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Sieben Phantastische Geschichten

Sieben Phantastische Geschichten

Titel: Sieben Phantastische Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. G. Ballard
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halbe Stunde, bis er am Ziel war.
    Am Knotenpunkt stieg Franz in einen Expreßlift um, der ihn mit 400 Meilen pro Stunde innerhalb von 90 Minuten aus dem Sektor brachte. Nach weiteren 50 Minuten gelangte er mit einem Trans-Sektor-Express zum Terminal der Hauptlinie, der zur Union gehörte.
    Dort kaufte er sich eine Tasse Kaffee und überdachte noch einmal seine Pläne. Die Superschläfer fuhren in östlicher und westlicher Richtung und hielten auf jeder zehnten Station an. Der nächste traf in 72 Stunden ein und fuhr nach Westen.
    Die Endstation der Hauptlinie war der größte Bahnhof, den Franz je gesehen hatte, eine meilenlange Höhle, und über 30 Ebenen tief. Hunderte von Liftschächten führten nach unten, und das Labyrinth von Bahnsteigen, Rolltreppen, Restaurants, Hotels und Theatern wirkte wie eine übertriebene Nachbildung der Stadt selbst.
    Nachdem er sich in einer der Informationszellen Auskunft geholt hatte, fuhr Franz mit einer Rolltreppe zu Pier 15, an dem die Superschläfer anlegten. Entlang der Station verliefen zwei Vakuumtunnel aus Stahl, die einen Durchmesser von 300 Fuß hatten und in Abständen von 30 Fuß von großen Betonpfeilern gestützt wurden.
    Franz ging den Bahnsteig entlang und blieb neben der teleskopischen Gangway stehen, die in eine der Luftschleusen führte. Es stimmt also alles, dachte er, einhundertzehn Prozent, und starrte nach oben, an die gewölbte Decke des Tunnels. Irgendwo mußte er hinausführen. Er besaß 45 Dollar, genügend Geld, um drei Wochen lang mit Kaffee und Sandwiches versorgt zu sein, sechs Wochen, wenn nötig, Zeit genug jedenfalls, um das Ende der Stadt ausfindig zu machen.
    Die nächsten drei Tage brachte er damit herum, in einer der dreißig Cafeterias im Bahnhof Kaffee zu trinken, weg geworfene Zeitungen zu lesen und in den Lokalzügen der Red Line, die vierstündige Fahrten durch den benachbarten Sektor machten, zu schlafen.
    Als der Superschläfer endlich eintraf, mischte er sich unter die kleine Gruppe Feuerpolizisten und Kommunalbeamte, die am Durchgang wartete, und folgte ihr in den Zug, der zwei Wagen hatte, einen Schlafwagen, den niemand benutzte, und einen Tageswagen.
    Franz setzte sich in der Nähe der Anzeigetafel im Tageswagen auf einen unauffälligen Ecksitz und zog sein Notizbuch aus der Tasche, um seine erste Eintragung zu machen.
    1. Tag: 270° West. Union 4,350.
    »Kommen Sie mit auf einen Drink ?« fragte ihn ein Feuerwehrhauptmann von der anderen Seite des Gangs. »Wir haben zehn Minuten Aufenthalt.«
    »Nein, danke«, sagte Franz. »Aber ich halte Ihnen gern Ihren Platz frei.«
    Fünf Dollar der Kubikfuß. Freier Raum würde den Preis drücken. Es bestand keine Notwendigkeit, den Zug zu verlassen oder allzu viele Fragen zu stellen. Er brauchte nichts anderes zu tun, als sich eine Zeitung zu leihen und den durchschnittlichen Marktwert zu beobachten.
    2. Tag: 270° West. Union 7,550.
    »Die Schlafzüge werden immer weniger«, sagte jemand zu ihm. »Jeder setzt sich in den Tageswagen. Sehen Sie sich doch um. 60 Sitze und nur vier Leute. Man braucht sich nicht mehr fortzubewegen. Die Leute bleiben, wo sie sind. In ein paar Jahren wird es nur noch die Vorortzüge geben.«
    97 Cents.
    Bei einem Durchschnittswert von einem Dollar pro Kubikfuß, rechnete Franz, ist das bis jetzt soviel wert wie etwa $ 4 * 10 27 .
    »Sie fahren wohl weiter bis zur nächsten Station, was? Also dann, auf Wiedersehen, junger Mann.«
    Die meisten Passagiere blieben nicht länger als drei oder vier Stunden im Schlafzug. Am Ende des zweiten Tags taten Franz von der ständigen Beschleunigung Rücken und Hals weh. Er verschaffte sich ein bißchen Bewegung, indem er in dem leeren Schlafwagen den schmalen Gang auf- und abging, aber die meiste Zeit mußte er sich in seinem Sitz anschnallen, wenn der Zug mit dem langen Bremsweg zur nächsten Station begann.
    3. Tag: 270° West. Föderation 657.
    »Interessant, aber wie wollen Sie das beweisen?«
    »Ist nur so eine Idee von mir«, sagte Franz, zerknüllte die Skizze und ließ sie in einen Müllschlucker fallen. »Hat keinen praktischen Nutzen.«
    »Komisch, aber es erinnert mich an irgendwas.«
    Franz richtete sich auf. »Wollen Sie etwa sagen, daß Sie solche Maschinen schon mal gesehen haben? In einer Zeitung, oder in einem Buch?«
    »Nein, nein. In einem Traum.«
    Immer nach einem halben Tag Fahrt zeichnete der Pilot das Logbuch ab, das die Mannschaft dem Gegenzug, der nach Osten fuhr, aushändigte, ging auf die andere

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