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Sieben Tage für die Ewigkeit - Roman

Sieben Tage für die Ewigkeit - Roman

Titel: Sieben Tage für die Ewigkeit - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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beendete ihre dritte Naht.
    »Ich höre es zum ersten Mal! Und jetzt hast du mir wehgetan.«
    Zofia beugte sich herab, um den Faden mit den Zähnen abzubeißen. Sie legte den Kopf auf seinen Oberkörper und schmiegte sich an ihn. Das Schweigen verband sie. Lukas strich zärtlich mit den Fingern durch ihr Haar. Sie fröstelte.
    »Zwei Tage sind kurz!«
    »Ja«, flüsterte er.
    »Wir werden getrennt. Das ist unvermeidlich.«
    Und zum allerersten Mal fürchtete sich Zofia, wie auch Lukas, vor der Ewigkeit.
    »Glaubst du, man könnte aushandeln, dass er dich mit mir gehen lässt?«, fragte Zofia schüchtern.
    »Mit President lässt sich nicht verhandeln, und schon gar nicht, wenn man sich seinen Befehlen widersetzt hat. Ich befürchte ohnehin, dass der Zugang zu deiner Welt außerhalb meiner Reichweite liegt.«
    »Aber vorher gab es doch in der Berliner Mauer auch Übergänge vom Westen in den Osten, oder?«, fragte sie und näherte die Nadel erneut dem Wundrand.
    Lukas verzog das Gesicht und stieß einen Schrei aus.
    »Jetzt bist du aber empfindlich, ich habe dich kaum berührt!«
    Plötzlich öffnete sich die Tür, und Mathilde stand, gestützt auf den Besenstiel, der ihr als Krücke diente, im Zimmer.
    »Es ist nicht meine Schuld, dass die Wände deiner Wohnung so dünn wie Pappe sind«, sagte sie und humpelte zu ihnen.
    Sie setzte sich ans Fußende des Bettes.
    »Gib mir die Nadel«, verlangte sie in energischem Tonfall, »und du komm näher«, befahl sie Lukas.
    »Du hast Glück, ich bin Linkshänderin!«
    Sie vernähte geschickt die Wunden – drei Stiche auf jeder Seite der Schulter reichten aus, um die Verletzung zu schließen.
    »Wenn man zwei Jahre hinter der Theke einer zweifelhaften Bar verbracht hat, entwickelt man unerwartete Talente als Krankenschwester, vor allem, wenn man in den Wirt verliebt ist. Apropos, euch beiden habe ich zwei, drei Sachen zu sagen, bevor ich wieder ins Bett gehe. Danach tue ich, was ich kann, um mich davon zu überzeugen, dass ich schlafe und am nächsten Morgen einen Lachanfall bekommen werde, wenn ich an den Traum zurückdenke, den ich gerade habe.«
    Auf ihre improvisierte Krücke gestützt hinkte Mathilde zur Tür. Auf der Schwelle wandte sie sich um und betrachtete die beiden.
    »Es ist unwichtig, ob ihr das seid, für was ich euch halte. Ehe ich dich, Zofia, getroffen habe, dachte ich, das wahre Glück auf Erden käme nur in schlechten Büchern vor, die man offenbar eben daran erkennt. Aber du hast mir eines Tages gesagt, dass selbst der Schlechteste unter uns irgendwo versteckte Flügel hat und dass man ihm, statt ihn zu verurteilen, helfen muss, sie zu entfalten. Also gib dir eine echte Chance, denn wenn ich einen Mann wie ihn gehabt hätte, ich hätte ihn nicht entwischen lassen, das kann ich dir versichern, meine Liebe. Was dich angeht, du Schwerverletzter, wenn du ihr auch nur eine Feder krümmst, nähe ich deine Wunde mit der Stricknadel zu. Und jetzt macht nicht solche Gesichter! Was auch immer ihr durchzustehen habt, ich verbiete euch strikt aufzugeben, denn wenn ihr aufgebt, gerät die ganze Welt ins Wanken, die meine auf alle Fälle.«
    Die Tür fiel hinter ihr ins Schloss. Lukas und Zofia blieben schweigend zurück, hörten ihren unregelmäßigen Schritt auf dem Parkett. Von ihrem Bett aus rief Mathilde:
    »Wie lange sage ich dir schließlich schon, dass du mit deinem unschuldigen Gehabe wie ein Engel wirkst! Jetzt kannst du dir dein Schulterzucken sparen, so blöd war ich nun auch wieder nicht!«
    Sie griff nach dem Schalter der Lampe, die auf dem kleinen runden Tisch stand, und riss mit einem Ruck das Kabel ab. Sofort sprang die Sicherung heraus. Das Mondlicht schimmerte durch die Gardinen. Mathilde vergrub das Gesicht im Kopfkissen. In ihrem Zimmer schmiegte sich Zofia an Lukas.
    Der Klang der Glocken der Grace Cathedral drang durch das leicht geöffnete Badezimmerfenster. Der zwölfte Schlag verhallte über der Stadt.
    Es wurde Abend, und es wurde Morgen ….

Fünfter Tag
    Bei Anbruch des fünften Tages schliefen die beiden. Mit der frischen Morgenluft drangen die Herbstgerüche durch das geöffnete Fenster. Zofia schmiegte sich an Lukas. Mathildes Stöhnen hatte sie aus unruhigen Träumen gerissen. Sie räkelte sich, erstarrte aber sogleich, als sie feststellte, dass sie nicht allein war. Behutsam schlug sie die Decke zurück und schlüpfte, noch in ihren Kleider vom Vortag, aus dem Bett. Auf Zehenspitzen schlich sie ins Wohnzimmer.
    »Hast du

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