Sieben Jahre später
Jahren. Zum Schluss war es fast eine fixe Idee geworden. Sobald er seine Schwester zu seiner Verbündeten gemacht hatte, arbeitete er einen Plan aus, um Sie zu zwingen, zusammen nach Paris zu reisen.«
Verblüfft lauschte Sebastian dem Jungen, doch er konnte ihm nicht wirklich glauben.
»Der einzige Weg, Sie beide zum Einlenken zu bringen, war, vorzutäuschen, dass eines Ihrer Kinder in Gefahr ist«, fuhr Simon fort. »So ist er auf die Idee gekommen, eine Entführung zu inszenieren.« Er hielt kurz inne.
»Weiter!«, drängte Nikki.
»Jeremy hat seine Leidenschaft für den Film genutzt: Er hat ein richtiges Szenario mit Indizien und falschen Fährten ausgearbeitet, um Sie beide zu seiner Rettung zur Zusammenarbeit zu bewegen.«
Constance griff ein. »Und welche Rolle kam dir dabei zu?«
»Mein Aufenthalt in Paris war schon lange geplant. Jeremy hat mich gebeten, in diesem Rahmen einen Kurzfilm über den Angriff auf ihn und die Entführung in der Metro zu drehen.«
»Hast du uns den Film geschickt?«, fragte Sebastian.
Der Junge nickte, fügte jedoch hinzu: »Aber das Opfer, das man in dem Film sieht, ist nicht Jeremy, sondern mein Freund Julian. Er sieht Ihrem Sohn ein bisschen ähnlich, und vor allem hat er seine Kleidung getragen: Baseballkappe, Blouson und Shooters- T-Shirt. Und Sie sind darauf reingefallen …«
»Findest du das etwa lustig?«, rief Sebastian und schüttelte Simon heftig. Entnervt versuchte er, den Ablauf der Ereignisse zu rekonstruieren. »Hast du uns etwa auch von der Bar La Langue au Chat aus angerufen?«
»Ja, das war Camilles Idee. Ist doch ganz witzig oder?«
»Und dann?«, drängte Constance.
»Ich habe Jeremys Anweisungen haargenau befolgt: Seinen Rucksack in einem Schließfach an der Gare du Nord deponieren, das Vorhängeschloss am Pont des Arts anbringen und die Kleidung, die ich in Camilles Auftrag gekauft habe, in Ihr Hotel liefern lassen.«
Sebastian konnte sich kaum noch beherrschen. »Niemals hätte sich Camille auf solch einen Blödsinn eingelassen!«
Simon zuckte die Achseln. »Aber sie war es, die Ihre Kreditkarte geklaut hat, als Sie noch in New York waren, um das Hotel am Montmartre und die Seinerundfahrt zu reservieren.«
»Das stimmt nicht!«
»Das ist die Wahrheit!«, antwortete der Junge. »Und das Buch bei dem Bouquinisten – wer hat das Ihrer Meinung nach aus Ihrem Safe geholt, um es auf eBay zu verkaufen?«
Angesichts der zunehmenden Beweise verfiel Sebastian in stumme Fassungslosigkeit.
Ruhig legte Nikki die Hand auf Simons Arm. »Wie sollte diese Schnitzeljagd ausgehen?«
»Sie haben doch das Foto gefunden, oder?«
Sie nickte. »Das war also das erste Puzzleteil?«
»Genau. Eine Verabredung im Jardin des Tuileries. Jeremy und Camille wollten Sie heute Abend um halb sieben dort treffen, um Ihnen die Wahrheit zu gestehen, aber …« Simon zögerte und suchte nach Worten.
»Aber was?«, fragte Constance barsch.
»Sie sind nicht wie geplant nach Paris gekommen«, fuhr Simon nervös fort. »Seit einer Woche habe ich nichts mehr von Jeremy gehört, und seit zwei Tagen geht Camille nicht mehr an ihr Handy.«
Vor Zorn bebend, richtete Sebastian den Zeigefinger auf ihn. »Ich warne dich, wenn das wieder eine Lüge ist …«
»Das ist die Wahrheit! Ich schwöre es!«
»Aber die Drogen und der Mord – das gehörte wohl nicht zu deinem Plan?«, explodierte Sebastian.
Simon starrte sie entsetzt an. »Welche Drogen? Welche Morde?«, fragte er panisch.
Kapitel 54
Außer sich vor Wut packte Sebastian den Jungen beim Kragen und riss ihn von seinem Stuhl hoch.
»Im Zimmer meines Sohnes befand sich ein Kilo Kokain. Jetzt erzähl mir bloß nicht, du hättest nichts davon gewusst.«
»Sind Sie verrückt? Weder Jeremy noch ich haben je Koks angerührt!«
»Aber du hast ihn zum Pokerspielen verleitet!
»Na und? Ist das verboten?«
»Mein Sohn war da noch nicht einmal fünfzehn«, brüllte er und drückte den Jungen an die Wand.
Simon zitterte am ganzen Leib. Die Angst verzerrte seine Züge. Da er einen Fausthieb fürchtete, hielt er schützend die Arme vor sein Gesicht.
»Du hättest auf ihn aufpassen müssen, statt ihn zu Drake Decker zu schleifen!«
Simon öffnete die Augen und stammelte: »Decker? Der Typ vom Boomerang ? Um den zu treffen, hat Jeremy mich nicht gebraucht. Er hat ihn in der Zelle auf dem Revier kennengelernt, wo man ihn festgehalten hat, weil er ein Videospiel geklaut hatte.«
Erschüttert ließ Sebastian den Jungen los.
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