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Sieben Tage für die Ewigkeit - Roman

Sieben Tage für die Ewigkeit - Roman

Titel: Sieben Tage für die Ewigkeit - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Imperium, das er im Laufe der Jahre geschaffen hatte. Mit angeborenem Sinn fürs Immobiliengeschäft und unermüdlichem Arbeitseifer hatte Antonio Andric ein riesiges Imperium aufzubauen vermocht, das inzwischen über dreihundert Makler und fast ebenso viele Juristen, Finanzbuchhalter und Assistenten beschäftigte.
    Lukas zögerte, verzichtete aber doch auf das achte Croissant. Er schnipste mit den Fingern, um einen Cappuccino zu bestellen. An seinem Stift kauend blätterte er die Unterlagen durch und dachte weiter nach. Die Statistiken, die er sich in der Informatikabteilung von A&H besorgt hatte, sprachen Bände.
    Nachdem er sich schließlich doch noch ein Schokoladencroissant genehmigt hatte, kam er zu dem Schluss, dass es im ganzen Silicon Valley unmöglich war, auch nur das kleinste Büro oder Stück Land zu mieten, zu kaufen oder zu verkaufen, ohne mit der Gruppe zu verhandeln, die ihn am Vorabend engagiert hatte. Die Werbebroschüre und ihr unvergleichlicher Slogan »Das intelligente Immobiliengeschäft« erlaubten es ihm, seine Pläne reifen zu lassen.
    Die A&H -Gruppe war ein Firmengebilde mit zwei Köpfen. Seine Achillesferse befand sich an der Verbindungsstelle der beiden Hälse. Es würde genügen, dass die beiden Hirne der Organisation dieselbe Luft einatmeten, damit sie sich am Ende gegenseitig erstickten. Würden sich Andric und Hurt um das Steuer des Schiffes streiten, käme die ganze Firma unweigerlich sofort vom Kurs ab. Der plötzliche Untergang des A&H -Imperiums würde rasch den Appetit des Großkapitals wecken und eine Destabilisierung des Immobilienmarktes zur Folge haben, und das in einem Sektor, in dem die Mieten zu den Grundpfeilern des Wirtschaftslebens zählten. Die Reaktionen der Börse würden nicht lange auf sich warten lassen, und die Unternehmen der ganzen Region würden bald zugrunde gehen.
    Lukas dachte verschiedene Möglichkeiten durch, um seine Hypothesen aufzustellen: Am wahrscheinlichsten war, dass eine große Anzahl von Unternehmen eine Mieterhöhung und verschlechterte Börsennotierungen nicht überleben würde. Selbst bei pessimistischster Beurteilung der Lage ließen Lukas’ Berechnungen erkennen, dass mindestens zehntausend Menschen ihre Stelle verlieren würden – eine Zahl, die ausreichend war, um die Wirtschaft der gesamten Region implodieren zu lassen und die schönste Embolie hervorzurufen, die man sich vorstellen konnte – die der Lunge der internationalen Informatik .
    Da die Finanzkreise ihrer kurzlebigen Sicherheit nur ihre langlebige Ängstlichkeit entgegenzusetzen hatten, würden die Milliarden, die an der Wall Street in die Technologiewerte hineingepumpt worden waren, innerhalb weniger Wochen verpuffen und dem Herzen des Landes einen herrlichen Infarkt bescheren.
    »Die Globalisierung hat trotzdem etwas Gutes!«, sagte Lukas der Kellnerin, die ihm dieses Mal eine heiße Schokolade brachte.
    »Wieso? Beabsichtigen Sie, Ihre Schmierereien mit einem koreanischen Produkt zu entfernen?«, erwiderte sie mit einem zweifelnden Blick auf die bekritzelte Tischplatte.
    »Wenn ich gehe, wische ich alles weg«, knurrte er und nahm seine Überlegungen wieder auf.
    Da es hieß, schon der Flügelschlag eines Schmetterlings könne einen Wirbelsturm auslösen, wollte Lukas demonstrieren, dass diese Theorie auch für die Wirtschaft zuträfe. Es würde nicht lange dauern, bis die Krise auf Europa und Asien übergegriffen hätte. A&H -Gruppe wäre sein Schmetterling, Ed Hurt sein Flügelschlag, und die Docks der Stadt könnten die Bühne seines Sieges werden.
    Nachdem er die Resopalplatte seines Tisches ausgiebig mit einer Gabel zerkratzt hatte, verließ er die Cafeteria und ging um das Gebäude herum. Auf der Straße entdeckte er ein Chrystler-Coupé und brach das Türschloss auf. An der Ampel betätigte er den Knopf für das elektrische Verdeck, das sich hinten in einem Gehäuse zusammenfaltete. Als er in die Tiefgarage seines neuen Bürogebäudes fuhr, griff er zu seinem Handy. Er hielt den Wagen vor dem Parkwächter an und bat ihn mit einem freundlichen Handzeichen, sich zu gedulden, bis er sein Gespräch beendet hätte. Mit wichtigtuerischer Stimme vertraute er einem imaginären Gesprächspartner an, er habe Ed Hurt dabei erwischt, wie er einer reizenden Journalistin verkündete, dass er das eigentliche Hirn der Gruppe sei und sein Partner nur die Beine darstelle! Dann brach er in schallendes Gelächter aus, öffnete die Wagentür und überreichte dem jungen Mann, der ihn

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