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Sieben Tage für die Ewigkeit - Roman

Sieben Tage für die Ewigkeit - Roman

Titel: Sieben Tage für die Ewigkeit - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Sie schüchtern.«
    »Das habe ich gar nicht bemerkt.«
    »Dann hören Sie bloß nicht auf … Das steht Ihnen nämlich gut.«
    Lukas trat auf Zofia zu, und der Ausdruck ihrer Gesichter veränderte sich. Sie spürte etwas, das sie nicht beherrschen konnte: ein kaum wahrnehmbares Schlagen tief in ihrer Brust, das bis in ihre Schläfen widerhallte . Lukas’ Finger bargen das Versprechen einer zarten verheißungsvollen Liebkosung und zitterten leicht, als er sie auf Zofias Wange legte.
    »So«, sagte er und befreite ihre Augen von der Haarsträhne.
    Ein Blitz zerriss den dunklen Himmel, Donner krachte, und schwerer Regen prasselte auf sie nieder.
    »Ich möchte Sie wiedersehen«, sagte Lukas.
    »Ich Sie auch, aber vielleicht an einem etwas trockeneren Ort«, erwiderte Zofia.
    Er legte den Arm um sie und zog sie im Laufschritt zum Restaurant. Die weiß gescheuerte Holzterrasse war jetzt leer. Sie stellten sich unter das mit Schiefer gedeckte Vordach und beobachteten, wie das Wasser aus der Regenrinne schwappte. Vom Regen unbeeindruckt saß die gefräßige Möwe auf der Brüstung und beobachtete sie. Zofia bückte sich, hob einen durchnässten Brotkanten auf, drückte ihn aus und warf ihn in die Luft. Der Vogel flog mit vollem Schnabel zum offenen Meer hinaus.
    »Wie kann ich Sie wiedersehen?«, fragte Lukas.
    »Aus welcher Welt kommen Sie?«
    Er zögerte.
    »Aus einer, die Ähnlichkeit mit der Hölle hat!«
    Nun zögerte Zofia, musterte ihn und lächelte.
    »Das sagen viele der Leute, die in Manhattan gelebt haben, wenn sie hierherkommen.«
    Ein heftiger Sturm kam auf, und sie mussten fast schreien, um sich verständigen zu können. Zofia ergriff Lukas’ Hand und sagte sanft:
    »Zunächst einmal rufen Sie mich an. Sie erkundigen sich, wie es mir geht, und im Laufe des Gesprächs schlagen Sie ein Treffen vor. Ich antworte, dass ich zu arbeiten habe, dass ich sehr beschäftigt bin; dann schlagen Sie ein anderes Datum vor, und ich sage, dass es perfekt ist, weil ich soeben etwas abgesagt habe.«
    Ein weiterer Blitz zuckte am Himmel, der jetzt tief schwarz geworden war. Sturmböen fegten über den Strand – eine Witterung, die an den Weltuntergang erinnerte.
    »Wollen wir uns nicht etwas besser unterstellen?«, fragte Zofia.
    »Wie geht es Ihnen?«, antwortete Lukas nur.
    »Gut. Warum?«, erkundigte sie sich verwundert.
    »Weil ich Sie gerne eingeladen hätte, den Nachmittag mit mir zu verbringen … Aber sie haben keine Zeit, Sie müssen arbeiten, Sie sind beschäftigt. Wie wäre es dagegen mit einem gemeinsamen Abendessen?«
    Zofia lächelte. Er legte schützend den Arm um sie und zog sie zum Wagen. Das aufgewühlte Meer überspülte jetzt fast schon die menschenleere Promenade. Lukas half Zofia auf die andere Straßenseite. Er hatte Mühe, die Wagentür gegen die Kraft der Windböen zu öffnen. Sobald sie im Inneren saßen, ließ der ohrenbetäubende Lärm des Sturms nach, und sie machten sich im strömenden Regen auf den Rückweg. Lukas setzte Zofia, wie sie gebeten hatte, vor einer Werkstatt ab. Ehe er losfuhr, sah er auf seine Uhr. Sie beugte sich zu seinem Fenster hinab.
    »Ich war heute Abend zum Essen verabredet, aber ich versuche abzusagen. Ich rufe Sie auf Ihrem Handy an.«
    Er lächelte und fuhr an. Zofias Blick folgte ihm, bis der Wagen im Strom der anderen Fahrzeuge auf der Van Ness Avenue verschwand.
    Sie zahlte die Rechnung für den Abschleppdienst und das Aufladen der Batterie. Als sie in den Broadway einbog, war das Gewitter vorbei. Der Tunnel mündete direkt in das heiße Viertel der Stadt. An einem Zebrastreifen bemerkte sie einen Taschendieb, der gerade zur Tat schreiten wollte. Sie parkte in zweiter Reihe, stieg aus dem Ford und lief zu ihm.
    Ohne Umschweife sprach sie den Mann an, der einen Schritt zurückwich: Seine Haltung war drohend.
    »Wirklich keine gute Idee«, sagte Zofia und deutete auf die Frau mit der Aktentasche, die sich entfernte.
    »Bist du ein Bulle?«
    »Darum geht es nicht!«
    »Hau ab, du blöde Kuh!«
    Er eilte seinem Opfer nach. Als er sie fast erreicht hatte, stolperte er und fiel der Länge nach hin. Die junge Frau stieg in einen Cablecar, ohne irgendetwas von der ganzen Sache zu bemerken. Zofia wartete, bis er sich wieder aufgerappelt hatte, und ging dann zu ihrem Wagen zurück.
    Als sie die Tür öffnete, biss sie sich, unzufrieden mit sich selbst, auf die Unterlippe. Irgendetwas hatte ihre Absichten durchkreuzt. Das Ziel war erreicht, aber nicht so, wie sie es gewollt

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