Sieben Jahre und eine Nacht
bis das Essen kam.“
„Warum ist es eigentlich so wichtig, dass wir für ein glückliches Paar gehalten werden?“, fragte sie.
Zwar schien das Gespräch einen anderen Verlauf zu nehmen, als Flynn geplant hatte, aber er fand, dass Renee durchaus Bescheid wissen sollte. Mit dem Daumen strich er zärtlich über ihre Handfläche.
„Es sind wirtschaftlich schwierige Zeiten, und manche Firmen, oft auch größere, sparen an der Werbung. Außerdem kommt uns unser härtester Konkurrent, Golden Gate Promotions, immer wieder ins Gehege. Er versucht – zum Teil mit unlauteren Methoden – uns Kunden abspenstig zu machen. Athos Koteas, der Firmenbesitzer, tut alles, um Maddox Communications in ein schlechtes Licht zu rücken.“
„Und wie macht er das?“
„Durch Klatsch und Tratsch versucht er, unserem guten Namen zu schaden. Wir fragen uns, woher er seine Informationen bekommt. Möglicherweise gibt es bei MC eine undichte Stelle. Einige unserer wichtigsten Kunden denken sehr konservativ und suchen sich beim bloßen Verdacht eines Skandals eine andere Werbeagentur. Sie möchten nicht Gefahr laufen, dass ihr Ruf womöglich ebenfalls leidet.“
Er nahm einen Schluck aus seinem Glas. „Darum möchte ich nicht, dass unser eigentlicher Plan an die Öffentlichkeit dringt.“
„Aber Flynn, das ist ja ein Leben wie im Glaskasten. So kannst du doch nicht ewig weitermachen.“
„Koteas ist über siebzig. Und auch er hat nicht das ewige Leben. Aber reden wir nicht mehr davon.“
„Doch. Deine Arbeit interessiert mich. Aber du hast nie etwas davon erzählt, jedenfalls nicht mehr, seit du bei Madd Comm angefangen hast.“
„Weißt du, ich hatte schon tagsüber so viel um die Ohren – Werbung und wieder Werbung –, dass ich abends nicht wieder davon anfangen wollte.“ Aber Renee hatte recht: Zuvor nämlich, als er noch bei Adams Architekturbüro gearbeitet hatte, hatte er beim Abendessen oftmals Interessantes zu berichten gehabt. „Wie geht es eigentlich Lorraine?“, fragte er.
An ihrem Stirnrunzeln bemerkte er, dass ihr der Themenwechsel aufgefallen war. Dennoch antwortete sie: „Mom? Immer gleich. Zurzeit arbeitet sie in Florida, in einem Fünf-Sterne-Restaurant in Boca Raton.“
„Wechselt sie noch immer so häufig ihre Arbeitgeber?“
Renee nickte. „Sobald ihr jemand dumm kommt, fängt sie woanders neu an.“
„Das hängt bestimmt mit ihrer Trinkerei zusammen. Gut, dass deine Großmutter dafür gesorgt hat, dass du in einem stabilen Umfeld aufgewachsen bist.“
Als er mit dem Daumennagel über ihre Handfläche glitt, stockte Renee der Atem. Schnell zog sie die Hand weg. Doch Flynn war nicht entgangen, dass sich auf ihrem Unterarm eine leichte Gänsehaut gebildet hatte.
„Du siehst gut aus, Renee. Dir bekommt es gut, dein eigenes Geschäft zu führen.“
„Danke. Ja, es hat schon Vorteile, sein eigener Chef zu sein. Und offen gestanden liebe ich es, meiner Kreativität freien Lauf zu lassen. Ich bleibe selten bei altbewährten Rezepten.“
Als sie einander kennengelernt hatten, war sie bei einem großen Catering-Betrieb in Los Angeles beschäftigt gewesen. Nach der Hochzeit hatte sie gekündigt und war nach San Francisco gezogen.
Seit der Trennung hatte Flynn viel über das Scheitern seiner Ehe nachgedacht. Und er war zu dem Schluss gekommen, dass er einen Fehler gemacht hatte: Er hätte Renee nicht bitten sollen, sich den ganzen Tag nur um den Haushalt zu kümmern.
Denn sehr zum Missfallen seiner Mutter stammte Renee aus einfachen Verhältnissen, aus einer Familie, in der immer gearbeitet worden war. Die Großmutter hatte ein kleines Restaurant betrieben, und Renees Mutter war eine Spitzenköchin geworden.
Beide Frauen kannten lange Arbeitszeiten und hatten sich nie gescheut, sich die Hände schmutzig zu machen.
Und auch für Renee war harte Arbeit kein Fremdwort. Gewissermaßen war sie in einer lebhaften Restaurantküche aufgewachsen. Mit vierzehn, als Flynn seine Modelle gebaut und sich ansonsten wie ein typischer Teenager verhalten hatte, hatte sie bereits Gäste bedient.
Renee war daran gewöhnt, ihr Auskommen selbst zu bestreiten. Ihr war es nie leichtgefallen, ihn um Geld für Lebensmittel oder andere Einkäufe zu bitten.
Teure Restaurants und Nobelboutiquen waren nie ihre Welt gewesen, nur für das Haus einzukaufen hatte ihr Spaß gemacht. Auch lag es ihr nicht, viel Zeit bei der Kosmetikerin oder mit Wellness-Anwendungen zu verbringen.
Kein Wunder, dass ihr zu Hause – allein und
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