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Sieben Tage für die Ewigkeit - Roman

Sieben Tage für die Ewigkeit - Roman

Titel: Sieben Tage für die Ewigkeit - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Hafengebiet von San Francisco erstreckte sich über viele Kilometer, das heißt praktisch über die gesamte Ostküste der Stadt. Es befand sich in ständigem Umbruch. Und die Tätigkeit am Hafen ging weiter – sehr zum Bedauern der Immobilienfirmen, die sich energisch für eine Erweiterung des Segelhafens und die Befestigung der am Meer entlangführenden Sraßen eingesetzt hatten. Die kleinen Segelschiffe hatten einen Liegeplatz in einer zweiten Marina gefunden, ein Sieg ebenjener Baulöwen, denen es gelungen war, ihren Kampf etwas mehr nach Norden zu verlagern. Die damit verbundene Schaffung eines vornehmen Wohnviertels hatte in der Geschäftswelt heftigen Neid erweckt, und man hatte sich um die teuren Grundstücke gerissen. Weiter vorne waren riesige Anlagen erbaut worden, an denen die Überseedampfer anlegten. Die Ströme von Passagieren, die diese Schiffe verließen, ergossen sich über eine erst kürzlich angelegte Promenade, die zum Pier 39 führte. In diesem Touristengebiet waren zahlreiche Geschäfte und Restaurants entstanden. Die vielfältigen Aktivitäten an den Piers waren Quelle ungeheuren Profits und Gegenstand erbitterter Interessenkämpfe. Seit zehn Jahren lösten sich die Chefs der Immobiliengesellschaften im Hafenbereich fast jährlich ab – ein Zeichen dafür, mit welcher Härte um Einflussnahme auf Ankauf und Nutzung dieses Uferstreifens gekämpft wurde.
    »Worauf wollen Sie hinaus?«, fragte Ed.
    Lukas lächelte schelmisch und breitete eine Karte aus, auf deren Deckblatt »Hafen von San Francisco, Docks 80« zu lesen war.
    »Auf zum Angriff auf diese letzte Bastion!«
    Der stellvertretende Generaldirektor wollte einen Thron, und Lukas bot ihm einen an – und was für einen!
    Er nahm wieder Platz, um seinen Plan in allen Einzelheiten zu erläutern. Die Situation auf den Docks war prekär. Die Arbeit war hart und oft gefährlich, das Temperament der Docker hitzig. Ein Streik konnte sich dort schneller ausbreiten als ein Virus, und Lukas hatte schon das Nötige unternommen, um eine äußerst explosive Atmosphäre zu schaffen.
    »Ich weiß nicht, was uns das nutzen soll«, erklärte Ed gähnend.
    Lukas fuhr unbeirrt fort:
    »Solange die Fracht- und Logistikunternehmen ihre Löhne und Mieten bezahlen, wagt niemand, sie hinauszuwerfen. Aber das könnte sich schnell ändern. Eine erneute Lähmung der Hafentätigkeit würde ausreichen.«
    »Die Hafenleitung würde nie in diese Richtung gehen. Wir werden auf erheblichen Widerstand stoßen.«
    »Das ist eine Frage des Einflusses«, entgegnete Lukas.
    »Mag sein«, meinte Hurt und wiegte den Kopf, »aber für ein Projekt dieses Ausmaßes brauchen wir Unterstützung von der obersten Spitze.«
    »Gerade Ihnen muss ich ja wohl nicht die Grundregeln des Lobbyismus erklären! Der Immobilienverwalter des Hafens steht kurz vor der Entlassung. Ich bin sicher, eine kleine Abfindung würde ihn sehr interessieren.«
    »Ich verstehe nicht, wovon Sie sprechen!«
    »Ed, dabei hätten Sie der Erfinder der Umschläge sein können, die unter dem Tisch zirkulieren!«
    Der stellvertretende Generaldirektor richtete sich in seinem Sessel auf. Er wusste nicht recht, ob er sich durch diese Bemerkung geschmeichelt oder beleidigt fühlen sollte. Auf dem Weg zur Tür sagte Lukas zu seinem Chef:
    »In dem blauen Aktenordner finden Sie auch ausführliche Informationen über unseren Anwärter auf eine üppige Rente. Er verbringt jedes Wochenende am Tahoe-See und ist total verschuldet. Sehen Sie zu, dass Sie mir möglichst schnell ein Treffen mit ihm arrangieren können. Wählen Sie einen vertraulichen Ort, und überlassen Sie mir den Rest.«
    Nervös blätterte Hurt die Akten durch. Er sah Lukas verblüfft an und runzelte die Stirn.
    »Waren Sie in New York in der Politik?«
    Die Tür schloss sich.
    Der Aufzug war da, doch Lucas ließ ihn leer weiterfahren. Er schaltete sein Handy ein und wählte hastig seine Mailbox an. ›Sie haben keine neuen Nachrichten‹, wiederholte die metallische Stimme zwei Mal. Er legte auf und klickte den kleinen Briefumschlag an: keine SMS . Er schaltete das Handy aus und trat in den Lift. Als er in der Parkgarage ausstieg, gestand er sich ein, dass ihn etwas verwirrte, das er nicht zu identifizieren vermochte: ein kaum wahrnehmbares Schlagen tief in seiner Brust, das bis in seine Schläfen widerhallte.
    *
    Die Versammlung dauerte schon über zwei Stunden an. Die Folgen von Gomez’ Sturz im Laderaum der Valparaiso nahmen beängstigende Ausmaße an.

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