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Sieben Phantastische Geschichten

Sieben Phantastische Geschichten

Titel: Sieben Phantastische Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. G. Ballard
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schaltete seinen Detektor aus und trat vom Fenster zurück. »Diese verdammten Pyros. Ihr könnt euch wieder beruhigen, Jungs.«
    Franz deutete auf das Gerät. »Da war nichts drauf. Nirgends auch nur eine Spur von Monoxid, in der ganzen Gegend nicht. Woher wollen Sie wissen, daß es Pyros waren?«
    »Wir wußten es eben.«
    Er setzte ein schiefes Lächeln auf. »Auf solche Elemente können wir hier verzichten.«
    Franz zuckte die Achseln und setzte sich hin. »Schätze, das ist auch eine Methode, sie loszuwerden.«
    Der Geschäftsführer musterte Franz eingehend. »Stimmt genau, junger Mann. Wir leben hier schließlich in einer guten Ein-Dollar-fünf-Gegend.« Er schmunzelte in sich hinein. »Vielleicht sogar Ein-Dollar-sechs, nachdem jeder weiß, was für Sicherheiten wir zu bieten haben.«
    »Sieh dich vor, Franz«, warnte ihn Gregson, als der Geschäftsführer gegangen war. »Er könnte recht haben. Die Pyromanen übernehmen gern kleine Kaffeehäuser und Eßlokale.«
    Franz rührte in seinem Kaffee. »Dr. McGhee schätzt, daß mindestens 15 Prozent der Stadtbevölkerung untergetauchte Pyros sind. Er ist davon überzeugt, daß ihre Zahl ständig zunimmt und daß am Ende die ganze Stadt in Flammen aufgeht.«
    Er schob seine Kaffeetasse zurück. »Wieviel Geld hast du?«
    »Hier bei mir?«
    »Insgesamt.«
    »Ungefähr 30 Dollar.«
    »Ich habe 15 gespart«, sagte Franz. »45 Dollar; das müßte für drei oder vier Wochen reichen.«
    »Wo denn?« fragte Gregson.
    »In einem Superschläfer.«

»Super –!« Erschrocken unterbrach sich Gregson. »Drei oder vier Wochen! Was soll das heißen?«
    »Es gibt nur eine Möglichkeit, etwas herauszufinden«, erklärte Franz mit ruhiger Stimme. »Ich kann nicht einfach hier rumsitzen und abwarten. Irgendwo muß es freien Raum geben, und ich werde so lange mit dem Schlafwagen weiterfahren, bis ich ihn gefunden habe. Leihst du mir deine 30 Dollar?«
    »Aber, Franz –«
    »Wenn ich nach zwei Wochen nichts gefunden habe, ändere ich die Route und komme zurück.«
    »Aber das Ticket kostet…« Gregson überlegte. »… Milliarden. Mit 45 Dollar kommst du nicht mal aus dem Sektor raus.«
    »Die sind nur für Kaffee und Sandwiches«, sagte Franz. »Das Ticket kostet nichts.« Er sah Gregson an. »Du weißt doch…«
    Gregson schüttelte zweifelnd den Kopf. »Das kannst du doch nicht im Superschläfer machen!«
    »Warum nicht? Wenn mich jemand fragt, sage ich einfach, daß ich auf dem längeren Weg zurückfahre. Tust du’s, Greg?«
    »Ich weiß nicht, ob ich soll.« Gregson spielte ratlos mit seiner Kaffeetasse. »Franz, wie soll es denn freien Raum geben? Wie denn nur?«
    »Das will ich ja gerade herausfinden«, sagte Franz. »Betrachte es doch einfach als mein erstes Physikpraktikum.«
    Für Passagiere des Transportsystems wurden die Fahrten von einem Punkt zum andern durch die Anwendung von a = 1/b2 + c2 + d2 bemessen. Welche Reiseroute tatsächlich eingeschlagen wurde, war allein Sache des Passagiers, und solange er innerhalb des Systems blieb, konnte er jede Route wählen, die er wollte. Die Fahrkarten wur den nur an den Ausgängen der Bahnhöfe geprüft, an denen ein Beamter eventuelle Aufschläge kassierte. Wenn der Passagier nicht zahlen konnte – 10 Cents pro Meile –, wurde er an seinen ursprünglichen Bestimmungsort zurückgeschickt.

    Franz und Gregson betraten den Bahnhof in der 984. Straße und gingen zu der großen Konsole, einer automatischen Fahrkartenausgabe. Franz steckte einen Penny hinein und drückte den Knopf des Bestimmungsortes mit der Bezeichnung 984. Die Maschine ratterte und spuckte eine Fahrkarte aus, und in der Wechselgeldausgabe kam seine Münze wieder zum Vorschein.
    »Also dann, auf Wiedersehen, Greg«, sagte Franz, als sie zur Sperre gingen. »In ungefähr zwei Wochen bin ich wieder da. Die anderen im Schlafsaal werden mich dekken. Sag Sanger, daß ich Feuerdienst habe.«
    »Und wenn du nicht zurückkommst, Franz?« fragte Gregson. »Angenommen, sie holen dich aus dem Schlafwagen?«
    »Wie denn? Ich hab doch meine Karte.«
    »Und wenn du keinen freien Raum findest? Kommst du dann zurück?«
    »Wenn ich kann.«
    Franz klopfte Gregson beruhigend auf die Schulter, winkte noch mal und verschwand zwischen den Zeitkarteninhabern.
    Er stieg in einen Lokalzug der Green Line und fuhr zum Distrikt-Knotenpunkt im nächsten Bezirk. Der Zug der Green Line fuhr, mit Unterbrechungen, mit einer Geschwindigkeit von 70 Meilen pro Stunde, und es dauerte zwei und eine

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