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Sieben Siegel 09 - Tor zwischen den Welten

Sieben Siegel 09 - Tor zwischen den Welten

Titel: Sieben Siegel 09 - Tor zwischen den Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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versuchen, hier rauszukommen.«
    »Und wie willst du das anstellen?«, erkundigte sich Nils und zog ein langes Gesicht. »Die Hunde werden uns zerfleischen, wenn einer von uns auch nur seine Nasenspitze an die frische Luft hält.«
    Als wollte er Nils’ Worte bekräftigen, brach im selben Moment einer der schneeweißen Höllenhunde aus dem Nebel, sprang an der Seite des Zuges herauf, krachte mit der Schnauze gegen die Scheibe und entblößte seine rasiermesserscharfen Fänge. Einen Moment lang konnten die drei Freunde in die feurige Glut seiner Augen blicken – darin sah es aus wie im Inneren eines Hochofens. Dann zog sich der Hund wieder in die dichten Nebelschwaden und die Finsternis der Nacht zurück. In der Ferne konnten sie das Heulen weiterer Bestien hören, wie von einer Versammlung hungriger Werwölfe.
    Nils erholte sich als Erster. »Ich könnte zur Ablenkung ’ne gruselige Geschichte erzählen.«
    Lisa schnitt ihm eine Grimasse. »Sehr witzig.«
    »Ich glaube, dass Lisa Recht hat«, sagte Chris und erntete dafür von ihr einen dankbaren Blick. »Irgendwie müssen wir Kyra erreichen.«
    Seit Lisa in der letzten Halloweennacht Toby getroffen hatte, war sie bemüht, Chris nicht mehr ganz so verliebt anzuschauen. Aber mit Toby, na ja, das war etwas anderes. Sie mochte ihn gern, sie hielten auf dem Schulhof manchmal Händchen, und geküsst hatten sie sich auch schon – trotzdem konnte sie nicht ganz von Chris lassen, und deswegen hatte sie ein ziemlich schlechtes Gewissen. Wenn Chris sich nur einmal zwischen ihr und Kyra entscheiden könnte … Sofort spürte sie einen Stich im Magen. Solche Gedanken waren Toby gegenüber ganz schön unfair.
    Sie schüttelte all das ab und versuchte, sich wieder auf drängendere Probleme zu konzentrieren. Zum Beispiel, wie man wohl am besten mit einer Horde Höllenhunde fertig wurde. Oder mit geisterhaftem Nebel, der aus dem Nichts kam und so dicht war wie Erbsensuppe.
    Chris sprang auf und löschte das Licht im Abteil. Sofort umschloss sie von allen Seiten die Finsternis. Nur ein winziger Hinweispfeil, der zum Notausgang am Waggonende wies, spendete fahles Dämmerlicht.
    »Was soll das denn?«, fragte Nils.
    Chris trat zwischen den beiden Geschwistern hindurch und presste die Nase an die Scheibe.
    »Wenn es hier drinnen dunkel ist, kann man besser sehen, was draußen vorgeht.«
    Nils rümpfte die Nase. »Bei dem Nebel?«
    »Wer weiß«, meinte Lisa nur und gesellte sich zu Chris ans Fenster. Ihr Herz schlug schneller, aber sie sagte sich rasch, dass das an den Hunden lag, die jeden Moment erneut gegen die Scheibe springen mochten.
    Alles, was sie sah, war milchige Dunkelheit.
    »Merkwürdig«, überlegte Chris laut, »wenn das wirklich übernatürliche Wesen sind, und böse noch dazu« – er deutete auf die Sieben Siegel auf seinem Arm –, »dann müssten sie doch locker das Glas zerbrechen können.«
    »Falls sie das überhaupt wollen«, gab Lisa zu bedenken. »Wenn sie es nur darauf anlegen, uns hier festzuhalten, haben sie ihr Ziel auch so erreicht.«
    »Ich verstehe nicht, warum wir nicht einfach weiterfahren«, sagte Nils grübelnd. »Klar, erst mal wollte der Zugführer den Hund auf den Schienen nicht überfahren, aber ich meine, irgendwann ist es doch vorbei mit der Tierliebe, oder? Das sieht doch jeder, dass das keine echten Hunde sind!«
    Lisa schüttelte den Kopf. » Wir erkennen das, weil wir an so was mittlerweile gewöhnt sind. Aber wer nicht an all diese Dinge glaubt, der denkt höchstens, die Hunde da draußen sind tollwütig.«
    »Trotzdem könnte er weiterfahren.«
    »Ich schätze, der Antrieb ist lahm gelegt«, mischte Chris sich ein. »Das ist die einzige Erklärung.« Während er sprach, blickte er weiter angestrengt aus dem Fenster, damit sich seine Augen an das fehlende Licht gewöhnten.
    Lisa fragte sich, was er wohl da draußen zu entdecken hoffte.
    Plötzlich aber pfiff er durch die Zähne. »Da – seht ihr das?«
    Nils war sofort neben ihm, schüttelte dann jedoch hastig den Kopf. »Zu dunkel.«
    Lisa aber, die schon länger als ihr Bruder hinausblickte, erkannte, was Chris meinte. »Da ist irgendwas … Was ziemlich Großes.«
    Chris nickte. »Und es bewegt sich.«
    »Seid ihr sicher?«, fragte Nils.
    »Jetzt ist es wieder fort.« Lisa verfiel genau wie die beiden Jungen in einen heiseren Flüsterton, so als fürchteten sie alle, den titanischen Umriss, der dort draußen durch den Nebel streifte, mit ihren Stimmen anzulocken.
    »Vielleicht ein

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