Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sieben Tage für die Ewigkeit - Roman

Sieben Tage für die Ewigkeit - Roman

Titel: Sieben Tage für die Ewigkeit - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
Vom Netzwerk:
Müllkippe finden, im Winter ständig in Bewegung bleiben, um gegen die tödliche Umarmumg der Kälte anzukämpfen.
    »Julius, ich fahre Sie zur Ambulanz!«
    »Ich dachte, du arbeitest für die Hafensicherheit und nicht für die Heilsarmee!«
    Zofia ergriff den Arm des Stadtstreichers, um ihm beim Aufstehen zu helfen. Er machte ihr die Aufgabe nicht leicht, begleitete sie aber schließlich doch zu ihrem Wagen. Sie öffnete ihm die Tür, und Julius strich sich zögernd über den Bart. Zofia betrachtete ihn schweigend. Die eindrucksvollen Falten um seine azurblauen Augen zeugten von einer Seele voller Gefühle. Um seine vollen und lächelnden Lippen zogen sich andere Kalligraphien – die einer Existenz, die nur scheinbar arm war.
    »Es wird nicht besonders gut in deiner Karosse riechen. Mit dieser verdammten Haxe konnte ich die letzten Tage nicht duschen gehen!«
    »Julius, wenn es heißt, Geld stinkt nicht, warum sollte ein bisschen Elend es dann tun? Also, keine Widerrede – steigen Sie ein.«
    Nachdem sie ihren Fahrgast der Ambulanz der Klinik überlassen hatte, kehrte sie zu den Docks zurück. Vorher machte sie noch einen Abstecher zu Mrs. Sheridan, denn sie wollte sie um einen großen Gefallen bitten. Sie traf sie vor ihrer Haustür an. Reine hatte Verschiedenes zu erledigen, und in dieser Stadt, berüchtigt für ihre steilen Straßen, in denen für eine ältere Person jeder Schritt eine Herausforderung war, erschien Zofias Besuch zu dieser ungewöhnlichen Stunde wie ein Wunder. Zofia bat sie, in ihren Wagen zu steigen, und lief rasch hinauf in ihre Wohnung. Sie öffnete die Tür, überprüfte schnell ihren Anrufbeantworter, der keine Nachricht für sie bereithielt, und eilte sogleich wieder hinunter. Unterwegs erklärte sie Reine ihre Pläne, und diese war gerne bereit, Mathilde bis zu ihrer Genesung bei sich aufzunehmen. Man müsste eine Möglichkeit finden, sie ins obere Stockwerk zu befördern, und brauchte ein Paar kräftige Arme, um das Metallbett vom Speicher herunterzuschaffen.
    *
    Lukas saß in der Cafeteria an der Market Street 666, kritzelte verschiedene Kalkulationen direkt auf die Resopal-Tischplatte und machte sich so mit seiner neuen Stellung in der größten Immobiliengruppe Kaliforniens vertraut. Er tauchte ein siebtes Croissant in seinen Milchkaffee, beugte sich wieder über seine fesselnde Lektüre, die von der Entstehung des Silicon Valley erzählte: ein breiter Streifen Land, der sich innerhalb von dreißig Jahren zur strategisch wichtigsten Zone der Spitzentechnologie entwickelt hatte und als » Lunge der internationalen Informatik « galt. Für ihn, einen Spezialisten des Identitätswechsels, war es geradezu beängstigend einfach gewesen, dort eine Anstellung zu finden, und er machte sich sogleich mit diebischem Vergnügen an die Vorbereitung seines machiavellistischen, teuflischen Plans.
    Am Vortag, auf dem Flug von New York hierher, hatte er mit großem Interesse in der San Francisco Chronicle einen Artikel über die Immobilienfirma A&H gelesen: Die rundliche Physiognomie ihres stellvertretenden Generaldirektors bot sich ungeniert der Kamera des Fotografen dar. Ed Hurt, das H von A&H , war Meister in der Kunst, sich bei Interviews und zu Pressekonferenzen in Szene zu setzen und unentwegt die unschätzbaren Beiträge seiner Gruppe zum wirtschaftlichen Aufschwung der Region in den höchsten Tönen zu preisen. Der Mann, der seit zwanzig Jahren eine Abgeordnetenkarriere anstrebte, ließ zu diesem Zweck keine offizielle Feierlichkeit aus. Gerade schickte er sich mit großem Tamtam an, die offizielle Eröffnung der Saison für den Krebsfang zu zelebrieren. Und bei dieser Gelegenheit hatte Lukas Ed Hurts Weg gekreuzt.
    Die eindrucksvolle Liste von einflussreichen Persönlichkeiten, mit denen Lukas das Gespräch geschickt zu spicken verstand, hatte ihm den eigens für ihn geschaffenen Posten als Berater des stellvertretenden Generaldirektors eingebracht, den er sogleich angenommen hatte. Das Räderwerk des Opportunismus barg kein Geheimnis für Ed Hurt. Und so wurde die Anstellung besiegelt, noch ehe die Nummer zwei der Gruppe die erste Krebsschere ausgiebig in eine Safranmayonnaise getunkt und verspeist hatte, nicht ohne dabei sein Smokinghemd ebenso ausgiebig zu bekleckern.
    Es war elf Uhr morgens, und in einer Stunde würde Ed ihn seinem Geschäftspartner Antonio Andric, dem Generaldirektor, vorstellen.
    Das A der Gruppe A&H herrschte mit eiserner Faust im Samthandschuh über das gewaltige

Weitere Kostenlose Bücher