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Sieben Tage für die Ewigkeit - Roman

Sieben Tage für die Ewigkeit - Roman

Titel: Sieben Tage für die Ewigkeit - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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sehr schwierig. Man braucht ihnen bloß beim Ankleiden zu helfen, sich zu erkundigen, wie es ihnen geht, ihnen Mut zu machen, sich neben sie zu setzen und ihnen die Zeitung vorzulesen …«
    »Hör auf! Ich kümmere mich um deinen Greis!«
    Er entfernte sich erneut … um sogleich zurückzukommen.
    »Eins sage ich dir, wenn der Bengel, der auf der anderen Straßenseite mit seinem Digitalhandy spielt, auch nur ein einziges Foto schießt, dann schieße ich ihn auf den Mond!«
    »Lukas!«
    »Schon gut, schon gut, ich gehe!«
    Ohne weitere Umstände packte Lukas den Mann, der ihn verwundert ansah, beim Arm.
    »Du bist schließlich nicht hergekommen, um die Autos zu zählen! Also halt dich schön brav an deiner Krücke fest!«
    Die Ampel schaltete auf Grün, und das Gespann setzte sich in Bewegung. Auf dem zweiten Zebrastreifen perlte Lukas schon der Schweiß von der Stirn, auf dem dritten hatte er den Eindruck, eine Kolonie von Ameisen in seinem Oberschenkel zu spüren, auf dem vierten bekam er einen heftigen Krampf. Sein Herz begann zu rasen, und der Sauerstoff drang kaum mehr bis in seine Lungen vor. Noch ehe sie die Straßenmitte mit der Verkehrsinsel erreicht hatten, glaubte Lukas zu ersticken.
    »Alles in Ordnung, junger Mann?«, fragte der alte Herr. »Soll ich Ihnen hinüber helfen? Halten Sie sich an meinem Arm fest, es ist nicht mehr weit.«
    Lukas griff nach dem Papiertaschentuch, das er ihm reichte, und wischte sich die Stirn ab.
    »Ich kann nicht!«, sagte er mit zitternder Stimme. »Ich schaffe es nicht! Es tut mir leid, so unendlich leid!«
    Er floh im Laufschritt zurück zum Wagen, wo Zofia mit verschränkten Armen auf dem Kühler hockte und ihn erwartete.
    »Willst du ihn da stehen lassen?«
    »Das hätte mich fast umgebracht!«, sagte er nach Luft ringend.
    Noch ehe er ausgesprochen hatte, lief sie zwischen den hupenden Autos hindurch zu der Verkehrsinsel und fasste den alten Herrn beim Arm.
    »Es ist mir unangenehm, wirklich unangenehm, er ist ein Anfänger, es ist das erste Mal«, sagte sie aufgebracht.
    Der Mann kratzte sich am Hinterkopf und musterte Zofia verwundert. Als die Ampel wieder auf Grün sprang, rief Lukas:
    »Lass ihn dort stehen!«
    »Was sagst du da?«
    »Du hast mich sehr gut verstanden! Ich habe die Hälfte des Weges für dich gemacht, jetzt ist es an dir, auf mich zuzukommen. Lass ihn da, wo er ist!«
    »Bist du verrückt geworden?«
    »Nein, das ist nur logisch! Ich habe in dem wundervollen Buch von Hilton gelesen, lieben heißt teilen, jeder muss einen Schritt auf den anderen zugehen! Du hast das Unmögliche von mir verlangt, ich habe es für dich getan, jetzt musst du auch bereit sein, auf einen Teil deiner selbst zu verzichten. Lass diesen Mann dort stehen. Er oder ich!«
    Der alte Herr tippte Zofia auf die Schulter.
    »Ich möchte Sie nicht unterbrechen, aber wegen all Ihrer Geschichten komme ich noch zu spät. Gehen Sie nur zu Ihrem Freund!«
    Und ohne weiter abzuwarten, überquerte er den Rest der Fahrbahn.
    Zofia ging zurück zum Wagen. Sie sah traurig aus. Lukas öffnete ihr die Tür und wartete, bis sie eingestiegen war, ehe er sich ans Steuer setzte, doch der Ford rührte sich nicht vom Fleck.
    »Sieh mich nicht so an, es tut mir aufrichtig leid, dass ich die Sache nicht zu Ende bringen konnte«, sagte er.
    Sie holte tief Luft und antwortete dann nachdenklich:
    »Es dauert hundert Jahre, bis ein Baum gewachsen ist, und nur wenige Minuten, um ihn zu verbrennen.«
    »Sicher, aber worauf willst du hinaus?«
    »Ich werde in deinem Haus leben, und du wirst mich dorthin bringen, Lukas!«
    »Das ist doch nicht dein Ernst!«
    »Viel mehr, als du dir vorstellen kannst.«
    »Das lasse ich auf keinen Fall zu.«
    »Ich gehe mit dir, Lukas, und basta!«
    »Das schaffst du nicht.«
    »Du warst derjenige, der mir gesagt hat, ich solle mich nicht unterschätzen. Es ist zwar paradox, aber die Deinen werden mich mit offenen Armen aufnehmen! Bring mir das Böse bei, Lukas!«
    Er betrachtete lange ihre eigenartige Schönheit. Verloren in der Stille zwischen zwei Welten war sie zu einer Reise entschlossen, über deren Ziel sie nichts wusste, deren Zweck ihr aber jegliche Angst nahm. Zum ersten Mal war das Verlangen stärker als die Folge, zum ersten Mal hatte Lieben einen anderen Sinn, als sie sich je vorgestellt hatte. Lukas fuhr zügig in Richtung Unterstadt.
    *
    Aufgeregt griff Blasius zum Telefon und stammelte, man solle ihn mit President verbinden, oder, besser noch, ihm seinem

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