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Sieben Siegel 00 - Jenseits des Jahrtausends

Sieben Siegel 00 - Jenseits des Jahrtausends

Titel: Sieben Siegel 00 - Jenseits des Jahrtausends Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Pferd und dem Wagen«, flüsterte er Dea zu. »Ich werd mich dort unten mal umschauen.«»Ich will mitkommen!«
    »Kommt gar nicht in Frage.«
    Dea sprang ungeachtet seiner Worte vom Karren und landete im zertrampelten Schnee. »Wie willst du mich denn daran hindern?«
    Er funkelte sie böse an. Seine Augen schienen im dunklen Ausschnitt der Kapuze zu leuchten wie die eines Raubtiers. »Du bist frech, fordernd und undankbar!«
    »Und du hast viel zu viel Angst um mich«, gab sie stur zurück. »Ich kann schon ganz gut allein auf mich aufpassen.«
    Goten blieb einen weiteren Augenblick stehen, reglos und lauernd, dann drehte er sich rasch um und eilte den Hohlweg hinunter. »Führ das Pferd und den Wagen zwischen die Bäume. Dann komm leise hinter mir her. Und bring mein Schwert mit!«
    Rasch tat sie, was er gesagt hatte, dann rannte sie mit der Waffe in den Händen durch den Schnee, bis sie ihn eingeholt hatte. Die Kälte biss durch ihre Fellkleidung, dennoch fror sie nicht. Sie war viel zu aufgeregt. Die Furcht, die sie eben noch beim Gedanken an die grausamen Nordleute verspürt hatte, verging mit jedem Schritt ein wenig mehr. Dea spürte sie noch in ihrem Bauch, aber zumindest konnte sie jetzt wieder klar und vernünftig denken. Wenn sie nicht zu nah an die Nordmänner herangingen, würde schon nichts passieren; die fremden Krieger würden genug mit ihrer Belagerung zu tun haben und wohl kaum nach einem einzelnen Mann und einem Mädchen Ausschau halten. Hoffte sie wenigstens.
    Sie kamen an eine Stelle, wo das Gelände steiler abfiel. Von hier aus konnten sie über den verschneiten Wipfeln der tiefer gelegenen Bäume erkennen, was sich unten im Tal abspielte.
    Goten hatte sich geirrt. Es mussten mindestens zwanzig Feuer sein, die das Treiben erhellten. Sie waren ringförmig um die Überreste einer einstmals mächtigen Festung platziert, von deren Stärke immer noch hohe Mauern und dicke, zinnenbewehrte Türme zeugten. Vielleicht lag es nur an der Dunkelheit, aber Dea kam das Gestein ungewöhnlich finster vor, beinah schwarz. Falls nicht die Bösartigkeit des Arkanums die Mauern durchtränkt hatte, musste das gesamte Bauwerk irgendwann einmal Opfer eines Brandes geworden sein.
    Zwischen den Feuern, etwa einen Speerwurf von der Festung entfernt, wimmelten dunkle Silhouetten umher. Es waren nicht so viele Nordmänner, wie Dea befürchtet hatte, zumindest soweit sie dies von hier aus erkennen konnte. Dreißig, schätzte sie, allerhöchstens vierzig. Freilich waren auch das immer noch viel zu viele, um einfach zwischen ihnen hindurch zur Festung zu spazieren. Und wollten sie das denn überhaupt?
    Goten hatte ihr nicht erzählt, wie er vorzugehen gedachte. Sicher, er wollte Abakus davon abhalten, das Arkanum noch größer und mächtiger zu machen. Aber wie sollten sie das verhindern? Zumal doch Abakus ein größenwahnsinniger Hexenmeister war, der sogar Vögel in tödliche Pfeile verwandeln konnte. Und wer wusste schon, was er noch alles auf Lager hatte.
    »Die Nordmänner müssen hier aufgetaucht sein, kurz nachdem Abakus angekommen ist«, stellte Goten fest.
    »Vielleicht sind sie ihm gefolgt.«
    »So viele? Nein, das hätte er bemerkt. Wahrscheinlich war es nur ein dummer Zufall, dass sie ausgerechnet über diesen Ort gestolpert sind. Nicht einmal Abakus und seine Hexen sind gefeit gegen das Schicksal.«
    »Gehen wir näher ran?«
    »Wir?«, wiederholte Goten.
    »Ach, komm schon …«, flüsterte Dea. »Ich kann dir helfen. Wirklich.«
    Er überlegte einen Moment, dann nickte er.
    »Einverstanden. Vielleicht ist das eine ganz gute Vorbereitung.« Damit lief er ein Stück nach links und eilte abseits des Weges den Hang hinunter. Dea folgte ihm.
    Vorbereitung? Wie hatte er das nun wieder gemeint? Vorbereitung worauf? Und überhaupt: Das klang nicht, als würde ihm die Lage allzu großes Kopfzerbrechen bereiten.
    Erneut holte sie auf und schlitterte an der Seite ihres Vaters den zugeschneiten Waldhang hinunter. Immer wieder stolperten sie über Wurzelstränge, die unter dem Eis verborgen lagen, oder sie mussten tückische Löcher umgehen, die sich nur schwach unter der Schneedecke abzeichneten.
    »Kann Abakus die Nordmänner nicht einfach … hm, irgendwie weghexen?«, fragte sie im Flüsterton.
    »Wer weiß«, murmelte Goten verbissen. »Um ehrlich zu sein, wäre es mir lieber, er könnte es nicht.«
    »Weil die Nordmänner dir die Arbeit abnehmen?«
    »Nein«, entgegnete er ernsthaft, »weil er sonst das Gleiche mit

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