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Sieben Tage für die Ewigkeit - Roman

Sieben Tage für die Ewigkeit - Roman

Titel: Sieben Tage für die Ewigkeit - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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zu würdigen, dass er seinen Bericht nicht würde ändern müssen, und verschwand im Drehkreuz der Schleuse. Lukas holte sie auf dem leeren Parkplatz ein, wo sie nach ihren Schlüsseln suchte.
    »Wenn Sie aufhören könnten, mich zu erschrecken, wäre ich Ihnen sehr dankbar«, sagte sie zu ihm.
    »Ich glaube, es hat schlecht mit uns begonnen«, meinte Lukas mit sanfter Stimme.
    »Was begonnen?«, entgegnete sie.
    Lukas zögerte, bevor er antwortete:
    »Sagen wir es mal so, ich bin manchmal ein bisschen direkt mit meinen Äußerungen, aber ich bin wirklich froh, dass Ihre Freundin durchkommt.«
    »Nun, dann haben wir heute wenigstens etwas gemeinsam, soweit das möglich ist. Wenn Sie mich jetzt bitte meine Autotür öffnen lassen würden …«
    »Und wenn wir einen Kaffee zusammen trinken würden … bitte?«
    Zofia blieb stumm.
    »Schlechter Vorschlag!«, sagte Lukas. »Sie trinken keinen und ich auch nicht! Wie wär’s mit einem Orangensaft? Es gibt ganz köstlichen, gleich gegenüber.«
    »Warum liegt Ihnen so sehr daran, Ihren Durst in meiner Begleitung zu löschen?«
    »Weil ich eben erst in San Francisco eingetroffen bin und hier wirklich niemanden kenne. Ich habe drei Jahre extrem einsam in New York gelebt, was nicht sehr originell ist. Der Big Apple hat mich ziemlich wortkarg gemacht, doch ich bin fest entschlossen, mich zu ändern.«
    Zofia neigte den Kopf zur Seite und musterte Lukas.
    »Gut, ich fange ganz von vorne an«, sagte er. »Vergessen Sie New York, meine Einsamkeit und den ganzen Rest. Ich weiß nicht, warum ich solche Lust habe, ein Gläschen mit Ihnen zu trinken. Das heißt, das Gläschen ist mir völlig egal, ich möchte Sie einfach kennen lernen. So, jetzt ist es raus. Es wäre ein gutes Werk von Ihnen, ja zu sagen.«
    Zofia sah auf ihre Uhr und zögerte ein paar Sekunden. Schließlich lächelte sie und nahm die Einladung an. Sie überquerten die Straße und traten ins Crispy Cream. In dem kleinen Lokal roch es angenehm nach warmen Gebäck; ein Blech mit Donuts kam eben aus dem Backofen. Sie setzten sich ans Fenster. Zofia aß nichts, sah Lukas aber höchst erstaunt zu. Er hatte innerhalb von zehn Minuten sieben Donuts mit Puderzucker verputzt.
    »Was die Liste der Todsünden betrifft, hat Sie die Naschhaftigkeit nicht geschockt, wie ich sehe«, bemerkte sie belustigt.
    »Lächerlich, diese Geschichte mit den Sünden …«, erwiderte Lukas und leckte sich die Finger ab. »Das ist was für Mönche. Ein Tag ohne Donuts ist schlimmer als ein Tag mit schönem Wetter!«
    »Sie mögen die Sonne nicht?«, fragte sie erstaunt.
    »Doch, doch, ich liebe die Sonne! All die Verbrennungen und den Hautkrebs. Die Männer krepieren vor Hitze, halb erwürgt von ihrer Krawatte, die Frauen fürchten, ihr Make-up könne zerfließen, und alle holen sich eine Erkältung wegen der Klimaanlagen, die wiederum das Ozonloch vergrößern. Die Luftverschmutzung nimmt zu, die Tiere verdursten, ganz zu schweigen von den alten Menschen, die ersticken. Ach, nein, verzeihen Sie! Aber die Sonne ist wirklich nicht die Erfindung dessen, der sie erfunden haben soll.«
    »Sie haben eine sonderbare Einstellung zu den Dingen.« Zofia interessierte sich noch mehr für Lukas’ Ansichten, als dieser in ernstem Tonfall erklärte, dass man bei der Bewertung des Bösen und des Guten ehrlich sein müsse. Die Reihenfolge der Wörter machte sie stutzig. Lukas hatte mehrmals das Böse vor dem Guten erwähnt … Gewöhnlich war das umgekehrt.
    Eine Idee schoss ihr durch den Kopf. Sie verdächtigte ihn, ein Kontrollengel zu sein, der sie bei der Abwicklung ihrer Mission beobachten sollte. Sie war schon einigen bei weit weniger schwierigen Aufträgen begegnet. Je mehr sie Lukas so provozierend reden hörte, desto sicherer war sie sich ihrer Sache. Beim neunten Donut verkündete er mit noch halb vollem Mund, dass er sie gerne wiedersehen würde. Zofia lächelte. Er bezahlte, und sie verließen das Lokal.
    Auf dem leeren Parkplatz hob Lukas den Kopf.
    »Ein bisschen frisch, aber ein erhabener Himmel, nicht wahr?«
    Sie hatte seine Einladung zum Abendessen am nächsten Tag angenommen. Wenn sie beide durch den größten aller denkbaren Zufälle für dasselbe Haus arbeiteten, würde derjenige, der sie prüfen sollte, nichts zu beanstanden haben: Sie würde mit Leib und Seele dabei sein. Zofia stieg in ihren Wagen und fuhr heim.
    Sie parkte den Wagen vor dem Haus und bemühte sich, keinen Lärm zu machen, als sie die Außentreppe hinauflief. Kein

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