Sieben Pfoten für Penny - Jungs und andere Esel
Herr Sesch nach einem Stein in der Wiese. Dann verschwand er im Wohnwagen. Hinter ihm fiel die Tür zu. Penny schien er völlig vergessen zu haben.
Ganz unrecht war ihr das nicht. Ihren Bericht würde sie heute wohl nicht mehr bekommen. Sie ging geduckt auf ihr Fahrrad zu und spähte aus den Augenwinkeln zum Wohnwagen. Drinnen wurden Schranktüren geknallt, und Herr Sesch fluchte weiter. Schließlich hatte Penny ihr Fahrrad erreicht und schob es zum Weg.
Hinter ihr flog die Wohnwagentür auf.
»He, warte!«
Ohne sich umzudrehen, blieb sie stehen. Mit schreienden und tobenden Menschen wollte Penny eigentlich nichts zu tun haben.
»Penny, warte!« Er lief ihr hinterher und um sie herum, sodass er ihr ins Gesicht sehen konnte. Penny wich seinem Blick aus. Ihr war das alles so schrecklich unangenehm. Wäre sie doch nie gekommen.
»Bist du in Ordnung? Geht es dir gut?«
Nein, wollte Penny am liebsten antworten. Sie entschloss sich aber zu einem Nicken.
»Ich muss sofort die Temperatur herunterfahren. Wenn es kühl wird, kann sich die Mamba nicht mehr richtig bewegen. Dann fange ich sie ein und lege sie zurück in ihr Terrarium. Ich mache von ihr Spezialaufnahmen, mit einer Minikamera.«
Penny blickte uninteressiert an ihm vorbei. Herr Sesch spürte, was in ihr vorging und sagte: »Am besten du vergisst, was da gerade war. Und dein Schulprojekt, können wir das ein andermal besprechen?«
»In Ordnung.« Penny stieg auf ihr Fahrrad. Sie hatte keine Lust, Herrn Sesch noch einmal zu treffen. Nachdem sie eine Verabschiedung gemurmelt hatte, radelte sie los.
»Ruf einfach an!«
Sicher nicht, dachte Penny.
Der Wind war richtig eisig geworden. Er trieb ein paar dunkle Wolken vor sich her über den Himmel. Die Sonne senkte sich, und es roch nach Regen. Bevor es losging, wollte Penny zu Hause sein. Leider hatte sie Gegenwind und kam nur langsam voran.
Als sie auf die Landstraße einbog, die an der Hammerschmiede vorbei bis nach Salzburg führte, klatschten die ersten Tropfen auf den Asphalt. Der Sturm schüttelte Penny auf ihrem Fahrrad heftig durch.
Sie erhob sich vom Sattel, um stehend mit mehr Kraft auch mehr Tempo zu bekommen. Auf einmal trat ihr rechter Fuß ins Leere, sie verlor das Gleichgewicht und kippte. Pennys Fuß traf mit voller Wucht auf die Fahrbahn. Ein stechender Schmerz schoss ihr durch das Bein.
Sie fand sich halb liegend im Straßengraben wieder, das Fahrrad auf ihr. Tränen rannen ihr aus den Augen, und ihre Nase lief. Sie wischte sich mit dem Jackenärmel über das Gesicht und versuchte aufzustehen. Das Stechen in ihrem Bein war höllisch. Auftreten war unmöglich. Als sie sich und das Fahrrad aufgerichtet hatte, stand sie auf nur einem Bein und besah sich den Schaden. Die Kette lag im Schmutz und war zerrissen.
Es regnete immer heftiger, und der Herbststurm peitschte ihr das Wasser ins ohnehin schon nasse Gesicht. Auf einem Bein hüpfend, gestützt auf das nutzlose Fahrrad, bewegte Penny sich nach Hause. Was für ein Tag!
Eseleien
Am Sonntag bekam Penny überraschend Besuch. Dank der Umschläge, die Elvis ihr gemacht hatte und der Salbe aus dem Medizinschrank ihres Vaters, war der Knöchel schon etwas geheilt. Sie konnte zumindest ohne allzu große Schmerzen humpeln.
Am frühen Nachmittag hatte Romeo auf einmal laut in seinem Zimmer zu schreien begonnen. Dr. Moosburger war sofort aus seinem Arbeitszimmer ins Stockwerk der Kinder gestürzt und hatte um Ruhe gebeten. Seine Laune war immer noch miserabel.
Romeo kam mit weit aufgerissenen Augen zu Penny gerannt und flüsterte etwas kaum hörbar.
Zuerst konnte Penny ihn nicht verstehen.
»Was? Rede lauter!«
»Nein!« Romeo hauchte nur. »Sonst schimpft Papa wieder.«
»Dann lass mich in Frieden!« Penny versuchte wieder einmal, sich die chemischen Formeln einzuprägen.
Achselzuckend ging Romeo wieder. Halblaut murmelte er vor sich hin. »Soll der Esel eben abhauen.«
»Was!« Penny sauste sofort in die Höhe, stieß ihn zur Seite und hinkte in sein Zimmer. Es lag nach vorn hinaus. Von Romeos Fenster sah sie hinunter auf den Vorplatz. Seelenruhig trottete dort der kleine Graue und neben ihm Robin. In der Diele begann Milli aus Leibeskräften zu bellen, weil sie mit ihrem Freund Robin mitgehen wollte.
Alle Schmerzen waren vergessen, als Penny die Treppe hinunterstolperte. Sie zog nicht einmal Schuhe an, sondern lief in ihren Wollsocken ins Freie hinaus.
»Steh!«, rief sie scharf, und Robin blieb sofort wie angewachsen stehen. Sie
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