Sieben Pfoten für Penny - Jungs und andere Esel
das sagte, ging er um das Pult herum und griff an die Stelle, an der die Zettel gelegen hatten. Seine Finger fassten ins Leere.
Penny hatte nur eine Sorge: Würde einer der Klassenkameraden lachen? Oder nicht dichthalten und Robin verraten?
Der Chemielehrer sah verwirrt auf den leeren Tisch. Man konnte fast seine Gedanken im Kopf rattern hören. Langsam öffnete er seine Ledertasche. Er suchte darin, legte sie weg und hob den Kopf.
»Wer war das?«
Keiner antwortete.
»Wer hat die Testbögen genommen?«
Pennys Klassenkameraden erwiesen sich, obwohl sie nicht eingeweiht gewesen waren, als ausgezeichnete Schauspieler. Stumm blickten sie vor sich hin und setzten arglose, unschuldige und vor allem nicht wissende Gesichter auf.
Herr Schröder stemmte die Hände auf die Tischplatte, auf der Säuren und missglückte Versuche viele Spuren hinterlassen hatten.
»Ich gebe euch drei Sekunden, die Testbögen zurückzugeben.«
Da niemand etwas sagte, begann Penny zu sprechen. »Entschuldigung, Herr Schröder. Aber was meinen Sie?«
»Ich hatte die Zettel mit euren Testaufgaben hierher gelegt, und jetzt sind sie weg. Das kann nur einer von euch gewesen sein.«
»Aber wie denn? Wir waren alle auf unseren Plätzen.«
Diesem Argument konnte Herr Schröder nichts entgegensetzen. Er selbst hatte in der ersten Reihe gestanden, mit Blick auf alle Schüler. Der Dieb hätte an ihm vorbeikommen müssen. Das war aber nicht geschehen.
Nervös zuckte der Lehrer mit der rechten Braue.
»Ich habe sie hierher gelegt. Das weiß ich genau. Einer von euch muss vorgeschlichen sein und sie genommen haben!«
»Es war keiner von uns«, beteuerte Penny.
»Das werden wir sehen!« Herr Schröder zog sein Handy aus der Aktentasche, stellte sich vor die Tür, als wollte er eine mögliche Flucht der Schüler verhindern, und wählte eine Nummer. »Herr Direktor, hier Schröder aus dem Chemiesaal. Könnten Sie bitte kommen. Ein sehr unangenehmer Vorfall.«
Harald Ficht war ein immer ernster Mann, der keine allzu gute Meinung von seinen Schüler zu haben schien. Ohne anzuklopfen, betrat er den Chemiesaal und warf einen Blick auf die Klasse. In seinen Augen stand in großen Buchstaben: WAS HABT IHR WIEDER AUSGEFRESSEN?
Mit knappen Worten berichtete Herr Schröder den Vorfall. Selbstverständlich glaubte der Schuldirektor ihm. Er schlüpfte aus seinem dunklen Jackett und krempelte sich die Ärmel des blassblauen Hemdes auf.
»Taschenkontrolle! So viel Papier kann nicht einfach verschwinden.«
Alle Schultaschen, Rucksäcke und Mappen mussten geöffnet werden. Mit spitzen Fingern wühlten der Direktor und Herr Schröder auch in Sporttaschen und verschwitzter Trainingskleidung. Alle Bankfächer wurden inspiziert. Als sie noch immer keine Spur von den verschwundenen Zetteln hatten, begannen sie, sogar hinter den Blumentöpfen auf dem Fensterbrett nachzusehen.
Fünf Minuten vor Ende der Stunde mussten die beiden Hobby-Detektive eingestehen, nichts gefunden zu haben.
Herr Schröder zuckte mittlerweile nicht nur mit der Augenbraue, sondern auch mit der Schulter. »Aber ich habe die Testbögen mitgebracht … «
Ihn traf der strenge Blick des Direktors.
»Kommen Sie bitte in der Pause in mein Büro«, sagte Direktor Ficht knapp.
»Ich habe die Zettel hierher gelegt«, schrie Herr Schröder und knallte mit der flachen Hand mehrfach auf die Stelle, wo sie tatsächlich einmal gelegen hatten.
Der Direktor war schon an der Tür, drehte sich betont langsam um und sagte warnend: »Einen anderen Ton bitte, Herr Kollege. Aber wir sprechen uns noch.«
Eisiges Schweigen herrschte im Chemiesaal, das zum Glück von der Schulglocke unterbrochen wurde. Alle sprangen auf und strömten zum Ausgang. Herr Schröder hatte keine Gelegenheit mehr, ein neues Datum für den Test zu nennen. Zurück blieb ein Chemielehrer, der verwirrter war, als seine Schüler normalerweise nach einer Stunde mit ihm.
Keiner hatte Mitleid.
Marvin ging an Penny vorbei und machte eine anerkennende Geste.
»Ich weiß nicht, was du meinst«, sagte sie mit Unschuldsmiene. Auch den Dank der anderen tat sie ab. Erstens war es Robins Leistung gewesen, und zweitens war es besser, kein Wort darüber zu verlieren.
Die gierige Gerti
Unruhig ging Penny vor der Tür des Arbeitszimmers auf und ab. In welcher Stimmung befand sich ihr Vater gerade? War er gestresst und gereizt? Laut Elvis arbeitete er noch immer an seinem Artikel und war weit davon entfernt, fertig zu werden. Penny hatte absolut
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