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Sieben Siegel 00 - Jenseits des Jahrtausends

Sieben Siegel 00 - Jenseits des Jahrtausends

Titel: Sieben Siegel 00 - Jenseits des Jahrtausends Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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gebliebenen Räuber. Als sie auf der Erde aufschlugen, steckte in jedem ein schwarz gefiederter Schaft.
    Aus der Dunkelheit des Waldes trat eine Gestalt in weiten schwarzen Gewändern. Abakus!
    Nachdem ihre erste Erleichterung abgeklungen war, fragte sich Dea, wo er wohl den Bogen hatte, mit dem er die Pfeile auf die Wegelagerer abgeschossen hatte. Von Soldaten oder anderen Knechten des obersten Hexenjägers war weit und breit nichts zu erkennen.
    Goten sprang auf. Abakus eilte auf ihn zu und schloss ihn in eine väterliche Umarmung.
    »Wir stehen in deiner Schuld«, sagte Goten bald darauf, und es klang sehr sachlich.
    Abakus winkte ab. »Wir sind Freunde, nicht wahr?«
    »Gewiss«, entgegnete Goten, obwohl er dies doch erst heute Nachmittag abgestritten hatte.
    »Dann werden wir kein Wort mehr über diese Sache verlieren.«
    »Was treibt dich her, noch dazu um solch eine Zeit?«, fragte Goten.
    »Ich war nur ein Stück vor euch auf der Straße«, sagte Abakus. »Wusstest du das nicht?«
    Goten schüttelte den Kopf. »Dann hätte ich dir den Vorschlag gemacht, gemeinsam mit uns zu reisen.«
    »So ein Zufall, nicht wahr?« Abakus lächelte, aber es sah nicht ganz ehrlich aus. »Und so ein Glück!«
    Dea fühlte sich übergangen und rappelte sich ebenfalls hoch. Ihre Füße hatten sich in der Aufregung in der Decke verhakt, aber jetzt bekam sie sie frei.
    »Woher wusstet Ihr, dass wir in Gefahr sind?«, fragte sie. Noch immer bekam sie das Bild der schwarzen Vögel nicht aus dem Kopf, mit scharfen Schnäbeln und angelegten Schwingen. Sollten ihre Augen sie wirklich derart getäuscht haben?
    Abakus hob eine Augenbraue. »Ich habe die vier schon früher gesehen. Sie kamen mir auf der Straße entgegen. Ich konnte gerade noch im Dickicht untertauchen. Später hörte ich dann ihre Stimmen – und die euren.«
    Damit wandte er sich von Dea ab und machte auch keine Anstalten, sie weiter zu beachten. Stattdessen sagte er zu Goten: »Das Schicksal scheint uns aneinander zu ketten, mein Freund. Ich weiß, was du während unseres Gesprächs in der Zitadelle gesagt hast. Doch ich frage dich hier und jetzt abermals: Willst du mein Angebot nicht noch einmal überdenken? Wir könnten einen Mann wie dich gut gebrauchen. Und du könntest an meiner Seite stehen, wenn es so weit ist.«
    Wenn es so weit ist? Dea runzelte die Stirn. Wovon sprach Abakus? Und was für ein Angebot meinte er? Goten hatte ihr nichts davon erzählt.
    »Nein, Abakus«, sagte ihr Vater, und ihm schien dabei sichtlich unwohl zu sein. »Ich bin … noch nicht bereit dazu.«
    »Wann wirst du bereit sein?«, fragte Abakus und betrachtete ihn prüfend.
    »Ich weiß es nicht, und das ist die Wahrheit. Gib mir noch etwas Zeit. Ich muss über die Angelegenheit nachdenken.«
    »Das ist immerhin kein so entschiedenes Nein mehr wie in der Zitadelle.«
    Goten nickte. »Du hast mir und meiner Tochter das Leben gerettet.«
    »Das sollte nicht der einzige Grund sein, über mein Angebot nachzudenken.«
    »Nein. Und es gibt andere, das weißt du.«
    »Stelle meine Geduld auf keine allzu harte Probe, Goten.«
    Und damit drehte Abakus sich um und verschwand wieder im Dunkel. Wenig später erklang jenseits der Bäume der Hufschlag eines Pferdes, das sich eilig auf der Straße entfernte.
    In dieser Nacht bekam Dea keine Antwort mehr auf ihre vielen neuen Fragen, und auch in keiner der folgenden.
    Goten schwieg.
    Und dachte nach.

Der Schrecken aus dem Nordland
    Obwohl der Februar schon seinem Ende entgegenging, wurde der Schneefall in den folgenden Wochen wieder stärker. Der Boden war jetzt kalt genug, dass die frisch gefallenen Schneeflocken nicht mehr tauten, und bald wurde es für das Pferd immer schwieriger, den Karren durch den pulvrigen Neuschnee zu ziehen. Goten und Dea kamen nur mühsam voran.
    Eines Abends saßen sie im Schankraum eines Wirtshauses, wärmten sich am offenen Kaminfeuer, kauten auf zähem Wildfleisch und verbrannten sich die Zungenspitzen an heißem Met.
    Eine Hand voll Köhler, die einsam in den Wäldern lebten und einander nur an den Abenden im Gasthaus begegneten, war in ein heftiges Gespräch vertieft. Der Wirt, ein dicker Mann mit schmutziger Lederschürze, balancierte Holzkrüge und Becher umher, schwatzte mit einigen der Gäste und warf immer wieder scheue Blicke zu Goten herüber. Offenbar hatte er den Hexenjäger nicht erkannt – sie waren zu weit abseits von Gotens üblichen Reisewegen. Wohl aber spürte der Wirt, dass etwas Unheilvolles den Mann

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