Vor allem meldet der Alarm der Polizei die Position des Wagens! Aber sie dürfen uns jetzt auf keinen Fall schnappen … «
    Nikki bremste unvermittelt und fuhr auf den Bürgersteig. Sie verließen das Auto, dessen Hupe weiterhin ertönte, und liefen knapp einen Kilometer zu Fuß, bis sie die Rue Lécuyer erreichten.
    Zu ihrem großen Erstaunen war die Hausnummer 34 bis die Adresse einer … Buchhandlung. Des Fantômes et des Anges war der Pariser Ableger eines amerikanischen Antiquariats. Sebastian und Nikki öffneten die Tür des Ladens, misstrauisch und auch neugierig.
    Kaum hatten sie die Schwelle überschritten, wurden sie vom speziellen Geruch alter Bücher in eine andere Zeit versetzt: die der Lost Generation und der Beat Generation . Von der Straße aus betrachtet, schien die Buchhandlung winzig zu sein, im Inneren jedoch wirkte sie durch die hohen Regale, die sich über Dutzende von Metern erstreckten, wie eine Bibliothek.
    Die Bücher machten sich überall breit. Auf zwei Etagen bedeckten Zigtausend Bände verschiedenster Formate die Wände. Zusammengedrängt auf dunklen Holzregalen, aufgetürmt zu Stapeln, die bis zur Decke reichten, oder auf Verkaufsständern präsentiert, nahmen sie noch den kleinsten verfügbaren Platz ein.
    Ein Duft von Pfefferkuchen, Zimt und Tee lag in der Luft, leise Jazzmusik ertönte. Sebastian näherte sich den Regalen und überflog die Autorennamen: Ernest Hemingway, Francis Scott Fitzgerald, Jack Kerouac, Allen Ginsberg, William Burroughs, aber auch Dickens, Dostojewski, Vargas Llosa … Folgte die Anordnung einer Logik, oder wurde sie nur vom Gesetz des Chaos regiert? Auf jeden Fall hatte dieser Ort eine Seele, eine Atmosphäre, die ihn ein wenig an seine Geigenbauwerkstatt erinnerte. Dieselbe Beschaulichkeit, derselbe Eindruck, die Zeit befinde sich in der Schwebe.
    »Ist da jemand?«, fragte Nikki.
    Hinten im Erdgeschoss war ein Raum als Kuriositätenkabinett eingerichtet, das an die Stimmung der Erzählungen von Lovecraft, Poe oder Conan Doyle erinnerte. Auf wenigen Quadratmetern befanden sich dort ein Herbarium, ein geschnitztes Schachspiel, verschiedene ausgestopfte Tiere, eine Mumie mit Totenmaske, erotische Drucke und eine Fossiliensammlung, die versuchte, sich einen Platz inmitten der gebundenen Werke zu sichern. Nikki streichelte eine Siamkatze, die auf einem durchgesessenen Sessel lag. Von der Atmosphäre dieses Ortes überwältigt, strich sie leicht über die Elfenbein- und Ebenholztasten eines alten Klaviers. Man war in einer anderen Epoche, weit entfernt von Internet, digitalen Tablets und E-Books zu Billigpreisen. An einem Ort, der einem Museum glich, der jedoch leider nichts mit dem Verschwinden von Jeremy zu tun hatte. Sie waren offenbar auf dem Holzweg.
    Plötzlich knackte der Boden im oberen Stockwerk. Nikki und Sebastian hoben gleichzeitig den Kopf. Mit einem Brieföffner in der Hand kam ein betagter Buchhändler die wacklige Treppe herunter, die in den Verkaufsraum führte.
    »Kann ich

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