Sieben Tage für die Ewigkeit - Roman
Schmerzen?«
»Nur ein Stechen; ich muss falsch gelegen haben. Tut mir leid, ich wollte dich nicht wecken.«
»Spielt keine Rolle, ich habe sowieso nicht mehr richtig geschlafen. Ich mache Tee.«
Auf dem Weg zur Kochnische bemerkte sie die verdrießliche Miene ihrer Freundin.
»Du hast eine Tasse heiße Schokolade verdient!«, sagte sie und öffnete den Kühlschrank.
Mathilde zog die Gardine zurück. Ein Mann, seinen Hund an der Leine, trat auf die sonst noch menschenleere Straße.
»Ich hätte wahnsinnig gerne einen Labrador, doch allein bei der Vorstellung, ihn jeden Morgen ausführen zu müssen, kriege ich schon Depressionen«, sagte Mathilde und ließ die Gardine zurückgleiten.
»Man ist verantwortlich für das, was man zähmt – dieser Ausspruch stammt nicht von mir, sondern von Saint-Exupéry!«, kommentierte Zofia.
»Danke, dass du mich drauf hinweist. Übrigens, habt ihr Pläne, der kleine Lu und du?«
»Wir kennen uns erst seit zwei Tagen, und außerdem heißt er Lukas!«
»Sage ich ja!«
»Nein, wir haben keine Pläne!«
»Das kann aber nicht so bleiben, wenn man zu zweit ist, hat man immer Pläne!«
»Ach, und woher weißt du das?«
»Das ist so, es gibt Bilder vom Glück, an denen man nichts verändern darf, du kannst sie farbig ausmalen, aber nicht über die Ränder hinaus! Also, eins und eins macht zwei, zwei ist ein Paar, und ein Paar hat Pläne, so ist das und nicht anders!«
Zofia lachte herzlich. Die Milch im Topf begann zu kochen, sie goss sie auf das Kakaopulver und rührte vorsichtig um.
»Hier trink, statt dummes Zeug zu reden«, sagte sie und brachte ihr die dampfende Tasse. »Wo hast du denn ein Paar gesehen?«
»Du bist zum Verzweifeln! Seit drei Jahren höre ich dich nun von Liebe und dem ganzen Blabla reden. Wozu sind denn deine Märchen gut, wenn du schon am ersten Drehtag die Rolle der Prinzessin verweigerst?«
»Was für eine romantische Metapher!«
»Geh jetzt und schmiede Metaphern mit ihm, wenn es dir nichts ausmacht! Ich warne dich, wenn du nichts unternimmst, schnappe ich ihn dir weg, sobald mein Bein wieder in Ordnung ist!«
»Wir werden sehen. Die Situation ist nicht so einfach, wie sie scheint.«
»Hast du schon Liebesgeschichten erlebt, die einfach sind? Zofia, ich habe dich immer allein gesehen, und du warst diejenige, die mir gesagt hat: ›Wir sind selbst verantwortlich für unser Glück‹. Nun, dein Glück ist etwa ein Meter fünfundachzig groß und hat um die achtundsiebzig Kilo Muskeln, also lauf bitte nicht dran vorbei!«
»Ach, wie klug und zartfühlend du bist!«
»Nein, pragmatisch, außerdem glaube ich, dass ›dein Glück‹ im Begriff ist aufzuwachen. Sei so gut und geh zu ihm, ich wäre gern allein. Also los, raus aus deinem Wohnzimmer!«
Zofia schüttelte den Kopf und ging ins Schlafzimmer. Sie setzte sich auf die Bettkante und beobachtete Lukas. Er streckte sich wie eine Katze und gähnte. Dann öffnete er ein Auge. Sofort erhellte ein Lächeln sein Gesicht.
»Bist du schon lange da?« fragte er.
»Wie geht es deinem Arm?«
»Ich merke fast nichts mehr«, sagte er, rollte mit der Schulter und verzog vor Schmerzen das Gesicht.
»Jetzt die Nicht-Macho-Version: Wie geht es deinem Arm?«
»Er tut höllisch weh!«
»Dann ruh dich aus. Ich wollte dir etwas zum Frühstück machen, aber ich weiß nicht, was du isst.«
»Zwei Dutzend Pfannkuchen und ebenso viele Croissants!«
»Kaffee oder Tee?«, fragte sie und erhob sich.
Lukas betrachtete sie, sein Gesicht hatte sich verfinstert; er ergriff ihr Handgelenk und zog sie zu sich.
»Hast du schon mal das Gefühl gehabt, dass die Welt dich im Stich lässt, den Eindruck, dass das Zimmer, in dem du dich befindest, immer kleiner wird, die Überzeugung, dass deine Kleider über Nacht gealtert sind, dass dein Bild in jedem Spiegel dein Elend reflektiert und dass dir das Gefühl zu glauben, dass dich nichts und niemand liebt und dass du nichts liebst und dass dieses Nichts die Leere deiner eigenen Existenz ist, so ganz und gar nicht guttut?«
Zofia strich mit der Fingerspitze über Lukas’ Lippen.
»So etwas darfst du nicht denken!«
»Dann lass mich nicht allein.«
»Ich wollte nur Kaffee machen.«
Sie beugte sich zu ihm hinab.
»Ich weiß nicht, ob es eine Lösung gibt, aber wir werden sie finden!«, flüsterte sie.
»Geh duschen, ich mache inzwischen Frühstück. Meine Schulter braucht Bewegung.«
Sie stimmte bereitwillig zu und verschwand im Badezimmer. Lukas betrachtete sein
Weitere Kostenlose Bücher