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Sieben Jahre später

Sieben Jahre später

Titel: Sieben Jahre später Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Musso
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aufdrängte: »Und zu welchem Ort gehören diese Koordinaten?«
    »Das weiß ich noch nicht«, bekannte er, plötzlich kleinlaut. »Man müsste sie in ein GPS eingeben.«
    Sie ließ einige Sekunden verstreichen, bevor sie fragte: »Fühlst du dich in der Lage, ein Auto zu klauen?«
    Er zuckte die Achseln.
    »Ich denke, wir haben keine Wahl.«
    Sie tranken ihren Milchkaffee bis auf den letzten Tropfen aus und erhoben sich von der Bank.
    Auf dem Weg zum Ausgang bemerkte Sebastian einen leeren Tisch, auf dem ein Gast seine Zeitung hatte liegen lassen. Die Aufnahme auf der ersten Seite erregte seine Aufmerksamkeit. Ängstlich griff er danach.
    Sein Foto auf der Titelseite von Le Parisien! Ein Amateurfilmer hatte offenbar die »Entführung« des Ausflugsschiffs festgehalten. Sebastian starrte auf das Bild, als handelte es sich um einen Fremden. Und doch war er es, der, mit einem Messer bewaffnet, den Schiffskapitän bedrohte. Die Bildunterschrift ließ zudem keinen Zweifel:
    HORROR AUF DER SEINE!
    Ein idyllischer Abend hat sich gestern in einen Albtraum verwandelt, als ein flüchtiges amerikanisches Pärchen den Kapitän eines Bateau Mouche, auf dem zweihundert Menschen beim Abendessen saßen, als Geisel genommen hat. Weitere Fotos und Zeugenaussagen Seite 3.
    »Wer weiß, vielleicht können wir eines Tages darüber lachen«, sagte Nikki.
    »Ich fürchte, das wird noch lange dauern. Aber im Moment sind wir auf der Suche nach unseren beiden Kindern.«
    Sie liefen die Rue de Rivoli Richtung Place de l’Hôtel-de-Ville hinunter.
    »Gut, ich übernehme das Kommando!«, erklärte Nikki.
    »Warum? Bist du auf Autodiebstähle spezialisiert?«
    »Nein, aber ich möchte auch gern mal ein Foto von mir in Le Parisien sehen.«
    Sie bezogen Stellung vor dem Fußgängerübergang, der zum Rathaus des 4. Arrondissements führte. Sie ließen mehrere Rotphasen verstreichen. Nikki lauerte auf die perfekte Beute, die in der Person eines Fünfzigjährigen mit Stirnglatze am Steuer eines nagelneuen Wagens deutschen Fabrikats auftauchte.
    »Lass mich machen, aber halte dich bereit.«
    Die Ampel zeigte für die Autofahrer Rot. Nikki setzte eine ungezwungene Miene auf, ging einige Meter auf dem Zebrastreifen und wandte sich dann plötzlich zu dem Fahrer um. Ihr hübsches Gesicht begann zu strahlen.
    »Hallo!«, rief sie dem Mann zu und machte ihm ein Handzeichen.
    Er schaute sich um, nicht sicher, auch wirklich gemeint zu sein, und drehte sein Autoradio leise.
    Sie trat an seine Tür. »Was für ein Zufall, dass ich dich hier treffe!«, sagte sie und blickte ihm tief in die Augen.
    Der Mann ließ die Scheibe herunter, überzeugt, verwechselt worden zu sein. »Ich glaube, Sie verwechseln mich mit jemand anderem …«
    »Sei nicht albern! Erinnerst du dich nicht mehr an mich?«
    Die Ampel schaltete auf Grün.
    Der Mann zögerte. Hinter ihm hupte jemand. Er konnte den Blick kaum von dieser jungen Frau abwenden, die ihn wie einen olympischen Gott anstrahlte. Wie lange war es her, dass jemand ihn so angeschaut hatte?
    Sebastian beobachtete die Szene. Er wusste, dass Nikki diese Gabe besaß. Sie brauchte nur irgendwo zu erscheinen, und alle drehten sich nach ihr um. Sie machte Frauen eifersüchtig und brachte Männer aus dem Gleichgewicht. Einfach so, ohne etwas zu sagen, ohne etwas zu tun. Eine kaum merkliche Kopfbewegung und ein Aufblitzen in den Augen, die anzeigten, dass der Jagdinstinkt des Mannes geweckt war.
    »Warten Sie, ich parke da drüben«, sagte der
Fahrer.
    Nikki lächelte ihn erfreut an, machte Sebastian jedoch, sobald der Wagen anfuhr, ein Zeichen, das bedeutete: Jetzt bist du dran!
    Leichter gesagt als getan …, dachte er, während er sich der Limousine näherte, die soeben in einer kleinen Parkbucht der Place Baudoyer anhielt. Der Mann stieg aus dem Wagen und schloss ihn ab. Sebastian stürzte auf ihn zu und rempelte ihn heftig an, um ihn zu Fall zu bringen.
    »Pardon, Monsieur«, sagte er und beugte sich über ihn, um die Schlüssel an sich zu nehmen.
    Er entriegelte die Türen und ließ Nikki ans Steuer.
    »Los, steig schnell ein!«, rief sie.
    Sebastian war noch ganz benommen und auch besorgt, weil er den Unbekannten niedergeschlagen hatte, dessen einzige Schuld darin bestand, im falschen Augenblick am falschen Ort gewesen zu sein.
    »Tut mir wirklich leid«, flüsterte er und vergewisserte sich, dass der Mann nicht bewusstlos war. »Glauben Sie mir, es ist ein Notfall, und wir werden gut aufpassen auf Ihr …«
    »Beeil

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