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Sieben Siegel 08 - Teuflisches Halloween

Sieben Siegel 08 - Teuflisches Halloween

Titel: Sieben Siegel 08 - Teuflisches Halloween Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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langen Holzstiel mit beiden Händen wie ein Samuraischwert. Damit stürmte sie zu Mara in den hinteren Teil des Zimmers.
    »Dann eben auf die harte Tour!«
    Mara sprang erschrocken zur Seite, als Kyra wie ein wütender Derwisch unter die Kürbisse fuhr und rasche Schläge in alle Richtungen austeilte. Jeder Treffer saß. Rund um die beiden Mädchen zerplatzten die orangefarbenen Köpfe in Fontänen aus spritzendem Fruchtfleisch.
    Zehn, zwanzig Kürbisse zerbarsten unter Kyras wütenden Hieben, und noch immer war nicht derjenige dabei, den Mara mit Erde gefüllt hatte.
    Kyra bekam kaum Luft vor Aufregung und Anstrengung. Mehr und mehr Köpfe platzten und wurden über Boden und Wände verspritzt.
    Mara erwachte aus ihrer Erstarrung. Sie griff sich einen der Holzstiele und folgte Kyras Beispiel.
    Wie zwei Amazonen im Kampfrausch wüteten die beiden Mädchen im Heer der Hohlköpfe. Ein Kürbismassaker.
    Plötzlich aber geschah etwas, womit keine der beiden gerechnet hatte.
    Ein Glimmen erschien in den Augen der übrig gebliebenen Kürbisköpfe. Es war, als hätten unsichtbare Hände in jedem von ihnen eine besonders helle Kerze entzündet.
    Kürbismäuler schnappten auf und zu wie Krokodilskiefer.
    Und dann erhoben sich die ersten Köpfe von ihren Stangen, schwebten meterhoch empor und sammelten sich unter der Decke als Schwarm goldgelber Teufelsfratzen.
    »Das ist der Direktor!« Schlagartig begriff Kyra: Sie hatten ihm vielleicht die Macht über seine Schule genommen, aber nicht über jene Dinge, die die Schüler von außen hereingebracht hatten.
    Kyra ahnte, dass in diesem Augenblick alle Halloweendekorationen der Schule zum Leben erwachten.
    Der Schwarm der Kürbisse unter der Decke wogte aufgeregt auseinander, schloss sich dann wieder und bildete eine pfeilförmige Formation. Die schnappenden Mäuler erinnerten an hungrige Piranhas. Ihre Glutaugen waren hasserfüllt auf die Mädchen gerichtet.
    Kyra und Mara wechselten todesmutige Blicke und umfassten ihre Holzknüppel noch fester. Gelbe, glibberige Fetzen klebten auf ihren Gesichtern, Fruchtsaft verklebte ihre Augen und Lippen.
    Sie waren bereit. Der Kampf konnte beginnen.
    Ein letztes Mal tanzten die Kürbisse auf und nieder wie Heliumballons in einer Brise, dann stürzten sie sich lautlos auf ihre Beute.
     

Der Spiegel zwischen den Welten
    Hastig stürmten Chris und Nils durch den Eingang zur Schwarzen Lagune. Warme Feuchtigkeit schlug ihnen entgegen. Dschungelatmosphäre. Der Schrecken vom Amazonas war plötzlich so real wie niemals zuvor.
    Nils schaute sich verzweifelt um. »Wie sollen wir hier die Alraune finden?«
    Im Dickicht der Palmen und Farne, die von den Schülern rund um das Wasserbecken aufgestellt worden waren, war die Hexenpflanze so gut wie unsichtbar.
    »Naja, wir probieren es mit Suchen – was sonst?« Chris sprang vor und teilte das Gestrüpp mit den Händen. »Leuchte hierher mit der Lampe.«
    Eine Weile lang durchforsteten sie schweigend das dichte Gestrüpp. Es gab Dutzende von Kübeln; Mara konnte die Alraune in jeden davon gepflanzt haben, versteckt unter breiten Farnwedeln oder hinter dem Stamm eines Gummibaums.
    Mit einem Mal blieb Nils stocksteif stehen.
    »Was ist?«, fragte Chris.
    »Hast du das auch gehört?«
    »Was denn?«
    »Sei mal still. Hör zu.«
    Beide horchten hinaus in die Dunkelheit.
    Fernes Jammern und Heulen ertönte, gedämpft durch die Wand zum Nebenzimmer.
    »Lisa«, rief Nils und wollte augenblicklich losrennen.
    Chris hielt ihn zurück. »Warte! Das ist nicht Lisa. Das sind mehrere Stimmen.«
    Nils lauschte erneut. »Klingt wie Gespenster.«
    »Was ist drüben im Nebenzimmer?«
    Nils begriff schlagartig, auf was Chris hinauswollte. »Die Gespenstergruft!« Sein Atem stockte. »Aber meinst du, dass –«
    »Dass die Geister zum Leben erwachen«, flüsterte Chris. »So klingt’s jedenfalls.«
    Das schauerliche Wehklagen bereitete ihnen eine Gänsehaut.
    »Und was ist das? « Chris deutete auf die gegenüberliegende Wand. »Das hört sich an wie –«
    »Wolfsgeheul«, führte Nils den Satz zu Ende.
    Und tatsächlich – aus dem zweiten Nebenzimmer drang das lang anhaltende Heulen eines Wolfes.
    Nils’ Stimme schwankte. »Der Werwolfkerker!«
    »Dann ist es viel schlimmer, als wir gedacht haben.« Chris hielt eine der Palmen umklammert, bis seine Fingerknöchel weiß durch die Haut schimmerten. »Die Halloweendekorationen werden lebendig!«
    Nils fuchtelte unsicher mit den Händen.
    »Macht er das?«
    »Wer

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