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Sieben Tage für die Ewigkeit - Roman

Sieben Tage für die Ewigkeit - Roman

Titel: Sieben Tage für die Ewigkeit - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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meinem Alter macht man mit seinen Erinnerungen, was man will.«
    Sie beugte sich vor, stützte sich auf das Kaminsims und verzog das Gesicht eigenartig. Zofia lief zu ihr.
    »Was haben Sie, Reine?«
    »Nichts, nichts, nur ein kleiner Schmerz im Bauch, mach dir keine Sorgen.«
    »Sie sind ganz blass und sehen erschöpft aus!«
    »Ich war seit zehn Jahren nicht mehr in der Sonne, und in meinem Alter darf man wohl eines Morgens etwas müde aufwachen. Mach dir keine Sorgen.«
    »Soll ich Sie nicht zu einem Arzt bringen?«
    »Das hätte mir gerade noch gefehlt! Deine Ärzte sollen schön zu Hause bleiben, und ich tue dasselbe! Nur so komme ich gut mit ihnen aus.«
    Sie machte ihnen ein Handzeichen, das bedeuten sollte: Geht jetzt, ihr seht beide so aus, als hättet ihr es eilig, also verschwindet!
    Zofia zögerte, dann fügte sie sich.
    »Zofia?«
    »Das Album, das du sehen wolltest, ich glaube, ich würde es dir gerne heute zeigen. Aber es sind besondere Fotos, ich möchte, dass du sie im Licht des späten Nachmittags siehst, dann wirken sie am besten.«
    »Wie Sie wollen, Reine.«
    »Also komm um fünf Uhr, und sei pünktlich, ich zähle auf dich.«
    »Ich komme, versprochen.«
    »Und jetzt los, ihr beiden, ich habe euch mit meinen alten Geschichten schon lange genug aufgehalten! Lukas, gehen Sie pfleglich mit der Jacke um … Der Mann, der sie getragen hat, hat mir mehr bedeutet als alles andere auf der Welt.«
    Als sich der Wagen entfernte, ließ Reine die Gardine vor das Fenster fallen und brummte vor sich hin, während sie einen der Blumensträuße, der auf dem Tisch stand, ordnete.
    »Kost und Logis, und jetzt auch noch die Wäsche!«
    Sie fuhren die California Street hinab. An der Kreuzung Polk Street hielten sie genau neben dem Auto von Inspektor Pilguez. Zofia kurbelte das Fenster herunter, um ihn zu begrüßen. Er lauschte einer Nachricht, die knisternd aus dem Funkgerät tönte.
    »Ich weiß nicht, was diese Woche los ist, aber die scheinen alle verrückt zu sein. Die fünfte ernste Schlägerei innerhalb einer Woche in Chinatown. Also, ich muss los, einen schönen Tag«, sagte er und fuhr an.
    Der Polizeiwagen bog mit heulender Sirene links ab, ihr Auto hielt zehn Minuten später am Ende des Piers 80. Sie sahen den alten Frachter, der sich unbeeindruckt an seinen Ankerketten wiegte.
    »Ich habe vielleicht eine Idee, um das Unvermeidliche zu verhindern«, sagte Zofia. »Ich nehme dich einfach mit.«
    Lukas musterte sie beunruhigt.
    »Wohin?«
    »Zu den meinen, komm mit, Lukas!«
    »Und wie? Durch die Gnade des Heiligen Geistes?«, fragte Lukas ironisch.
    »Wenn man nicht zu seinem Arbeitgeber zurück will, muss man genau das Gegenteil von dem tun, was erwartet wird. Lass dich rauswerfen!«
    »Hast du meinen Lebenslauf gelesen? Glaubst du, den kann ich in achtundvierzig Stunden auslöschen oder neu schreiben? Und selbst wenn, meinst du wirklich, deine Familie würde mich mit offenen Armen, das Herz voll der besten Absichten, aufnehmen? Zofia, kaum hätte ich die Schwelle deines Hauses überschritten, würde sich ein Heer von Wachen auf mich stürzen, um mich dahin zurückzuschicken, woher ich komme, und ich nehme an, die Reise wird nicht erster Klasse sein.«
    »Ich habe mich stets in den Dienst meiner Mitmenschen gestellt, habe versucht, sie davon überzeugen, nie zu resignieren, und jetzt ist es an mir, das Glück anzunehmen, das Leben zu genießen. Zu zweit sein, bedeutet das Paradies, und das habe ich verdient!«
    »Du verlangst das Unmögliche, der Unterschied zwischen uns ist zu groß, sie werden nie zulassen, dass wir uns lieben.«
    »Etwas Hoffnung, ein Zeichen würde ausreichen. Nur du kannst entscheiden, dich zu ändern, Lukas, beweis ihnen deinen guten Willen.«
    »Ich wünsche mir so sehr, dass du recht hast und dass es so einfach wäre.«
    »Dann versuch es, ich bitte dich!«
    Lukas verstummte, und es herrschte Schweigen. Er entfernte sich einige Schritte auf den rostigen Bug des großen Schiffs zu. Jedes Mal, wenn sich die Ankerkette mit heftigem Rasseln spannte, gab sich die Valparaiso wie ein Tier, das für seine Freiheit kämpfte, um seine letzte Bleibe aufsuchen zu können: sein Grab auf offener See.
    »Ich habe Angst, Zofia …«
    »Ich auch. Lass mich dich mit in meine Welt nehmen, ich werde dort jeden deiner Schritte leiten, über deine Tage und Nächte wachen und stets in deiner Nähe sein. Ich werde das vorgezeichnete Schicksal auslöschen und alle deine Wunden heilen. An den Tagen, an

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