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Sieben Phantastische Geschichten

Sieben Phantastische Geschichten

Titel: Sieben Phantastische Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. G. Ballard
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die Rippen eingebettet sind.«
    »Flügel?«
    »Dr. McGhee glaubt, ja.«
    Sie gingen durch die Gänge zwischen den Käfigen.
    »Wann, glaubt er, daß sie geflogen sind?«
    »Vor der Foundation«, sagte Franz. »Vor 3 Millionen Jahren.«
    Als sie das Museum wieder verlassen hatten, gingen sie die 859. Avenue hinunter. Auf halbem Weg hatte sich eine dichte Menschenmenge versammelt, und überall in den Fenstern und auf den Balkonen über der Hochbahn drängten sich die Menschen und beobachteten einen Trupp der Feuerpolizei, der sich zu einem der Häuser Zugang verschaffte.
    An beiden Enden des Häuserblocks waren die Schotten fest verschlossen, und zu den darüber- und darunterliegenden Ebenen versperrten schwere Stahltüren die Treppen. Der Ventilator und die Auspuffschächte waren außer Funktion, und bereits jetzt war die Luft abgestanden und muffig.
    »Pyros«, murmelte Gregson. »Wir hätten unsere Masken mitnehmen sollen.«
    »Das ist nur zur Abschreckung«, sagte Franz. Er deutete auf die Monoxid-Detektoren, die überall herausragten und deren lange Rüssel die Luft einsogen. Die Skalenzeiger standen auf Null. »Komm, wir warten in dem Restaurant da drüben.«
    Sie drängten sich durch die Menschenmenge bis zum Restaurant, setzten sich ans Fenster und bestellten Kaffee. Der war, wie alles andere auf der Speisekarte auch, kalt. Alle Kochvorrichtungen waren auf maximal 35 Grad C eingestellt, und nur in den teureren Restaurants und Hotels konnte man Essen bekommen, das wenigstens lauwarm war.
    Von der Straße drangen laute Schreie zu ihnen herauf. Der Feuerpolizei schien es nicht zu gelingen, weiter als bis zum Erdgeschoß in das Haus vorzudringen, und so hatte sie damit begonnen, die Menschenmenge zurückzudrängen. Eine elektrische Winde wurde aufgezogen und an den Balken, die unter dem Fenstersims verliefen, befestigt; dann wurde ein halbes Dutzend schwerer Stahlgreifer ins Haus getragen und an den Wänden festgehakt.
    Gregson stieß ein Lachen aus. »Die Besitzer werden sich wundern, wenn sie nach Hause kommen.«
    Franz betrachtete das Haus. Es war ein schmales schäbiges Gebäude, das zwischen einem großen Möbellager und einem neuen Supermarkt eingezwängt war. Eine alte Inschrift quer über der Vorderseite war übermalt worden, offenbar hatte es erst vor kurzem den Besitzer gewechselt. Die gegenwärtigen Pächter hatten den halbherzigen Versuch unternommen, das Erdgeschoß in eine billige Stehkneipe umzuwandeln. Die Feuerpolizei schien alles daranzusetzen, möglichst viel zu ruinieren. Überall auf dem Straßenpflaster lagen Pasteten und zerbrochenes Geschirr verstreut.
    Die Geräusche erstarben, und alle standen abwartend da, während sich die Seilwinde wieder zusammenrollte. Die Stahltrossen strafften sich, und die Vorderfront des Hauses schwankte in ruckartigen Bewegungen nach vorn.
    Plötzlich gellte ein Schrei aus der Menschenmenge.
    Franz hob den Arm. »Da oben! Sieh doch!«
    Im 4. Stock standen ein Mann und eine Frau am Fenster und sahen hilflos nach unten. Der Mann hob die Frau auf den Fenstersims, und sie kroch nach draußen und klam merte sich an einem der Abzugsrohre fest. Flaschen flogen bis fast zu ihnen hinauf und fielen dann zwischen die Polizei. Ein breiter Riß zog sich von oben bis unten durch das Haus, und das Stockwerk, in dem der Mann stand, sackte nach unten weg; der Mann wurde nach hinten katapultiert und verschwand. Dann knickte ein Oberbalken im ersten Stockwerk um, und das gesamte Haus kippte auf die Seite und brach in sich zusammen.
    Franz und Gregson standen auf und stießen fast den Tisch um.
    Die Menschenmenge stürzte durch die Absperrung nach vorn. Als sich der Staub wieder gelegt hatte, war nichts weiter übrig als ein Haufen Mauerwerk und verbogene Balken. Eingebettet darin lag die zerschmetterte Gestalt des Mannes. Er war fast völlig von Staub bedeckt und bewegte sich langsam, versuchte sich mit einer Hand zu befreien, und dann wieder der Aufschrei der Menschenmenge, als einer der Greifarme näherrückte und ihn unter den Schutt zerrte.
    Der Geschäftsführer des Restaurants zwängte sich an Franz vorbei und beugte sich aus dem Fenster, seine Augen waren auf das Zifferblatt eines tragbaren Detektors gerichtet. Die Anzeige stand, wie bei allen anderen auch, auf Null.
    Ein Dutzend Schläuche bewegte sich über den Trümmern des Hauses hin und her, und ein paar Minuten später hatte sich die Menschenmenge weitergeschoben und begann sich zu lichten.
    Der Geschäftsführer

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