Sieben Tage: Thriller (German Edition)
einen Schlüssel.«
»Wie viele Angestellte hatte er?«
»Weiß ich nicht.«
»Sie kennen sie wirklich nicht?«
Die Witwe schüttelte den Kopf und griff zum Glas.
»Ich brauche ein Foto Ihres Mannes«, sagte Mbali. »Und die Adresse des Auktionators. Und den Schlüssel zur Kanzlei.«
Der Heckenschütze parkte an der Stelle, die er am Abend zuvor ausgewählt hatte – gleich um die Ecke der Vriendestraat, in der Schoonder, in Fahrtrichtung Tuine-Einkaufszentrum.
Von hier aus hatte er einen ungehinderten Blick auf das automatische Stahltor zu den Nelson’s Mansions, dem alten Wohnblock aus den fünfziger Jahren. Es war außerdem ein sicherer Platz, denn ringsum waren die Straßen mit den Autos der Anwohnerzugeparkt, die wahrscheinlich keine Garagen hatten. Ein Fahrzeug mehr oder weniger fiel gar nicht auf.
Am Abend zuvor hatte er hier in seinem Audi gesessen, über eine Stunde lang, und beobachtet, wie die Bewohner der Nelson’s Mansions einer nach dem anderen vor dem Tor anhielten und es mit einer Fernbedienung öffneten. Nach seinen Zeitmessungen hatte es durchschnittlich zweiundzwanzig Sekunden gedauert, bis das Tor ganz offenstand. Von dem Moment an, in dem der Polizist anhielt und auf den Knopf drückte, blieben ihm fast dreißig Sekunden Zeit.
Dreißig Sekunden, um auf zwei Reifen und dann den Insassen zu schießen.
Das hatte er am Nachmittag auf dem freien Feld an der R304, in der Nähe des Kleinsoutriviers geübt. Drei Schüsse. Vielleicht auch vier. Vorne, hinten, Fahrer.
Bis er nur noch zehn Patronen übrig hatte.
Gestern Abend hatte er festgestellt, dass etwa auf halbem Weg zwischen Parkplatz und Toreinfahrt eine Straßenlaterne stand. Dadurch konnte er selbst in einem Abstand von vierzig Metern die Gesichter der wartenden Personen deutlich erkennen. Ohne Teleskop. Er hatte sich Griessels Gesicht im Internet und in den Zeitungen sorgfältig eingeprägt. Das zu lange, wirre Haar, die seltsamen slawischen Augen, das verlebte Gesicht.
Er würde ihn erkennen.
Er vergewisserte sich, dass die Türen des Chanas verschlossen waren. Dann wartete er, denn es waren zahlreiche Fußgänger unterwegs nach Hause. Als gerade niemand kam, kletterte er rasch nach hinten und zog den Sichtschutz herunter.
Er nahm die Kappe und die Sonnenbrille ab, legte das Band der Stirnlampe um den Kopf und schaltete die Lampe auf niedrigster Stufe ein. Dann öffnete er die Werkzeugkiste, hob den Einsatz heraus und stellte ihn beiseite.
Er griff zum Gewehr.
52
Um zwanzig nach sieben fand Mbali endlich die Handynummer des Auktionators heraus.
Sie erklärte, wer sie war, und sagte: »Ich brauche Zugang zum Mobiliar von Frikkie de Vos.«
»Von wem?«
Sie nannte ihm alle Angaben, über die sie verfügte.
»Kommen Sie morgen«, sagte der Auktionator.
»Nein. Ich muss die Möbel sofort untersuchen. Ich ermittle im Fall dieses Irren, der auf Polizisten schießt. Es geht um Leben und Tod!«
»Scheiße!«, fluchte der Auktionator.
»Obszönität ist die gängige Krücke der Konversationskrüppel.«
»Häh?«
»Können Sie mir sagen, wie Sie die zu versteigernden Möbel verladen und transportiert haben?«
»Wie alle anderen auch.«
»Und das wäre?«
»Wir verpacken sie und laden sie dann in den Lkw.«
»Womit verpacken Sie sie?«
»Plastikfolie.«
»Und wann verpacken Sie sie?«
»Bevor wir sie verladen, Himmelherrgott!«
»Gut. In einer halben Stunde bin bei Ihnen am Lager.«
»Ich wohne in Somerset-Wes, ich brauche eine Stunde.«
»Dann machen Sie sich am besten sofort auf den Weg.«
Anschließend rief Mbali den Chef der PCSI an, der Elite-Spurensicherung der Valke.
Griessel rief Alexa an, bevor sie am Flughafen losfuhren.
Sie meldete sich nicht.
Er rief Ella an, aber erwischte nur die Mailbox. Er versuchte sich daran zu erinnern, was Alexa gestern Vormittag gesagt hatte, bevor er nach Johannesburg geflogen war. Fand die Generalprobe heute Abend statt? Oder erst morgen Abend? Er hatte ihr nur mit halbem Ohr zugehört.
Er hoffte, es gab nicht schon wieder Probleme. Bitte nicht heute Abend!
Kurz hinter dem Tygerberg-Hospitaal klingelte sein Telefon. Rasch meldete er sich, in der Hoffnung, es sei Alexa.
»Bennie«, sagte Kolonel Nyathi, »wo sind Sie?«
Griessel war nur zehn Minuten vom Präsidium entfernt.
»Wir treffen uns zum Meeting, sobald Sie hier sind«, sagte Nyathi mit Grabesstimme.
Der Heckenschütze war ungeduldig und frustriert. Zigmal hatte er inzwischen durch das Fernglas ankommende Autos
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