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Sieben Siegel 00 - Jenseits des Jahrtausends

Sieben Siegel 00 - Jenseits des Jahrtausends

Titel: Sieben Siegel 00 - Jenseits des Jahrtausends Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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versprech’s.«
    »Gut.« Über den Tisch hinweg ergriff er ihre Hand und hielt sie fest zwischen seinen eiskalten Fingern. »Du bist meine Tochter, Dea. Und seit du bei mir bist, bist du für mich das Teuerste auf der Welt. Wir müssen immer zusammenhalten. Immer, verstehst du?«
    »Ja.« Sie war zutiefst gerührt von seinen Worten. Und doch: Ganz weit hinten in ihrem Verstand regte sich immer noch eine Spur von Zweifel, ja, Misstrauen sogar. Sie verabscheute sich dafür, aber sie konnte nichts daran ändern.
    »Und was geschieht weiter?«, fragte sie schließlich.
    »Wir folgen Abakus«, sagte Goten mit gedämpfter Stimme. Es klang unheilvoll wie eine uralte Prophezeiung von Elend und Tod. »Wir folgen ihm mitten ins Zentrum seiner Macht.«

Echte und falsche Dämonen
    »Verdammt!«, fluchte Goten zwei Tage später. »Wir haben Abakus’ Spur verloren.«
    Er brachte den Karren an einem verschneiten Kreuzweg zum Stehen. Ein Schwarm Krähen erhob sich aus den Zweigen und stob zum grauen Himmel empor. Das Ross schnaubte in seinem Zaumzeug und scharrte mit einem Huf im Schnee.
    »Ich hab mich schon die ganze Zeit gefragt, wie du die Spuren seines Pferdes von denen der anderen Reisenden unterscheiden kannst.«
    »Das kann ich gar nicht«, gab Goten zurück. »Ich kann Abakus … spüren.«
    Dea starrte ihn mit großen Augen an. »Kann man so was lernen?«
    Ihr Vater zuckte die Achseln. »Ich fühle ihn einfach. Das kennst du doch auch, oder? Eigentlich sieht man niemanden, aber plötzlich weiß man, dass da jemand hinter einem steht. Das ist so ähnlich wie mit mir und Abakus. Wahrscheinlich geht es ihm genauso. Deshalb wusste er auch, dass wir auf der Straße hinter ihm waren.«
    »Dann weiß er auch, dass wir ihm immer noch folgen?«
    »Ich hoffe, er hat ein paar wichtigere Sachen im Kopf, die ihn von uns ablenken.«
    Dea verzog das Gesicht. »Klingt beruhigend.«
    Goten sprang vom Kutschbock und stapfte durch den Schnee zur Mitte der Kreuzung. Dort schaute er sich aufmerksam um. Die Wege, die sich hier trafen, führten alle tiefer in die Wälder. Im Osten wurde das Land hügeliger, um in einiger Entfernung in schroffe Berge überzugehen. Ihre Gipfel verschwanden in der dichten Wolkendecke.
    »Sein Vorsprung ist zu groß«, meinte Goten, als er zu Dea zurückkam. »Zuletzt muss er uns drei Tage voraus gewesen sein.«
    »Aber ich dachte, du weißt, wo er hinwill.«
    Goten nickte. »Er und seine engsten Dienerinnen haben ein Versteck, in dem sie sich treffen und einander von ihren neuesten Schandtaten berichten. Es kann nicht weit von hier sein.«
    »Was ist es? Ein Haus? Eine Höhle?«
    »Denkst du wirklich, Abakus würde sich in einer feuchten Höhle verkriechen, wo Wurzeln von der Decke hängen und man bis zu den Knöcheln in irgendwelchen Pfützen steht?«
    Dea verdrehte die Augen. »War ja nur ein Vorschlag.«
    »Es muss eine Burg sein. Eine alte Festung. Vielleicht eine, die unbewohnt war, bis Abakus kam, und deshalb auf keiner Karte verzeichnet ist.«
    »Wir hätten im letzten Gasthaus danach fragen sollen.«
    Goten lächelte. »Das hab ich getan.«
    »Und?«
    »Der Wirt hat gesagt, es gäbe eine alte Ruine hier in der Gegend. Sie hat weder einen Namen noch irgendeinen Besitzer.«
    »Und wo finden wir die?«, fragte Dea aufgeregt.
    »Der Wirt meinte, immer der Nase nach«, brummte Goten unwirsch. » ,Ihr könnt sie gar nicht verfehlen’, hat er gesagt. ,Ihr werdet sie schon finden.’«
    Dea seufzte. »Wahrscheinlich kommt er nicht oft aus seinem Wirtshaus heraus.«
    »Auf jeden Fall hat er nichts von einem Kreuzweg erwähnt.«
    Goten blickte sich noch einmal um, dann trieb er das Pferd an und lenkte es in den Weg zur Linken. Nach Osten, auf die Berge zu.
    »Wieso glaubst du, dass das der richtige Weg ist?«, wollte Dea wissen.
    »Festungen liegen meist auf Bergen.«
    »So was nennt man Glücksspiel.«
    »Wenn das hochwohlgeborene Fräulein einen besseren Einfall hat, würde ich ihn gerne hören«, knurrte Goten.
    »Ich glaube ja auch, dass das hier die richtige Richtung ist«, erwiderte sie. »Aber nicht, weil die Festung irgendwo auf einem Felsen liegt. Das wäre doch viel zu offensichtlich. Jeder könnte schon von weitem sehen, dass dort Feuer brennen oder Menschen ein und aus gehen. Nein, ich schätze eher, die Ruine liegt in einem Tal. Völlig versteckt von der Außenwelt.«
    Goten öffnete den Mund – zweifellos um ihr zu widersprechen –, schloss ihn dann aber wieder. Dea sah ihm an, dass er

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