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Sieben Stunden im April

Sieben Stunden im April

Titel: Sieben Stunden im April Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Preusker
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einen Sekundenbruchteil. Wortlose Verständigung. Einigkeit. Und Recht. Und die Freiheit zu handeln.
    Komm mit.
    Nein. Es ist doch alles in Ordnung. Das war doch nicht schlimm.
    Doch. Es war schlimm und es hat mich erschreckt. Aber das wage ich nicht zuzugeben.
    Komm mit.
    Hannibal und der Rocker eilen dem Clownspaar hinterher. Sie sind noch ganz in der Nähe. Sie haben es nicht eilig. Es ist Fasnacht, alles hat seine Ordnung zu haben, aber Eile gehört nicht dazu.
    Die Kuh stolpert ihnen hinterher und hofft, nicht auf ihren Schwanz zu treten. Die Hörner fallen nach vorne und verdecken die Kuhaugen. Hannibal Lecter baut sich vor dem Clownauf. Kann es sein, dass Sie gerade meine Frau geschubst haben? Möchten Sie sich vielleicht entschuldigen?
    Staunen. Die Clownsfrau guckt ganz verschreckt.
    Ich sage Ihnen mal was: Die Zeiten, in denen sich meine Frau herumschubsen lässt, sind vorbei. Und das gilt auch für Sie.
    Hannibal sagt noch mehr. Ich weiß aber nicht mehr, was.
    Staunen. Nun entschuldige dich doch mal, sagt die Clownsfrau und zupft am Ärmel des Clowns.
    Der Rocker blickt auf den Clown herab, die tätowierten Football-Player-Unterarme vor der breiten Brust verschränkt: Und wenn ich nicht gleich eine Entschuldigung höre, kann ich ja hier mal anfangen, ein bisschen rumzuschubsen. Dann können Sie mal sehen, wie sich das so anfühlt, klar!?
    Die Kuh sagt auch was.
    Ja, Entschuldigung. Tut mir leid.
    Herr und Frau Clown gehen weiter.
    Hannibal, Rocker und Kuh gehen zurück und warten weiter auf Arno. Als der Umzug zu Ende ist, bin ich müde. Ich gehe ins Hotel, um mich hinzulegen. Die anderen bleiben in der Stadt.
    Manchmal fühlt sich dieses neue Leben richtig gut an, denkt die Kuh. Und schläft ein. Ho Narro.
    Ob Herr und Frau Clown manchmal noch an das verrückte Trio denken? Die Frau an der Theaterkasse jedenfalls wird sich noch an mich erinnern. Da bin ich mir ganz sicher.

Neue Sätze machen´s leichter
    Ich gehe sehr gerne ins Theater. Ich war schon immer ein Fan von Schauspiel, auch von der Oper, von der ich allerdings überhaupt keine Ahnung habe. Für meine laienhaften Ohren hörtsich vieles relativ gleich an. Gleich schön, aber eben gleich. Mit Musical und Operette kann ich jedoch nicht viel anfangen – es irritiert mich maßlos, wenn Darsteller ohne Sinn und Verstand und völlig unmotiviert vom Reden ins Singen und Tanzen verfallen und umgekehrt. Das bringt mich irgendwie durcheinander. Also Schauspiel.
    Angekommen im neuen Leben: Ich möchte mal ins Schauspielhaus.
    Gut, dann besorg Karten.
    Wie soll das gehen? Ein dunkler Raum, den ich nicht kenne, eingezwängt zwischen Fremden. Wird das funktionieren? Oder muss ich da dann raus, wie damals im Museum in Stralsund? Nein, musst du nicht. Damals war damals und heute ist heute. Sicher? Sicher.
    Ich weiß nicht, was zurzeit läuft.
    Na und? Das ist doch völlig egal. Besorg die Karten. Morgen.
    Stralsund im Dezember, kurz vor Weihnachten. Das berühmte Ozeaneum. Ich hatte die Karten besorgt. Wir gehen rein. Eine lange Rolltreppe bringt uns nach oben auf ein Plateau. Kein Weg zurück. Der Eingang zur Ausstellung – ein dunkler Schlund, der mich zu sich hineinzieht. Kein Weg zurück. Die Rolltreppe bewegt sich unerbittlich langsam nur in eine Richtung. Unerbittlich zuverlässig. Ich sehe keinen Ausgang, nur diesen Schlund. Bleib hier. Sieh auf das Meer draußen. Konzentrier dich, sagt der, den ich liebe. Ich bin doch bei dir, sagt der, den ich liebe. Ich habe Angst, bring mich hier weg, sagt die, der es in diesem Moment egal ist, ob und von wem sie geliebt wird. Der Boden gibt unter mir nach. Sieh auf das Meer, auf die Wolken. Ich kann nicht. Ich will weg. Ich will nicht, dass mich dieser Schlund verschluckt. Aufsichtspersonal führt mich hinaus. Junge Leute geben mir und meiner Panik Geleit. Mein Mann sieht sich das Ozeaneum an. Ich friere draußen, esse ein Fischbrötchen am Hafen und habe das Ozeaneum in Stralsund bis heute noch nicht gesehen. Die Ausstellung sei sehr interessant, sagt mein Mann. Er sagt es mit ärgerlichem Unterton. Ärgert er sich über mich? Ich frage nicht. Man soll nur fragen, wenn man die Antwort auch verkraftet.
    Später im Auto. Die unausgesprochene Frage tanzt zwischen meinen Augen und Ohren, um mich schließlich auszutricksen.
    »Bist du sauer auf mich?« Da ist sie.
    »Nein.«
    »Doch. Du bist sauer.«
    »Nein.«
    »Doch.«
    »Nein.«
    »Warum bist du so ärgerlich? Ich mache das doch nicht mit Absicht.«
    »Das weiß

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