Sieben Jahre
Kleidern, der polternd umfiel. Fluchend schlüpfte ich ins Bett. Hallo, sagte Sonja in albernem Tonfall und streckte ihre Hände nach mir aus, als wolle sie mich wegstoßen. Ich sagte, ich wolle sie anschauen, und beugte mich über sie, um die Nachttischlampe wieder einzuschalten, aber sie packte mich um den Hals und fing an, mich zu küssen. Ich tastete nach ihrem Körper. Sie trug Unterwäsche. Als ich versuchte, ihr den Slip auszuziehen, hielt sie meine Hände fest und fragte, ob ich Kondome habe. Nimmst du nicht die Pille?, fragte ich. Nein, flüsterte sie. Antje hat bestimmt welche, sagte ich und stand auf, geh nicht weg. In der Dunkelheit stolperte ich über den am Boden liegenden Stuhl. Ich fand keine Kondome, weder im Bad noch in Antjes Schlafzimmer. Ich ging zurück zu Sonja. Diesmal machte ich das Deckenlicht an. Sie kniff die Augen zusammen und wandte den Blick ab. Nichts, sagte ich und schlüpfte wieder unter die Decke, ich passe auf, ganz bestimmt. Sonja sagte, das sei ihr zu riskant, ob ich nicht in der Nachtapotheke welche kaufen könne. Sie lag so steif da wie am Strand, als ich sie zum ersten Mal geküsst hatte. Ich streichelte ihr Haar. Geh, sagte sie, mach schnell. Als ich nach einer halben Stunde mit den Kondomen zurückkam, war das Licht gelöscht und Sonja war eingeschlafen.
Wir erwachten früh am Morgen, ich weiß nicht mehr, wer zuerst wach war. Wortlos fingen wir an, einander zu berühren, es war, als tasteten unsere Körper nacheinander, während wir noch im Halbschlaf lagen. Sonja küsste mich, sie stieß mir die Zunge in den Mund, die sehr groß zu sein schien, und ich schmeckte ihren Schlaf. Sie hatte die Unterwäsche abgestreift und sich auf mich gelegt, ich weiß noch, dass ich mich wunderte, wie schwer sie war und wie warm. Wir bewegten uns langsam, zwei schläfrige wollüstige Tiere, die eins werden wollen.
Den ganzen Vormittag über blieben wir im Bett und liebten uns, fast ohne ein Wort zu wechseln. Einmal klopfte Antje an die Tür, streckte den Kopf herein und fragte, ob wir vorhätten, irgendwann zu frühstücken. Als wir verneinten, verschwand sie ohne ein weiteres Wort. Später bat mich Sonja, ihr ein Glas Wasser zu holen. Ich zog nur schnell die Unterhose an. Im Flur traf ich den Fotografen, und wir grüßten uns. Die Situation war mir nicht einmal peinlich, im Gegenteil, ich empfand eine Art Genugtuung. Steht ihr jetzt endlich auf?, rief Antje aus der Küche. Ich antwortete nicht und verschwand wieder im Gästezimmer. Sonja hatte sich angezogen und die Rollladen geöffnet und schaute aus dem Fenster. Ich trat hinter sie und umarmte sie. Sie nahm mir das Glas aus der Hand und trank es in langsamen Schlucken leer.
Die Tage, die wir noch in Marseille verbrachten, waren vielleicht die glücklichsten unserer Beziehung. Wir spazierten Hand in Hand durch die Stadt, schauten uns die alten Bauten an und blieben bei Baustellen stehen, um die Arbeiten zu verfolgen. Am Mittag stand die Sonne senkrecht, und die Schatten der Bäume waren wie kleine Inseln in einem Meer aus Licht, auf die wir uns retteten. Wenn die Hitze unerträglich wurde, gingen wir zurück in die Wohnung, Sonja zeichnete, und ich las oder blätterte durch Antjes Sammlung antiquarischer Bildbände zu allen möglichen Themen.
Ich glaube, Antje war ein wenig eifersüchtig, jedenfalls machte sie ein paar Mal spitze Bemerkungen über junge Liebespaare und sagte, sie könne gar nicht mehr arbeiten, wenn wir uns die ganze Zeit hier herumtrieben und turtelten. Sie hatte im Herbst eine Ausstellung und war unzufrieden mit dem, was sie im letzten Jahr geschaffen hatte. Am Abend blieb sie mit der halb vollen Weinflasche auf dem Balkon sitzen, wenn Sonja und ich früh ins Bett gingen. Sonja ging als Erste ins Bad und wartete unter der Bettdecke auf mich, und wir küssten und umarmten uns. Dann löschte sie das Licht, und wir schliefen miteinander. Wenn ich am Morgen erwachte, hatte sie ihren Pyjama angezogen, und wenn ich sie umarmte, stand sie auf und sagte, sie wolle nicht den ganzen Tag im Bett verplempern. Es war mir dann, als entzöge sie sich mir, als sei ihr die nächtliche Lust peinlich. Sie ging ins Bad, und wenn sie zurückkam, war sie frisch geduscht und angezogen. Ich lag immer noch im Bett, und sie setzte sich neben mich und ließ sich manchmal wieder unter die Decke ziehen, aber sie wehrte meine Hände ab und gab mir nur kurze Küsse und sagte lachend, ich sei ein Faulenzer, so würde ich es nie zu etwas
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