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Sieben Tage für die Ewigkeit - Roman

Sieben Tage für die Ewigkeit - Roman

Titel: Sieben Tage für die Ewigkeit - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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auf das beschädigte Schloss hinwies, die Schlüssel.
    »Ich weiß«, sagte Lukas mit gespielter Betroffenheit, »man ist heute nirgendwo mehr in Sicherheit!«
    Der Parkwächter, dem kein Wort des Gesprächs entgangen war, sah Lukas zur Eingangshalle des Gebäudes gehen. Er stellte das Coupé mit der Sorgfalt ab, für die er bekannt war … ihm und keinem anderen vertraute die persönliche Assistentin von Antonio Andric jeden Tag die Aufgabe an, den Geländewagen des Generaldirektors zu parken. Es dauerte zwei Stunden, bis das Gerücht in das neunte und letzte Stockwerk der Market Street 666, den noblen Firmensitz der A&H , vorgedrungen war: Die Mittagspause bewirkte eine Verzögerung. Um dreizehn Uhr siebzehn betrat Antonio Andric wutentbrannt in das Büro von Ed Hurt, und um dreizehn Uhr neunundzwanzig verließ er das Büro seines Partners türknallend. Er schrie über den Flur, dass sich die »Beine« auf dem Golfplatz entspannen würden und sich das »Hirn« an seiner Stelle um die monatliche Vertriebssitzung kümmern solle. Als Lukas sein Cabrio wieder in Empfang nahm, warf er dem Parkwächter einen verständnisinnigen Blick zu. Er war erst in einer Stunde mit seinem Arbeitgeber verabredet, was ihm Zeit ließ, noch eine kleine Besorgung zu machen. Er verspürte große Lust, seinen Wagen zu wechseln. Und um denjenigen, den er gerade fuhr, auf seine Weise zu parken, war der Hafen nicht weit entfernt.
    *
    Zofia setzte Reine beim Friseur ab und versprach ihr, sie zwei Stunden später wieder abzuholen. So blieb ihr gerade noch genug Zeit, um im Bildungszentrum für Sehbehinderte ihr Geschichtsseminar abzuhalten. Zofias Schüler erhoben sich, als sie den Klassenraum betrat.
    »Ich bilde mir nichts darauf ein – aber ich bin die Jüngste in dieser Klasse. Also setzen Sie sich bitte!«
    Unter allgemeinem Gemurmel nahm die Gruppe wieder Platz, und Zofia fuhr an der Stelle mit dem Unterricht fort, an der sie in der letzten Stunde aufgehört hatte. Sie schlug das Buch in Blindenschrift auf und begann zu lesen. Zofia gefiel diese Schrift, in der sich die Worte mit den Fingerspitzen ertasten ließen und die Texte in der hohlen Hand lebendig wurden. Sie liebte dieses verschwommene Universum, so mysteriös für diejenigen, die glaubten, alles klar zu sehen, obwohl sie in wesentlichen Dingen oft blind waren. Beim Läuten der Glocke beendete sie ihren Unterricht, gab bekannt, dass die nächste Stunde am kommenden Donnerstag stattfinde, und verabschiedete sich von ihren Schülern. Sie holte Reine mit dem Wagen ab und fuhr sie wieder nach Hause, durchquerte dann erneut die Stadt, um Julius von der Ambulanz zum Hafen zurückzufahren. Mit dem Verband um sein Bein sah er aus wie ein Freibeuter, was ihn, als Zofia es ihm sagte, mit gewissem Stolz erfüllte.
    »Hast du irgendwelche Sorgen?«, fragte Julius plötzlich.
    »Nein, ich bin nur überarbeitet.«
    »Du bist immer überarbeitet, also raus damit.«
    »Julius, ich habe mich auf eine seltsame Herausforderung eingelassen. Wenn Sie etwas unglaublich Gutes tun sollten, etwas, das den Lauf der Welt verändern würde, was würden Sie machen?«
    »Wenn ich Utopist wäre oder wenn ich an Wunder glaubte, würde ich versuchen, den Hunger auf der Erde zu beseitigen, alle Krankheiten auszumerzen, ich würde verbieten, dass, von wem auch immer, die Würde eines Kindes verletzt würde. Ich würde alle Religionen miteinander aussöhnen, würde eine reiche Fülle von Toleranz über die Erde ausgießen. Und wahrscheinlich würde ich jede Form von Armut verschwinden lassen. Ja, all das würde ich tun … wenn ich Gott wäre!«
    »Und haben Sie sich schon einmal gefragt, warum Er es nicht getan hat?«
    »Du weißt genauso gut wie ich, dass all das nicht von seinem Willen abhängt, sondern von dem der Menschen, denen Er die Erde anvertraut hat. Es gibt nichts so unermesslich Gutes, das man es sich vorstellen könnte, Zofia, ganz einfach deshalb, weil das Gute, im Gegensatz zum Bösen, unsichtbar ist. Es lässt sich nicht errechnen und nicht beschreiben, ohne dass etwas von seiner Erhabenheit und seinem Sinn verloren ginge. Das Gute besteht aus einer unendlichen Zahl von kleinen Aufmerksamkeiten, die, zusammengenommen, vielleicht eines Tages die Welt verändern. Frag jemanden, ob er dir fünf Personen nennen kann, die den Lauf der Menschheitsgeschichte zum Guten verändert haben. Vielleicht der erste Demokrat, der Erfinder der Antibiotika oder ein Friedensstifter. So merkwürdig es auch

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