Sieben Jahre und eine Nacht
Hand anfühlten.
Flynn schlug einen Ordner auf und schob ihn den Tisch entlang zu Renee. „Das sind die Räume, die du für deinen Catering-Service pachten könntest.“
Sie sah sich die erste Seite an, aber da ihr von der hohen Miete buchstäblich der Atem stockte, blätterte sie gleich zur zweiten. Flynn hatte sich die Mühe gemacht, bei allen Angeboten das Für und Wider in seiner vertrauten Handschrift an den Rand zu schreiben.
Während Renee weiterblätterte, verließ sie der Mut. An so hohe Monatsmieten mochte sie nicht einmal denken. Wie sollte ihr neu gegründetes Geschäft solche Beträge aufbringen? Außerdem würden erhebliche Umbaukosten für eine professionell ausgestattete Küche hinzukommen.
Als sie Flynn ansah, merkte sie, dass er sie beobachtete.
„Leider kommen zur jeweiligen Pacht noch Kosten für die Kücheneinrichtung“, sprach er ihr aus der Seele. „Die Größenordnung kannst du selbst am besten einschätzen.“
Im Geiste ging Renee ihre Möglichkeiten durch. Selbst wenn sie ihr Gespartes opferte, würde ihr Geld bei Weitem nicht ausreichen. Ohne Kredit würde es nicht gehen.
Aber wollte sie wirklich Schulden machen? Für eine Sache, von der sie nicht wusste, ob sie wirklich gut lief? San Francisco galt unter Caterern als hart umkämpfter Markt.
Und was wäre, wenn sich zerschlagen würde, was sie mit Flynn abgemacht hatte? Dann würden es ihr die Kreditrückzahlungen fast unmöglich machen, sich nach Los Angeles zurückzuziehen.
Ich hätte mich mit den Pachtpreisen vertraut machen sollen, bevor ich mich auf Flynns Vorschlag eingelassen habe, schalt sie sich.
„Ehrlich gesagt habe ich nicht so viel Geld“, gab sie zu.
„Es gibt eine günstigere Alternative“, sagte Flynn und rollte einen großen Plan aus.
„Du hast einen Plan gezeichnet?“ Renee staunte.
Als er sie anblickte, sah sie zum ersten Mal seit langer Zeit in seinen blauen Augen wieder die Lebensfreude, die sie an ihm so sehr vermisst hatte. Er wirkte so attraktiv und sympathisch wie in der Anfangszeit ihrer Beziehung.
„Schau ihn dir an.“
Langsam trat Renee näher. Sie wusste, wie gefährlich seine Nähe war – vor allem, wenn er eine so positive Ausstrahlung hatte.
Flynn hatte eine Küche gezeichnet, ähnlich wie ihre in Grandmas Haus, nur größer und mit mehr Arbeitsflächen. Und mit großen Fenstern. Auch ein kleines Büro gehörte dazu, in dem sie Schreibarbeiten erledigen und Kunden empfangen konnte. Eine Veranda mit Tischen und einem Brunnen rundete den Entwurf ab.
„Flynn, das ist ja wundervoll! Aber wo …?“
„Im Souterrain“, antwortete er.
„Aber …“, setzte Renee an.
Doch Flynn unterbrach sie. „Warte, hör mir bitte erst einmal zu. Unser Souterrain kostet dich keine Miete, und es hat einen separaten Eingang. Du könntest unten arbeiten, während hier oben eine Nanny auf unser Baby aufpasst. Und du kannst jederzeit hochkommen. Sooft du willst.“
Unser Souterrain. Unser Baby.
Aber ihre Angst.
So wie Flynn das sagte, klang es nach etwas Langfristigem. Aber war sie dazu überhaupt bereit? „Findest du es gut, so viel Geld in einen Arbeitsplatz auf Zeit zu investieren?“
„Wer sagt denn, dass es nur auf Zeit ist?“
Wieder bekam sie es mit der Angst zu tun. „Ich. Selbst wenn diese Zweigstelle hier gut läuft, werde ich einen Koch einstellen und nach Los Angeles zurückkehren. Darf ich dich daran erinnern, dass wir uns scheiden lassen, sobald das Baby ein Jahr alt ist?“
„Denk doch mal in Ruhe darüber nach, Renee. Günstiger geht es doch gar nicht. Und die Lage ist ideal. Eine Adresse in einem gehobenen Viertel, in unmittelbarer Nähe zu Restaurants und Läden. Für deine Kunden bist du hier bequem zu erreichen.“
Natürlich hatte er recht! Das waren wirklich verlockende Aussichten.
Eigentlich sollte sie Nein sagen. Aber sie kannte sich gut genug, um zu wissen, dass sie ohne eine Aufgabe halb verrückt werden würde. Jedenfalls wollte sie nicht wie damals immer nur warten, bis sie abends das Motorengeräusch von Flynns Wagen hörte.
Auf ein solches Leben würde sie sich nicht noch einmal einlassen, selbst nicht, wenn es um ein Baby ging. Sie brauchte ihren eigenen Job und ihr eigenes Geld.
Es stand fest, sie musste arbeiten. Eine Stelle bei einem anderen Caterer anzunehmen verbot sich, denn sie musste ja immer wieder zu Tamara nach Los Angeles fahren. Außerdem würde sie kaum einen Job in dieser Branche bekommen, weil ja jeder Arbeitgeber in ihr – zu Recht –
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