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Sieben Phantastische Geschichten

Sieben Phantastische Geschichten

Titel: Sieben Phantastische Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. G. Ballard
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ungeduldig. »Aber wie Sanger schon sagte: Wozu soll es gut sein?«
    »Wozu es gut sein soll? Es fliegt! Genügt das nicht?«
    »Nein. Ich will ein großes, mit dem ich mitfliegen kann.«
    »Nun mal schön langsam, Franz. Sei doch vernünftig. Wo wolltest du mit ihm hinfliegen?« »Weiß ich nicht«, sagte Franz aufgebracht. »Aber irgendwo werde ich damit schon hinfliegen!«
    Der Platzwart und zwei Gehilfen kamen mit Feuerlöschern quer durch das Stadion gerannt.
    »Hast du die Streichhölzer versteckt?« fragte Franz schnell. »Die lynchen uns, wenn sie uns für Pyros halten.«
    Drei Tage später fuhr Franz am Nachmittag mit dem Lift 150 Ebenen hinauf bis zu 667-98, dem Sitz der Grundstücksverwaltung.
    »Da hätten wir ein großes Erschließungsprojekt zwischen 493 und 554, im nächsten Sektor«, gab einer der Beamten Auskunft. »Ich weiß aber nicht, ob es sich für Ihre Zwecke eignet. 60 mal 20 Blocks mal 15 Ebenen.«
    »Haben Sie nichts Größeres?« fragte Franz.
    Der Beamte sah ihn an. »Noch größer? Nein. Was suchen Sie eigentlich – haben Sie Platzangst?«
    Franz strich die Karten glatt, die auf dem ganzen Tisch verstreut waren. »Ich suche ein Gebiet mit mehr oder weniger kontinuierlicher Entwicklung. Zwei- oder dreihundert Blocks lang.«
    Der Beamte schüttelte den Kopf und widmete sich wieder seinem Hauptbuch. »Waren Sie denn nicht auf der Ingenieursschule?« fragte er zornig. »So etwas akzeptiert die Stadt nicht. 100 Häuserblocks ist das Maximum.«
    Franz bedankte sich und ging hinaus.
    Ein Süd-Expreß brachte ihn innerhalb von zwei Stunden in das Erschließungsgebiet. Er verließ den Wagen an der Umleitung und ging das letzte Stück, bis zum Ende der Ebene, zu Fuß. Die Straße, eine heruntergekommene, aber betriebsame Durchgangsstraße, mit Kleiderläden und kleinen Geschäften, die durch den großen, zehn Meilen langen B.I.R.-Industriewürfel führte, endete abrupt zwischen einem Haufen herausgerissener Stützpfeiler und Betonklötze. An seinem Rand war ein Drahtgitter errichtet, über das Franz in die Grube hinuntersah, drei Meilen lang, eine Meile breit und 1200 Fuß tief, die von Tausenden von Ingenieuren und Abbruchspezialisten aus der Matrix der Stadt gerissen wurde.
    800 Fuß weiter unten transportierten endlose Reihen von Lastwagen und Eisenbahnwaggons den Schutt und das Geröll ab, und ganze Staubwolken wurden aufgewirbelt, bis hinauf zu den Bogenlampen, die von den Dächern strahlten. Während er noch zusah, fuhr eine Kette Explosionen durch die Wand links von ihm, und dann begann die ganze Vorderfront zu schwanken, fiel langsam in sich zusammen und gab einen perfekten Querschnitt durch 15 Ebenen der Stadt frei.
    Franz kannte große Erschließungen von früher, seine Eltern waren bei dem historischen QUA-County-Einsturz vor zehn Jahren ums Leben gekommen, als sich die drei Hauptpfeiler verschoben hatten und zweihundert Ebenen der Stadt plötzlich dreitausend Meter tief abgesunken waren und dabei eine halbe Million Menschen wie Fliegen in einer Ziehharmonika zerquetscht hatten, aber der riesige Schlund gähnender Leere legte sich noch immer lähmend auf seine Phantasie.
    Überall um ihn herum saßen und standen Menschen auf den terrassenförmig aus den Wänden ragenden Stützbalken und starrten in die Tiefe.
    »Wie ich hörte, sollen hier Gärten und Parks angelegt werden«, bemerkte ein älterer Mann neben Franz in duldsamem Ton. »Und vielleicht gelingt es ihnen sogar, einen Baum zu bekommen. Dann wäre das der einzige Baum im ganzen Distrikt.«
    Ein Mann mit zerschlissenem Sweatshirt spuckte über das Geländer. »Das sagen sie immer. Bei einem Dollar pro Fuß sind große Versprechungen so ungefähr das einzige, wofür sie Platz verschwenden können.«
    Direkt unter ihnen brach eine Frau, die in die Luft gestarrt hatte, in nervöses Lachen aus. Zwei Zuschauer packten sie an den Armen und wollten sie wegbringen. Die Frau begann, wild um sich zu schlagen, und ein Feuerpolizist griff ein und zerrte sie grob mit sich fort.
    »Arme Idiotin«, bemerkte der Mann im Sweatshirt. »Wahrscheinlich hat sie da draußen gewohnt. Sie haben ihr 90 Cents pro Fuß gegeben, als sie es ihr weggenommen haben. Und dabei weiß sie noch nicht mal, daß sie bestimmt einen Dollar zahlen muß, um es zurückzukriegen. Jetzt werden sie bald auch noch anfangen, für jede Stunde, die man hier sitzen und zusehen darf, fünf Cents zu kassieren.«
    Franz blieb zwei Stunden am Geländer sitzen, dann kaufte er einem

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