Sieben Tage: Thriller (German Edition)
dazusitzen, den Kopf im Leerlauf. Die Finger über die Saiten wandern, die Töne im Bauch vibrieren zu lassen. Er sehnte sich danach, sich in dem Bewusstseinschlafen zu legen, dass morgen ein ruhiger Tag werden würde. Er sehnte sich danach, neben Alexa Barnard in ihrem Bett zu liegen, an ihren Rücken geschmiegt, und mit einer Hand über ihre weiche Brust zu streicheln.
Er öffnete die Augen, denn die Richtung, in die seine Gedanken wanderten, gefiel ihm nicht. Er seufzte und blickte Bones an, der neben ihm saß und ins Leere starrte.
»Weißt du was? Wir fangen noch mal ganz von vorne an«, schlug Griessel vor.
»Okay«, seufzte Bones, wenig begeistert.
Griessel erklärte ihm alles der Reihe nach: Makar Kotko war im Dezember zufällig gemeinsam mit den Leuten von Gariep auf einem Empfang, wo er Hanneke Sloet kennenlernte. Die sinnliche junge Anwältin hatte es ihm auf den ersten Blick angetan. Um sie für sich zu gewinnen, beauftragte er Silberstein Lamarque mit der Ausarbeitung des Vertrags für die Gariep-Anteile. Damit hoffte er, sie ins Bett zu kriegen.
Kotko rief ständig bei ihr an und lud sie zum Essen ein, aber sie lehnte jedes Mal ab. Vielleicht, weil man bei Silbersteins schon ziemlich schnell herausgefunden hatte, dass Kotko mit dem Organisierten Verbrechen in Verbindung stand, vielleicht auch, weil sie durch den Umzug und den Besuch bei ihren Eltern über Weihnachten einfach keine Zeit hatte. Möglicherweise aber auch nur, weil sie Kotko nicht interessant fand.
Am zweiundzwanzigsten Dezember rief Kotko sie zum letzten Mal an.
Warum danach nicht mehr?
Sloet zog in ihre neue Wohnung und erhielt Anfang Januar den Auftrag, Kotko auf Herz und Nieren zu überprüfen. Der Bericht von Jack Fischer en Genote enthüllte seine KGB-Vergangenheit sowie seine Vorliebe, Menschen mit dem Bajonett zu foltern. Dennoch fuhr Silberstein fort, die Verträge für ZIC auszuarbeiten.
Damit hatte Kotko zwei mögliche, wenn auch unwahrscheinliche Motive, sie zu ermorden: Sein Selbstbewusstsein war angekratzt, und weil er ein kranker Psychopath war, ermordete er sie. Oder Sloet hatte ihm irgendwie zu verstehen gegeben, dass sie Informationen über seine Vergangenheit besaß und diesean die Öffentlichkeit bringen wollte. Vielleicht erpresste sie ihn auch, verlangte eine Förderung ihrer Karriere oder Geld. Es wäre möglich, dass sie am Abend ihres Todes ein Dokument bereithielt oder einen Stick, und dass Kotko jemanden zu ihr schickte. Jemanden, der seine Stichwaffe hinlegte, während er ihr das Dokument aus der Hand nahm.
Am Morgen des achtzehnten Januar sahen Kotko und Sloet einander bei einer Besprechung in der Kanzlei Silberstein. Kotko und seine Handlanger wohnten nur vier Straßen von Sloets Apartment entfernt. Kotko engagierte zwei Callgirls und verbrachte die Nacht mit ihnen, die Handlanger waren bis nach zwölf in einem Nachtclub. Solide Alibis.
Aber was hätte den Russen davon abhalten sollen, eine vierte Person anzuheuern, die Sloet ermordete? Das war unwahrscheinlich, weil Sloet vermutlich keinem Unbekannten die Tür geöffnet hätte. Aber Kotko könnte genug von ihr gewusst haben, um jemanden zu engagieren, den sie kannte. Die andere Möglichkeit war, dass sie gegen zehn Uhr an jenem Abend ausgehen wollte. Der Angreifer konnte draußen auf sie gewartet und sie überrascht haben. Doch sie trug keinen Slip und war auch ansonsten nicht zum Ausgehen gekleidet. Dieser Hergang war also auch unwahrscheinlich.
»Was übersehe ich?«, fragte Griessel, nachdem Bones ihm aufmerksam zugehört hatte.
»Ich passe, Bennie. Als ich in den Staaten studiert habe, hieß es immer, wir müssten alle bases abdecken. Ein Baseball-Ausdruck. Na ja, und genau das hast du getan.« Nach kurzem Nachdenken fügte er hinzu: »Weißt du noch, was der Lamborghini-Mann gesagt hat?«
»Henry van Eeden?«
»Yebo. Er gesagt, Sloet hätte ihre Prioritäten gesetzt, nè? Dem Fischer-Bericht muss sie entnommen haben, dass Kotko wichtige politische Beziehungen besaß. Und in der Welt der BEE würde man sich einfach nicht mit so einem Kerl anlegen.«
»Das stimmt.«
»Und was diese Theorie der Zurückweisung angeht: Ich weiß nicht, Bennie. Du konstruierst Alibis für dich und deine Handlanger, engagierst einen Typen, der vielleicht in ihre Wohnungreinkommt, vielleicht aber auch nicht … Das bedeutet eine Menge Stress und Risiko, nur um dein geknicktes Selbstvertrauen aufzubauen.«
»Kann sein«, sagte Griessel.
»Du bist aber nicht
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