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Sieben Siegel 09 - Tor zwischen den Welten

Sieben Siegel 09 - Tor zwischen den Welten

Titel: Sieben Siegel 09 - Tor zwischen den Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Hexen sind etwas ganz Normales, und der Glaube an die Magie und an das Übernatürliche durchdringt jeden Tag, jede Handlung, jedes Wort. Es ist gefährlich dort, denn es gibt Wesen wie Morgana und andere Kreaturen des Bösen, aber es gibt auch viel Wunderbares, Dinge, die man hier nicht für möglich halten würde.«
    »Du musst mir davon erzählen, irgendwann.«
    »Erst einmal werden wir zusammen dorthin gehen, Kyra – das heißt, wenn du dazu bereit bist.«
    Kyra überlegte und wollte etwas sagen – nein, sie war nicht bereit, aber, ja, wenn Dea sie darum bat, würde sie gewiss mit ihr gehen, ganz egal, wohin –, als plötzlich auf der Außenseite des Museums ein schreckliches Schreien und Kreischen anhob, wie von zahllosen Stimmen aus einer anderen Welt. Und genau das waren sie wohl auch: Stimmen aus der Anderswelt. Die furchtbaren Gesänge der Nymphen.
    »Sie kommen«, sagte Dea finster.
    Kyra hob die Augenbrauen. »Du hast doch gesagt, hier drinnen sind wir sicher?«
    »Das schon«, sagte Dea, »aber um die Anderswelt zu betreten, müssen wir zurück zum Dozmary Pool. Und die Nymphen werden alles tun, damit wir das Museum nicht mehr lebend verlassen.«
    Kyra sah den Ast mit dem Mistelzweig an einer nahen Wand lehnen. Dahinter, tiefer im Schatten, lag ein menschlicher Umriss am Boden – die Frau aus dem Kassenhäuschen, nur in ein Nachthemd gekleidet.
    »Keine Sorge«, sagte Dea, als sie Kyras besorgten Blick bemerkte, »sie schläft nur. Genau wie dein Vater. Sie hat eine kleine Wohnung hier im Museum, und als ich mir heute Nacht Eintritt verschafft habe, ist sie plötzlich aufgetaucht und wollte die Polizei rufen. Wenn alles gut geht, wird sie morgen früh aufwachen und sich an nichts mehr erinnern.«
    »Wenn alles gut geht?«, wiederholte Kyra.
    Dea nickte langsam. »Wenn den Nymphen nicht doch noch irgendeine Scheußlichkeit einfällt, mit der sie die Macht des Museums brechen … und uns umbringen können.«
    Das unheimliche Kreischen erreichte einen neuen Höhepunkt.
     
    Nebel und Dunkelheit umschlossen den Zug wie schwarze Watte. Es war kalt geworden, so tief in der Nacht, und die einzigen Anzeichen von Leben dort draußen waren die rot glühenden Augen der Höllenhunde, die dann und wann an den Waggons vorüberjagten.
    »Seltsam«, meinte Nils und schaute besorgt durch die beschlagenen Scheiben in die Nacht.
    »Warum ist eigentlich keinem aufgefallen, dass wir noch nicht am Zielbahnhof angekommen sind? Ich meine, es muss doch Leute geben, die am Bahnsteig auf den Zug warten.«
    »Nicht, wenn auch dort irgendwas … passiert ist«, merkte Chris leise an.
    »Wie meinst du das?«, fragte Lisa alarmiert. »Was heißt ›irgendwas passiert‹?«
    »Na ja«, sagte Chris und rutschte unwohl auf seinem Sitz hin und her. »Wir wissen ja nicht mal, womit wir es zu tun haben. Die Hunde selbst stecken wohl kaum dahinter. Wenn also derjenige, der uns diese Viecher auf den Hals gehetzt hat, genug Macht hat, um den Nebel aus dem Moor aufsteigen zu lassen, kann er dann nicht auch … hm, ich weiß nicht, vielleicht alle Beamten an den Bahnhöfen auf unserem Weg einschlafen lassen?« Er sagte ›einschlafen‹, aber alle wussten, dass seine Worte auch etwas weitaus Schlimmeres bedeuten konnten.
    »Schon möglich«, sagte Nils, und auch Lisa nickte gedankenverloren: »Kann schon sein.«
    Eine Weile lang grübelten alle drei still vor sich hin. Außer ihnen saß niemand sonst in diesem Abteil des Zuges. Die Schiebetür war geschlossen, die Vorhänge von innen vorgezogen. Die Freunde wollten nicht, dass einer der Mitreisenden erfuhr, dass sie mehr über die seltsamen Vorkommnisse wussten als alle anderen. Unliebsame Zuhörer konnten sie sich jetzt nicht leisten, sonst würde womöglich noch irgendwer ihnen die Schuld am Auftauchen der Höllenhunde geben.
    Bisher hatten die Kreaturen noch nicht versucht, den Zug anzugreifen. Vielmehr schienen sie wie Wachsoldaten im Nebel zu patrouillieren und darauf zu achten, dass niemand die Waggons verließ.
    »Die wollen uns aus irgendeinem Grund hier festhalten«, knurrte Nils verbissen. »Fällt jemandem ein, warum sie das tun sollten?«
    »Kyra ist ganz allein in Tintagel«, sagte Lisa. »Das könnte schon Grund genug sein.«
    »Dann geht es gar nicht um uns, sondern um Kyra?«, fragte ihr Bruder.
    »Denke ich auch«, meinte Chris. »Die haben irgendwas mit ihr vor, und wir sind ihnen im Weg.«
    Um Lisas Mundwinkel erschien ein entschlossener Zug. »Dann müssen wir eben

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