Sieben Jahre und eine Nacht
ohne eine Beschäftigung, die sie auslastete – die Decke auf den Kopf gefallen war. Noch dazu war er häufig lange im Büro geblieben.
So war es gekommen, dass sie sich viel zu früh ein Baby gewünscht hatte.
Wohl Hunderte Male hatte er sich gefragt, ob es seine Ehe gerettet hätte, wenn Renee wieder gearbeitet hätte. Oder wenn er ihr den Wunsch nach einem Kind erfüllt hätte …
Aber da er auf keinen Fall ein Vater wie sein eigener sein wollte, der nie für die Familie Zeit hatte, hatte er damals Nein gesagt.
Kinder … Was würde er heute darum geben, sich damals anders verhalten zu haben! Nur ließ sich die Vergangenheit nicht mehr beeinflussen. Aber man konnte aus seinen Fehlern lernen und versuchen, sie wiedergutzumachen.
Und dieses Mal würde er Renee nicht wieder gehen lassen.
Während Flynn die Tür zu ihrem, nein, seinem Haus aufschloss, stellte Renee insgeheim fest, dass diese Versöhnung durchaus echt wirkte. Während des Abendessens hatte er sich aufmerksam und fürsorglich gezeigt, ganz wie zu Anfang ihrer Beziehung.
Aber er hat sich schon einmal verändert, ermahnte sie sich, also kann das wieder passieren.
Abgesehen davon war nicht er das Problem, sondern sie.
„Ich habe einen Schlüsselbund für dich“, sagte er so dicht neben ihr, dass sie seinen Atem an ihrer Wange fühlen konnte.
Renee spürte, dass sie Gänsehaut bekam, und trat in der großen Eingangshalle einen Schritt zurück. „Du wolltest mir doch deine Entwürfe für das Souterrain zeigen.“
„Sie sind in meinem Arbeitszimmer. Die Schlüssel auch. Geh schon vor, ich komme gleich nach“, sagte Flynn und wandte sich Richtung Küche.
Renee ging an der Treppe vorbei durch die Halle und betrat Flynns Arbeitszimmer.
Hier roch es angenehm nach seinem Duft. Als Renee bemerkte, dass sie tief einatmete, hörte sie sofort damit auf.
Zu Renees Verwunderung wurde die Raumseite mit dem Erkerfenster nach wie vor fast ganz von seinem Zeichentisch eingenommen. Warum hatte Flynn den Tisch behalten? Schließlich stand er für ein anderes Leben, für längst aufgegebene Träume.
Wie schade, dass er nach vier Jahren auf dem College und viereinhalb Jahren beruflicher Vorbereitungszeit so kurz vor dem Ziel aufgehört hatte. Er war kurz davor gestanden, als selbstständiger Architekt Häuser zu planen – sein Traumberuf.
Traurig betrachtete Renee die vielen Bücher zu diesem Thema, die die raumhohen Regale füllten. Auf einem der Bretter entdeckte sie ihr gerahmtes Hochzeitsbild.
Sie spürte einen Kloß im Hals. Flynn und sie sahen so glücklich aus vor der kleinen weißen Kapelle. Verliebt lächelten sie einander an.
Später war es mit der Ehe leider abwärtsgegangen. Erst hatte seine Mutter mit ihren verletzenden Angriffen begonnen, und dann war sein Vater gestorben …
Am Tag der Trauung hatte sich Renee noch keine Vorstellung davon gemacht, wie einsam eine Frau werden konnte, die mit dem Mann verheiratet war, den sie liebte. Sie hatte sich allein und schwunglos gefühlt, wie mit Blei an den Füßen.
Plötzlich hörte sie das leise Plopp eines Korkens, und kurz darauf erschien Flynn mit einer Weinflasche und zwei Gläsern.
„Nein danke, für mich nicht“, wehrte Renee ab, genau wie vorhin im Restaurant.
Fragend zog Flynn eine Augenbraue hoch und stellte Flasche und Gläser auf ein kleines Tischchen. Mit seinen kräftigen und schönen Händen drehte er den Korkenzieher aus dem Korken. „Das war doch immer dein Lieblingswein, ein Riesling.“
„Ich trinke nichts mehr. Und wenn ich beruflich Wein verkosten muss, spucke ich ihn danach wieder aus.“
„Aber du warst eine richtige Weinliebhaberin.“
„Damals ja“, sagte sie und zuckte die Schultern.
„Ist es wegen deiner Mutter?“, wollte er wissen.
„Zum Teil.“ Er wusste nicht, dass Renee eines Morgens noch immer halb betrunken auf dem Sofa aufgewacht war. Die halbe Nacht hatte sie vergeblich auf ihren Mann gewartet und ihren Kummer schließlich im Alkohol ertränkt … Niemals würde sie ihm das sagen!
„Okay.“ Flynn verschloss die Flasche wieder und stellte sie beiseite. Dann öffnete er eine Schublade seines Zeichentisches, nahm einen Schlüsselbund heraus und hielt ihn Renee hin.
Doch sie rührte sich nicht vom Fleck. Wenn sie den Bund annahm, würde dies ein weiterer großer Schritt nach vorne sein. Ein Schritt, der Renee wie ein Salto am Rande eines Abgrundes erschien.
Schließlich gab sie sich einen Ruck und nahm die Schlüssel, sie sich kühl in ihrer
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