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Sieben Jahre später

Sieben Jahre später

Titel: Sieben Jahre später Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Musso
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tödlicher Verbrechen ist dreißigmal höher als in Frankreich und …
    Er erschauerte. Dieser Anfang der Lektüre ängstigte ihn derart, dass er mitten im Satz abbrach und das Buch in das Netz am Vordersitz schob.
    Keine Panik.
    Seine Gedanken wanderten zu Constance Lagrange. Es war unglaubliches Glück im Unglück gewesen, dass Nikki und er ihr begegnet waren. Ohne sie säßen sie jetzt vermutlich im Gefängnis. Sie hatte ihre Flugtickets bezahlt, ihnen Papiere und ein Handy besorgt und Geld gegeben …
    Die niederschmetternde Diagnose, die diese Frau erhalten hatte, hatte ihn zutiefst erschüttert. Sie war noch so jung und so aktiv! Ihr Schicksal schien besiegelt zu sein. Aber stand der Ausgang wirklich so unumstößlich fest? Er war schon mehrmals Menschen begegnet, die einen hartnäckigen Kampf gegen die Krankheit geführt und die Diagnose der Ärzte widerlegt hatten. Der bekannte New Yorker Onkologe Dr. Garrett Goodrich hatte seine Mutter von ihrem Tumor geheilt. Vielleicht führte es zu nichts, aber er hatte sich geschworen, alles zu tun, um Constance einen Termin bei ihm zu verschaffen.
    Bei dem Gedanken an seinen Sohn überkam ihn eine Mischung aus Wut und Bewunderung. Wut wegen seines Leichtsinns, der ihn dazu veranlasst hatte, sich selbst in Gefahr zu bringen und seine Schwester mit in die Sache hineinzuziehen. Aber auch aufrichtige Rührung. Die Tatsache, dass Jeremy seine eigene Entführung inszeniert hatte, um Nikki und ihn wieder zusammenzubringen, zeugte von dem Schmerz, den er seit ihrer Trennung erduldete. Fast widerwillig empfand Sebastian so etwas wie Stolz auf die Hartnäckigkeit seines Sohnes. Jeremy hatte ihn überrascht und beeindruckt.
    Sebastian schloss die Augen. Wenn er an die letzten drei Tage zurückdachte, wurde ihm schwindlig. Innerhalb weniger Stunden war sein Leben aus der Bahn und außer Kontrolle geraten. Zweiundsiebzig Stunden voller Sorge und Angst, aber auch erregender Spannung.
    Denn eines war sicher, und das hatte Sebastian verstanden: Mit Nikki fühlte er sich lebendig. Halb Engel, halb Dämon, ging von ihr eine Vitalität und jugendliche Lebendigkeit aus, kombiniert mit einer Anziehungskraft, die ihn völlig durcheinanderbrachte. Besessen von der Angst um ihre Kinder, hatten sie es geschafft, ihre Gegensätze zu überwinden und sich zusammenzutun. Trotz der Vergangenheit, der Unvereinbarkeit ihrer Charaktere und der vorprogrammierten Konflikte. Natürlich konnten sie nicht miteinander reden, ohne zu streiten, und beide litten noch unter ihrem alten Groll, doch wie am ersten Tag ihrer Beziehung gab es eine Alchemie zwischen ihnen, einen explosiven Cocktail aus Sinnlichkeit und Verbundenheit.
    Mit Nikki war das Leben wie eine screwball comedy. Er war Cary Grant und sie Katharine Hepburn. Er musste sich den Tatsachen beugen: Er hatte nichts lieber getan, als mit ihr zu lachen, zu streiten, zu diskutieren. Sie machte den Alltag reich und intensiv und entzündete jene kleine Flamme, die die Würze des Lebens ausmachte.
    Sebastian seufzte. Wie um ihn zur Ordnung zu rufen, blinkte eine Alarmlampe in seinem Kopf. Wenn er eine Chance haben wollte, seine Kinder wiederzufinden, durfte er sich vor allem nicht erneut in seine Exfrau verlieben.
    Denn wenn Nikki auch seine wichtigste Verbündete war, blieb sie zugleich doch sein größter Feind.

Vierter Teil
    The Girl from Ipanema
    Es bleibt zwischen Menschen, sie seien noch
so eng verbunden, immer ein Abgrund offen,
den nur die Liebe, und auch nur mit einem Notsteg, überbrücken kann.
    Hermann Hesse

Kapitel 56
    Táxi! Táxi! Um táxi para levá-lo ao seu hotel!
    Angespannte Stimmung, extrem laute Geräuschkulisse, lange Warteschlangen am Gepäckband und am Zoll, und noch dazu war es in dem riesigen Flughafen Galeão feucht und drückend warm wie in einem Brutkasten.
    Táxi! Táxi! Um táxi para levá-lo ao seu hotel!
    Die Gesichter von Müdigkeit gezeichnet, liefen Nikki und Sebastian an dem Heer von Taxifahrern, die sich in der Ankunftshalle auf die Touristen stürzten, vorbei in Richtung Autovermietung. Der vermeintlich kurze Zwischenstopp in São Paulo hatte sich ewig hingezogen. Wegen irgendeiner Behinderung auf der Startbahn hatte ihr Flugzeug zwei Stunden Verspätung gehabt und war erst um halb zwölf hier gelandet.
    »Ich gehe Geld wechseln, und du kümmerst dich um den Wagen«, schlug sie vor.
    Sebastian, der mit dieser Aufteilung einverstanden war, stellte sich am Schalter der Autovermietung an und zog Botsaris’

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